Bocholt, 28. März 2012
Aus der Anfangszeit des Kapuzinerklosters
Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats aus Anlass des 100. Jahrestages der Eröffnung der Klosterschule
Bocholt (PID).
Nach mehreren Jahren der Vorbereitung eröffneten die Kapuziner der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz am 16. April 1912 am Hemdener Weg ihre Missionsniederlassung mit Kloster, höherer Schule und Internat. Schon im April 1905 hatte der Orden bei der Königlichen Regierung in Münster den Antrag auf Errichtung eines Konviktes für seine Schüler in Bocholt gestellt, der ein Jahr später abgelehnt und nach einem weiteren Versuch durch Erlass vom 28. Mai 1910 genehmigt wurde.
Der Orden konnte hier nun eine Niederlassung zum Zweck der Ausbildung von Missionaren für die deutschen Kolonien im Pazifik errichten. Die Niederlassung bestand zunächst aus dem eigentlichen Kloster. Im Gründungsjahr kamen im Ganzen neun Ordensangehörige nach Bocholt, darunter vier Geistliche, die in der Seelsorge tätig waren, und fünf Laienbrüder, die im Kloster Aufgaben als Koch, Schneider, Gärtner und Gehilfe wahrnahmen. Zwischen 1919 und 1924 verrichteten die Patres auch die Gottesdienste in der Filialkirche von St. Georg auf Haus Heidefeld in Spork. Erster Superior wurde bis 1919 P. Gregorius Magnus Middendorf OFMCap. Einen eigenen Klosterfriedhof besaßen die Kapuziner in den ersten Jahren noch nicht. Daher wurde der im Februar 1918 verstorbene P. Arsenius Günther zunächst noch auf dem städtischen Friedhof an der Blücherstraße beigesetzt. Neben dem Kloster wurde am Hemdener Weg auch eine Missionsschule mit Internat gebaut. Bei der Einweihung des Hauses zogen dort zwölf Zöglinge ein, die sämtlich die Unterprima besuchten. Bis zum Jahr 1917 zählte das Seraphische Konvikt Josephinum rund 60 Schüler, Primaner und Obersekundaner. Zunächst wurden dort die Primaner der Klosterschule aus Straßburg-Königshofen untergebracht. Sie bereiteten sich am städtischen Gymnasium in Bocholt auf die Reifeprüfung vor. Diese Schüler wohnten während des Ersten Weltkrieges im Bocholter Internat, weil die Klosterschule in Königshofen wegen eines dort eingerichteten Lazaretts weniger Platz bot. Da angesichts des Krieges die Zahl der älteren Schüler immer mehr zurückging, wurden seit dem Herbst 1915 auch zwei untere Klassen mit Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren in Bocholt verpflegt und unterrichtet. Das Bild aus dem Jahre 1912 zeigt das Kapuzinerkloster auf dem großen, eingefriedeten Grundstück am Hemdener Weg, der dort in seinem südlichen Teil wenig bebaut war. Links sind die ersten Häuser an der Herzogstraße zu sehen, im Hintergrund die Fabrikschornsteine der großen Firmen am Westend. Anstelle des Wirtschaftsgebäudes (rechts) baute man 1923 die dem hl. Josef geweihte Klosterkirche. Wer historisch interessante Fotos von Bocholt besitzt, kann sich an Stadtarchivar Wolfgang Tembrink wenden unter Tel. 02871/24110 12.
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt, Tel. 02871/24110 12
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Das Kapuzinerkloster im Jahre 1912. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)
So sah das Kapuzinerkloster im Jahre 1912 aus. Links sind erste Gebäude der heutigen Herzogstraße zu erkennen. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)