Demenz: „Die Menschen nicht alleine lassen“

15.06.2012 | Herten

„Schirm des Quartiers“ gegen Tabus und Intoleranz

Die Krankheit ist unter uns, trifft Großeltern, Eltern, Nachbarn, Freunde – meist aus heiterem Himmel. Die Diagnose „Demenz“ ist für Betroffene wie Angehörige nur schwer zu verkraften. „Umso wichtiger ist es, die Menschen in dieser Situation nicht alleine zu lassen“, betonen die Verantwortlichen des Demenznetzes Herten und wollen am Freitag, 29. Juni, von 10 bis 13 Uhr am Einkaufszentrum Disteln mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.

Unter dem Slogan „Demenz unter dem Schirm des Quartiers“ will das Demenz-Servicezentrum Ruhr (Bochum) gemeinsam mit dem Demenznetz Herten, in dem sich Träger wie die AWO, das Gertrudis-Hospital Westerholt, die Martinus-Trägergesellschaft und die Caritas engagieren, vor allem eines erreichen: Dass Betroffene in ihrer Nachbarschaft, in ihrem Quartier Geborgenheit finden.

„Dazu muss ein Tabu gebrochen und über die Krankheit gesprochen werden“, sagt Wolfgang Wessels vom Demenz-Servicezentrum Ruhr. „Das ist extrem schwierig, denn noch immer sind Erkrankte in gewisser Weise stigmatisiert.“

Ingrid Rüschenschmidt vom städtischen Beratungs- und Infocenter Pflege (kurz: BIP) weiß, ebenso wie ihre Mitstreiter Stefan Mühlenbeck (Martinus-Trägergesellschaft) und Jutta Bühner (Gertrudis-Hospital), dass der noch große Unwissenheit und Unsicherheit herrschen: „Viele Betroffene kennen unsere zahlreichen Hilfsangebote nicht oder haben Hemmungen, sich überhaupt Unterstützung zu suchen.“ Deshalb setzen die Organisatoren nun auf ein niederschwelliges, kleinräumiges Projekt.

Unter auffälligen roten Schirmen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Dienste und Beratungsstellen am Aktionstag zu finden. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion kommen außerdem pflegende Angehörige und Ehrenamtler zu Wort und berichten über ihre Erfahrungen. Bürgermeister Dr. Uli Paetzel wird die Veranstaltung ebenfalls besuchen und sich in die Diskussion einbringen. Begleitet wird der Tag – schließlich soll auch bei einem schweren Thema die Freude nicht zu kurz kommen – von einem Drehorgelspieler.

Die Idee ist einfach: „Wir wollen Barrieren abbauen. Deshalb werden wir die Passanten während ihres täglichen Einkaufs ansprechen, ihnen unsere Angebote vorstellen und vor allem für Toleranz werben. Wenn eine ältere Dame an der Kasse mal ‚zu lange‘ in ihrem Portemonnaie kramt, oder der Nachbar zum wiederholten Male seinen Hausdienst vergisst, ist Solidarität gefragt“, erklärt Dirk Sopka, Leiter des städtischen Fachbereichs Familie, Jugend und Soziales. „Leider ist das in den Köpfen der Menschen noch nicht so richtig angekommen.“

Dabei ist die Krankheit schon heute allgegenwärtig: „Wir gehen davon aus, dass aktuell rund 1,2 bis 1,3 Millionen Betroffene in Deutschland leben. Ab 65 Jahren steigt das Risiko erheblich, in der Altersgruppe ab 90 Jahren sind bereits etwa 30 Prozent erkrankt“, schätzt Wolfgang Wessels. Durch die steigende Lebenserwartung erhöhe sich ganz automatisch die Erkrankungsrate, weiß der Experte. "Es kann buchstäblich jeden treffen!"

Eingeladen zum Aktionstag sind interessierte Bürgerinnen und Bürger aller Altersklassen. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.

Veranstaltungsort: Herten-Disteln, Platz zwischen Josefstraße und Einkaufszentrum
Uhrzeit: 10 bis 13 Uhr

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de, www.herten.de, www.facebook.com/stadtherten



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Demenz unter dem Schirm des Quartiers