Bocholt, 29. Februar 2012
Das Kreuz an der Kreuzstraße
Stadtarchiv Bocholt präsentiert Foto des Monats März 2012
Bocholt (PID).
Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Bombardierung der Stadt Bocholt, am 22. März 1950, wurde an der südlichen Ecke der Kreuzstraße / Kaiser-Wilhelm-Straße ein neues Wegekreuz feierlich eingesegnet. Das Foto des Monats März 2012 erinnert an die feierliche Veranstaltung.
Das neue Kreuz sollte, wie auch sein Vorgänger, das Andenken an eine geschichtlich bedeutsame Stätte wahren. An jener Stelle tagten vermutlich schon in sächsischer Zeit die alten Gerichte, während des Mittelalters die Go- und Landgerichte und bis ins 16. Jahrhundert hinein die Freigerichte der Stadt Bocholt. Gleichzeitig sollte das Kreuz Zeugnis von der seit 600 Jahren in Bocholt lebendigen Verehrung des hl. Kreuzes geben.
Das 1760 erstmals erwähnte christliche Symbol an der Straßenecke war zu einem altehrwürdigen Bocholter Wahrzeichen geworden. Bis in die Kriegszeit hinein war es Brauch unter dem Bocholter Handwerkern, das Kreuz alljährlich kostenlos mit einem neuen Anstrich zu versehen. Das Vorgängerkreuz war 1945 bei der Zerstörung der Stadt Bocholt durch Bombeneinwirkung schwer beschädigt worden. Ein Teil des Hauptes splitterte ab, die Arme wurden nur noch von der Eiseneinlage gehalten, und die Holzbalken wiesen große Risse auf. Nachdem durch Witterungseinflüsse weitere Schäden entstanden waren, stürzte der hölzerne Korpus schließlich am 24. August 1949 von den Kreuzbalken herab und wurde völlig zerstört.
Ein halbes Jahr später schon errichtete die Pfarrgemeinde St. Josef gemeinsam mit der Stadt Bocholt auf dem Driessen’schen Eckgrundstück ein neues Wegekreuz. Seit 1867 besaß die katholische Kirchengemeinde bereits das im Grundbuch festgeschriebene Recht, diesen Platz zur Unterhaltung des Kreuzes zu nutzen. Den Korpus aus Eichenholz schuf der Suderwicker Bildhauer Paul Weßling, den Sockelaufbau besorgte der Bauunternehmer Bernhard Mersch. Nach einem Gedenkhochamt für die Kriegstoten zogen die Gläubigen in großer Zahl am 22. März 1950 in einer feierlichen Prozession von der St.-Josef-Kirche zum neuen Kreuz, das Pfarrer Josef Geppert zusammen mit P. Victor Isele OFMCap. einweihte. Dort stand es bis zum 9. November 1998. Als man seinerzeit die Geschäftshäuser am Neutorplatz baute, musste das Kreuz seinen angestammten Platz verlassen. Seither befindet es sich auf der Grünfläche an der Ecke Kaiser-Wilhelm- / Willy-Brand-Straße.
© Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
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