(pen) „Wenn Frauen heute immer häufiger den Mut finden, über Gewalt, die ihnen in den eigenen vier Wänden widerfährt, zu berichten und sich Hilfe zu organisieren, dann ist das auch ein Erfolg unserer Arbeit. Für jede Betroffene, die aufsteht und sich gegen die in vielen Fällen jahrelang erlittene psychische oder physische Misshandlung zur Wehr setzt, lohnt sich unser Einsatz.“ Diese Bilanz einer inzwischen 13-jährigen Tätigkeit ziehen die Mitglieder des „Runden Tisches EN gegen Häusliche Gewalt“. Wie immer seit 2004 nehmen sie auch in diesem November den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zum Anlass, um mit einer besonderen Aktion kreisweit auf den Runden Tisch, seine Tätigkeit und seine Angebote aufmerksam zu machen. Es gelte, das Thema noch weiter aus der gesellschaftlichen Tabuzone zu befreien.
„Mit Pfiff gegen Gewalt“ heißt es folgerichtig zwischen Samstag, 17. November, und Freitag, 30. November, an Ständen in allen neun Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises. Verteilt werden insgesamt 1.500 Trillerpfeifen und Informationsmaterial mit Telefonnummern der Frauenberatung EN, des Frauenhauses EN, der Opferschutzbeauftragten der Polizei sowie des Weißen Rings, geboten werden Hintergründe und Gespräche. Beispielsweise über die breite Palette der praktischen Hilfen. „Sie reicht von der persönlichen Beratung über Hinweise zu Rechten von Opfern bis zur Aufnahme ins Frauenhaus“, macht Petra Bedow, Gleichstellungsbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises und Geschäftsführerin des Runden Tisches, deutlich.
Nach wie vor hat Gewalt gegen Frauen, die in allen Gesellschaftsschichten zu Hause ist, viele Gesichter. Schlagende Männer sind dabei das eine, Partner, die psychische Gewalt ausüben und versuchen, die totale Kontrolle zu erlangen, das andere. „Da werden private Kontakte unterbunden, Telefonate kontrolliert oder es wird Geld zugeteilt“, berichtet Bedow. Ebenso erschreckend wie die Facetten der Gewalt, zu deren Opfer auch die Kinder zählen, sind die Fallzahlen. So erlebt jede vierte Frau in ihrem Leben Gewalt und jede dritte Frau unter 16 ist von körperlicher Gewalt betroffen. „Allein in den letzten zwölf Monaten verzeichnete die Kreispolizeibehörde, die für acht Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises zuständig ist, 209 Fälle häuslicher Gewalt und 131 Wegweisungen der Gewalttätigen aus Wohnungen, in 167 Fällen erfolgte eine Vermittlung der Betroffenen an Beratungsstellen. Für Witten lauten die aktuell vorliegenden Zahlen 76, 39 und 34 sowie 26 Vermittlungen an das Jugendamt“, nennt Bedow lokale Daten.
Mit seiner kreisweiten Aktion will der Runde Tisch noch mehr Betroffene ermutigen, sich an Beratungsstellen, an das Frauenhaus oder an die Polizei zu wenden. Zeugen häuslicher Gewalt sollen ermuntert werden, Warnsignale zu beachten und Unterstützung anzubieten.
Um Gewalt an Frauen und Kindern zu ächten, hat der Runde Tisch seit 2004 alljährlich eine kreisweite Aktion initiiert. Den Auftakt machten seinerzeit 200.000 Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“. 2005 überreichten die Apotheken ihren Kunden 50.000 Taschentücherpäckchen. Die Botschaft: „Keine Gewalt gegen Frauen. Wir haben die Nase voll!“. 2006 hieß es dann auf 180 Plakaten in Bussen der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) und der BOGESTRA „Gewaltfrei fahren Frauen besser - Keine Gewalt gegen Frauen“, 2007 verkündeten Banner, die über Straßen und an Rathäusern im Ennepe-Ruhr-Kreis hingen: „Gemeinsam gegen Häusliche Gewalt!“ und 2008 lautete die Aufschrift auf 10.000 verteilten Taschenkalendern „Die Zeit ist reif - Keine Gewalt gegen Frauen!“. 2009 ließen 1.000 Schirme „die Frauen nicht im Regen stehen“ und 2010 wurden 2.500 Eiskratzer mit dem Aufdruck „Eiskalt gegen Häusliche Gewalt“ verteilt. Im letzten Jahr gab es dann 1.000 Lichter mit der Aufschrift „Mir geht ein Licht auf“. Die Reaktionen waren stets positiv. Es ist uns gelungen, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass häusliche Gewalt auch im Ennepe-Ruhr-Kreis stattfindet und ein Thema sein muss“, so Bedow.
Stichwort „Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis“
Der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis“, der die Aktionen geplant und vorbereitet hat, besteht seit 1999. Fachleute aus Justiz, Polizei, dem Opferschutz, den Beratungsstellen, dem Frauenhaus, der Frauenberatung, dem Gesundheitswesen und die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und der Kreisverwaltung arbeiten gemeinsam daran, die Situation gewaltbetroffener Frauen nachhaltig zu verbessern und Gewalt öffentlich zu ächten. Schirmherr ist Landrat Dr. Arnim Brux.
Stichwort Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Am 25. November 1960 wurden in der Dominikanischen Republik drei von vier Mirabal-Schwestern, die zu dieser Zeit im Untergrund gegen die damals dort herrschende Diktatur gekämpft hatten, vom militärischen Geheimdienst ermordet. Bei einem Treffen von lateinamerikanischen und karibischen Frauen 1981 in Bogotá, Kolumbien, gedachten die Teilnehmerinnen dieser ermordeten Frauen und riefen den 25. November zum internationalen Gedenktag aus. Seit 1999 ist der Tag als Gedenktag von den Vereinten Nationen anerkannt. So gilt der Mut der Mirabal-Schwestern weltweit als Symbol des Kampfes gegen menschenverachtende Tyrannei, als Symbol für das Eintreten gegen jegliches Unrecht, aber insbesondere gegen das Unrecht, wenn Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechtes missachtet, verfolgt, verstümmelt oder gar getötet werden.
Alle Aktionstermine im Überblick
Sprockhövel
Samstag 17. November
Zweistündige Benefizwanderung, Treffpunkt 14 Uhr
Sparkasse Sprockhövel, Hauptstr. 68, Niedersprockhövel
16 Uhr Infoveranstaltung Grundschule Haßlinghausen, Geschwister-Scholl-Str. 6
Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schlemmer, 02339-917347
Hattingen
Dienstag, 20. November
11 bis 13.00 Uhr
Untermarkt oder Vorplatz Reshop-Carée
Gleichstellungsbeauftragte Jutta Dinca, 02324/2043010
Schwelm
Dienstag, 20. November
10 bis 12 Uhr
Bürgerplatz
Gleichstellungsbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises, Petra Bedow, 02336/93 2430
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schwelm, Susanne Effert, 02336/801209
Wetter
Dienstag, 20. November
ab 16 Uhr
Einkaufszentrum Wetter am Bahnhof Wetter
Gleichstellungsbeauftragte Stadt Wetter, Ursula Noll, 02335/840290
Herdecke
Donnerstag, 22. November
10.00 bis12.30 Uhr
Herdecker Wochenmarkt
Gleichstellungsbeauftragte Stadt Herdecke, Evelyn Koch, 02330/611297
Ennepetal
Donnerstag, 22. November
ab 11 Uhr
Milsper Marktplatz
Vorführung To San Selbstverteidigung
Gleichstellungsbeauftragte Sabine Hofmann, 02333/979207
Witten
Samstag, 24. November
10 bis 13 Uhr
Wochenmarkt in der Fußgängerzone
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Witten Maria Grote-Kukla, 02302/5811610
Bettina Radic, 02302/5811613
Gevelsberg
Freitag, 30. November
18 bis 22 Uhr
Mondscheincafé (Mittelstr. 86-88) mit Kulturprogramm im Rahmen des Gevelsberger Mondscheinbummels
Gleichstellungsbeauftragte Christel Hofschröer, 02332/771124
Breckerfeld
Termin noch nicht bekannt
Gleichstellungsbeauftragte Christel Teske, 02338/80932