Bocholt, 29. August 2012
Jürgen Elmer: "Brauchen ein intelligentes Stromnetz"
Stadtwerke-Geschäftsführer referiert beim Unternehmerfrühstück in Bocholt
Bocholt (PID) .
Über 90 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Verwaltung waren der Einladung des Unternehmerverbandes und der Bocholter Wirtschaftsförderung gefolgt und ins Hotel Residenz zum dritten Unternehmerfrühstück in diesem Jahr gekommen. Zum Thema "Energiewende! Wie sicher ist unsere Stromversorgung" referierte Jürgen Elmer, Geschäftsführer der Bocholter Energie- und Wasserversorgungs GmbH.
"Erwarten Sie bitte keine technischen Feinheiten von mir", begann Elmer launig, "ich habe mich in das Thema richtig einarbeiten müssen." Und Elmer wartete mit beeindruckenden Daten auf. "Haben wir in Deutschland in 2011 noch Strom exportiert, so wird das in Zukunft nicht mehr der Fall sein", so Elmer. "Im Jahre 2020 wird der Strombedarf zu 47 % aus erneuerbaren Energien gedeckt, sofern die Subventionen so weiterlaufen wie bisher."
Falle einmal ein Kraftwerk aus, gebe es - zeitlich gestrafft - die Primärreglung, die Sekundärreglung und die Tertiärregelung, um das Stromnetz so schnell wie möglich wieder in Gleichklang zu bringen. Das Stromnetz in Deutschland läuft mit 50 Hz. Elmer: "Es muss immer - von minimalen Schwankungen abgesehen - soviel abgenommen werden, wie auch produziert wird. Wenn eine Anlage ausfällt, müssen entweder schnellstmöglich irgendwelche Kraftwerke mit höherer Leistung laufen oder Großverbraucher vom Netz genommen werden, in der Regel funktioniert das in Deutschland sehr schnell."
Das Verhältnis Wasserkraft / Biomasse sei im Vergleich zu Photovoltaik und Wind erheblich effektiver, da beide rund um die Uhr laufen würden. "Photovoltaik ist in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden", berichtete Elmer, "dabei können wir in Deutschland auf maximal 1.000 Sonnenstunden kommen, in diesem Sommer noch weniger." Das sei problematisch, da alles subventionsbasiert sei - "am Ende trifft es jeden Bürger."
Bei den Stromtrassen, die Deutschland von Nord nach Süd und West nach Ost verbinden sollen, besteht laut elmer ein Kostenproblem. Wenn Offshore-Strom über eine 380kv-Leitung bis nach Bayern kommen soll, sprechen Experten von einer Kostenspanne von 9-30 Mrd. Euro. "Vor Ort haben wir die gleiche Problematik, wie alle anderen Stadtwerke auch. Wir müssen dafür sorgen, dass Windkraft- und Solaranlagen ans Netz angeschlossen werden", sagte Elmer. Jährlich investiere die BEW dafür 4-5 Millionen Euro. Elmer: "Künftig brauchen wir intelligente Stromnetze, die in der Lage sind, sowohl den Strom aus kleinsten Solar- und Windanlagen, aber auch aus den großen Offshoreanlagen und großen Kraftwerken in Einklang zu bringen." Haushalte, die über 6.000 Kilowattstunden im Jahre verbrauchen, müssen ab 2013 damit rechnen, sog. "smartmetering"-Anlagen installieren zu müssen. "Dadurch sind Energiemengen besser steuerbar. Das ist alles noch Vision, keiner weiß zurzeit, ob und wie es funktionieren wird", erläuterte Elmer.
Bundestagsabgeordneter Johannes Röhring betonte die Innovationskraft der hiesigen Region: "Wir werden künftig auf dezentrale Energieversorgung setzen müssen", so Röhring. "Stromautobahnen brauchen wir nicht, die Stadtwerke vor Ort - egal in welcher Stadt - sind aktiv. Hier in der Region können wir schon von einer regenerativen Energiebereitstellung von 40 % ausgehen, im Ruhrgebiet sind es gerade mal 5-6 %." Das zeige die Dynamik der mittelständischen Unternehmen. Röhring: "Innovation ist ein wichtiger Bestandteil." Die Welt schaue genau auf Deutschland, wie ein industriell geprägtes Land den Umstieg auf regenerative Energien bewerkstelligen kann. "Unsere Technolgien auf diesem Markt sind weltweit gefragt."
Helmut Eing, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, sieht das geplante Gas- und Dampfkraftwerk im Industriepark als passende Alternative im Bereich der dezentralen Energieversorgung. "Wie ist da der Stand der Dinge?", wollte Eing von Elmer wissen. "Wir haben in Bocholt das Problem, dass wir an einer 110kv-Leitung hängen", entgegnete Elmer "Für die Energieversorung in Bocholt wäre das GuD auf jeden Fall zu befürworten." Derzeit sei das Problem die Finanzierbarkeit. "GuDs können schnell hoch- und runtergefahren werden, um in Spitzenzeiten schnell Strom liefern zu können", so Elmer "Lag der Unterschiedsbetrag von Grundstrom und Spitzenstrom früher bei 40 %, liegt er zurzeit nur bei 15-20 % - das lässt sich schwer finanzieren." Alleine aus Gründen der Versorgungssicherheit sei das GuD aber absolut zu befürworten.
Mit wievielen Windkraftanlagen der Strombedarf Bocholts gewährleistet werden könne, fragte Jürgen Paschold vom Unternehmerverband, der die Diskussion moderierte. "Gehen wir von 1.800 - maximal 2.000 Stunden Wind pro Jahr aus", antwortete Elmer, "dann bräuchten wir 120 Anlagen der neuesten Generation. Das ist allerdings nur theoretisch machbar, da zum einen der Wind nicht immer weht und zum anderen der Strom nicht gespeichert werden kann."
Das nächste Unternehmerfrühstück ist am 28. November 2012. Dann trägt Ludger Hellmann zum Thema "Unternehmen Krankenhaus" vor.
Ludger Dieckhues teilte anschließend mit, dass die Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung zurzeit in den Umzugsarbeiten zur Osterstraße 23 seien. Dieckhues: "Dennoch präsentieren wir "Ab in die Mitte", unterstützen das Kulturevent "Mittendrin" und "Sport in der Nordstraße". Zu den Veranstaltungen möchte ich Sie gerne einladen." Ab dem 3. September ist die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft in der Osterstraße 23, 46397 Bocholt, Eingang Liebfrauenplatz zu erreichen.
Der Vortrag von Jürgen Elmer kann auf der bocholt.de als pdf-Datei heruntergeladen werden.
Direktlink: http://www.bocholt.de/intabox/medienarchive/gb112/unternehmerfruehstueck_20120829_vortrag_juergen_elmer.pdf
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Presse- und Informationsdienst, Bruno Wansing, Telefon +49 2871 953-571, E-Mail: bruno.wansing@mail.bocholt.de
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Jürgen Elmer beim Unternehmerfrühstück
BEW-Geschäftsführer Jürgen Elmer referierte am 29. August 2012 beim Unternehmerfrühstück zum Thema: "Energiewende. Wie sicher ist unsere Stromversorgung?" - Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt