Mit Fennymore zum Sieg

Plötzlich ist es mucksmäuschenstill im Saal. Wie gebannt blicken die Zuschauer auf Elisabeth Mevißen. Die Sechstklässlerin von der Gesamtschule Brüggen hat auf dem roten Stuhl Platz genommen, klappt die Buchdeckel auseinander und beginnt zu lesen. Das Buch Fennymores Reise, eine Detektivgeschichte von Kirsten Reinhardt, hat das Mädchen zuvor noch nie in der Hand gehalten – zudem erschweren Worte wie Dackeljagdrevier oder Tristesse das Lesen. Die Anforderungen beim Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels sind hoch.

Die Schulen im Kreis Viersen haben die 20 besten Vorleser zum Regional-Entscheid in die Schule an der Dorenburg in Grefrath geschickt. Sie lesen der Jury und dem Publikum eine Stelle aus ihrem Lieblingsbuch. Anschließend lesen die besten Fünf aus dem Buch über Fennymore vor. „Das wird eine schwierige Entscheidung für uns“, sagt Schulrat und Jury-Vorsitzender Thomas Bongartz. Gemeinsam mit vier Lehrerinnen, einer Mitarbeiterin des Amtes für Schulen, Jugend und Familie des Kreises Viersen und einer Buchhändlerin bewertet er die Leseleistung der Sechstklässlerinnen. Und die kann sich hören lassen. „Ein toller Nachmittag“, freut sich Corinna Kapell, die den Wettbewerb für das Amt für Schulen, Jugend und Familie des Kreises Viersen organisiert hat.

Auf dem roten Stuhl hat Amira Menke Platz genommen. Neben ihr türmen sich die Lautsprecher, vor ihr steht ein Mikrofon. „Es ist ungewohnt, seine Stimme über die Boxen zu hören“, sagt die Schülerin des St. Bernhard Gymnasiums Schiefbahn. Mit der Situation hat sie sich schnell arrangiert. Sicher liest sie den Text über Fennymore und sein Fahrrad Monbijou vor. „Ich lese sehr viel“, sagt die Zwölfjährige. „Und ich lese viel vor: Meinen Eltern, meiner Klasse, meinen Freunden.“

Die Jurymitglieder bewerten Lesetechnik, Textgestaltung und Textverständnis. „Uns ist wichtig, das Interesse der Kinder für Literatur zu wecken“, sagt Bongartz. Das gelingt besonders gut bei Mädchen: Unter den 20 Kandidaten sind nur drei Jungs. Mädchen lesen teilweise mehr und ausdauernder. „Das belegen Studien“, sagt Schulrat Bongartz.

Viersener „Kreismeister“ werden ebenfalls zwei Mädchen: Patricia Anstötz von der Overbergschule Dülken gewinnt den Wettbewerb der Förderschulen; Amira Menke das Vorlesen der Real- und Gesamtschüler sowie Gymnasiasten. Sie vertritt nun im Frühjahr den Kreis beim Bezirkswettbewerb. Freuen können sich aber alle Teilnehmer: über eine Urkunde, das Fennymore-Buch und viele, neue Lese-Ideen, die sie an diesem Nachmittag gewonnen haben.

Die Teilnehmer am Kreis-Entscheid:
Patricia Anstötz (Viersen), Lena Gerads-Heyer (Nettetal), Christina Palgen (Willich), Sophia Beenen (Kempen), Felix Brandt (Viersen), Franzis Weyers (Nettetal), Amira Menke (Willich), Elisabeth Mevißen (Brüggen), Greta Freiburger (Willich), Maike Breitmar (Tönisvorst), Nina Schmelich (Viersen), Jonas Birker (Schwalmtal), Franziska Hunz Schwalmtal), Nina Dudziak (Tönisvorst), Emma Naus (Willich), Johannes Toennessen (Kempen), Vanessa Greifzu (Kempen), Helen Sperling (Nettetal), Esther Vermeulen (Grefrath) und Eva-Maria Preiss (Viersen)

www.vorlesewettbewerb.de
www.kreis-viersen.de