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Presseinformation

30. März 2012
Verjüngungskur für den „Wachhalter“
Heimatverein pflanzt Wacholder in Rheine-Elte

Kreis Steinfurt/Rheine-Elte. Die würzigen Beeren im Sonntagsbraten und der Schnaps Genever sind inzwischen bekannter als die Pflanze, die diese Leckereien liefert. Und das hat seinen Grund: Dem Wacholder in Westfalen geht es schlecht. Seine Bestände sind so stark rückläufig, dass er inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht.

„Für die Stärkung der letzten Wacholderbestände müssen wir etwas tun“, so Forstamtfrau Lydia Schulze vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald. Mit 50 kniehohen Wacholderstecklingen ist sie deshalb nach Rheine in die Elter Dünen gereist. Unter einer Stromleitung sind hier noch Reste von ehemals ausgedehnten Wacholder-Heiden vorhanden. Sie wachsen auf Binnendünen, die zu Zeiten mit karger Vegetationsdecke aus den Sanden der Ems aufgeweht wurden. Überleben konnten die lichthungrigen Wacholder hier nur, da die Netzbetreiber bei der Trassenpflege andere aufkommende Bäume beseitigten und somit eine Beschattung verhinderten.

Aus bislang noch nicht erforschten Gründen verjüngen sich die alten Wacholder aber nicht mehr. Deshalb gewann Lydia Schulze vor vier Jahren Stecklinge aus diesem Bestand und zog sie in Arnsberg groß. Sie sollen nun frischen Wind in den leicht düster anmutenden Wacholderbestand bringen. „Die lokale Herkunft ist besonders wichtig, da die Pflanzen so an die vor Ort herrschenden Umweltbedingungen angepasst sind“, erläutert die Forstamtfrau.

Der Heimatverein Elte kümmert sich seit vielen Jahren um die Wacholder. In mühsamer Arbeit befreit Hubert Wältring mit seiner Truppe jedes Jahr die Wacholderheide von aufkommenden Laubgehölzen wie Faulbaum und Birke. Er ist auch zur Stelle, um die Stecklinge in Empfang zu nehmen und in kleinen Grüppchen auf die Dünen zu pflanzen. Jeder Steckling erhält dazu noch einen dreieckigen Zaun aus Maschendraht. „In der Anwachsphase brauchen die kleinen Pflanzen noch Schutz gegen Wildverbiss“, erklärt Wältring, „später sind die Nadeln dann abschreckend genug.“

Die stechenden Nadeln waren auch ein Grund, warum der Wacholder früher häufiger war. Im Mittelalter führte Holzeinschlag und weiträumige Beweidung zur Entwicklung von Heidelandschaften. Kein Laubgehölz war vor den Schafen sicher, nur den Wacholder verschmähten sie. Heute sind diese Wacholder-Heiden mit ihrem faszinierenden Landschaftsbild durch großräumige Aufforstungen selten geworden und sowohl national als auch auf europäischer Ebene geschützt. „Die tolle Zusammenarbeit zwischen Heimatverein, dem Netzbetreiber Amprion und den Behörden ist ein Segen für die Wacholderheide hier in Elte“, meint Dr. Birgit Jedrzejek von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Steinfurt. So kann der Wacholder in Zukunft statt über die Seelen der Toten über das seltene Biotop und seine spezialisierten Tiere und Pflanzen wachen.


Steckbrief Wacholder
Der Wacholder ist einer der konkurrenzschwächsten heimischen Bäume, da er nur langsam wächst und keine Beschattung verträgt. Die anspruchslose “Zypresse des Nordens” kommt deshalb nur dort vor, wo es für andere Bäume ungemütlich ist. Das sind vor allem trockene und nährstoffarme Standorte wie die Binnendünen in Elte. Wacholder können bis 15 m hoch und 600 bis ausnahmsweise 2000 Jahre alt werden. Seine Beeren brauchen zwei Jahre bis zur Reife und sind botanisch gesehen eigentlich kleine Zapfen.

Durch seine bizarre Gestalt fand der Wacholder auch Eingang in zahlreiche Bräuche. So wurde er früher auf Gräber gepflanzt, da er im Volksglauben dort als „Wachhalter“ die Seelen der Toten beherbergte, bis sie wieder ins Leben zurückkehren konnten. Der Name Wacholder lässt sich noch auf diesen Ursprung zurückführen.





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Wacholder



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de