Runder Tisch gegen häusliche Gewalt in Herten

27.11.2012 | Herten

Drei Fahnen erinnern an den internationalen Tagen gegen Gewalt an Frauen

Erst haben sie gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Uli Paetzel vor dem Rathaus die Fahnen zum internationalen Tage gegen Gewalt an Frauen gehisst, dann steckten die Vertreterinnen der Hertener Institutionen die Köpfe am Runden Tisch zusammen. Das Ziel: Eine Verbesserung des Hilfesystems nicht nur für Opfer, sondern auch für Täter.

Vertreterinnen von Frauenhaus, Jugendamt, Integrationsbüro, Polizei, Pflegeberatung und Gleichstellungsbeirat werteten dabei auch die Informationen über neue Projekte aus den Niederlanden aus.

Oranje Huis: Opfer- und Täterprojekt aus den Niederlanden

Über das Gewaltschutzhaus „Oranje Huis“ in Alkmaar hatte Mitarbeiterin Kristine Evertz, am 7. November bei einer Fachtagung im Schloss Herten berichtet. In dieser besonderen Einrichtung wird die ganze Familie nach der Gewalttat aufgenommen, um gemeinsam einen dauerhaften Weg aus der Gewalt zu finden. Die Erfahrungen der niederländischen Fachleute: Die Täter schlagen meist aus Überforderung und Hilflosigkeit zu. Nach einem Aufenthalt im „klassischen“ Frauenhaus, kehren viele misshandelte Frauen zum Täter zurück, in der Hoffnung auf ein Ende der Gewalt. Im „Oranje Huis“ soll dieser Teufelskreis unterbrochen werden.

Opfer gehen in Deutschland einen langen bürokratischen Weg

„Von einer solchen Hilfe aus einer Hand sind die Institutionen in Deutschland weit entfernt“, weiß Gleichstellungsbeauftrage Christiane Rohde. Die Befreiung aus einer gewalttätigen Beziehung sei für die Frauen ein harter Kampf. Dabei müsse eigentlich eine Therapie zur Bewältigung der traumatischen Erlebnisse vorausgehen, bevor die Frauen ihre Geschichte den verschiedenen Institutionen erzählen können, stellt Christiane Rohde klar. „Der Weg zur Hilfe ist in Deutschland äußerst langwierig. Das halten die wenigsten Frauen durch und kehren darum zum Partner zurück“, so Rohde.

Muttersprachliche Beratung für Opfer und Täter

Vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund sind die Aufgaben von Polizei, Gerichten, Jugendamt und Beratungsstellen schwer zu durchschauen, stellten die Teilnehmerinnen des runden Tisches fest. Ihr Vorschlag: Muttersprachliche Beratung könnte – auch in der Täterberatung - helfen. „Viele Täter leugnen die Verantwortung für ihr Handeln, ja sogar die Tat selbst“, beschreibt die Opferschutzbeauftragte Dagmar Wagner das größte Hindernis in der Arbeit mit Tätern. Deshalb sollten sie vom Gericht Auflagen zur Beratung oder Therapie bekommen

Ziel: Kinder aus der Gewaltbeziehung heraushalten

„Großes Kopfzerbrechen macht uns das Umgangsrecht von Gewalttätern mit ihren Kindern“, fasst die Gleichstellungsbeauftragte Christiane Rohde zusammen. Schon die „Übergabe“ der Kinder zwingt die Opfer dazu ihren Peinigern zu begegnen. „So entstehen immer wieder gefährliche Situationen, die vermieden werden müssen“, so Christiane Rohde weiter.

Ergebnisse werden an Landespolitik übermittelt

Nun werden die Forderungen kreisweit zusammengetragen und dann der Staatsekretärin Marlies Bredehorst übergeben. Sie hatte die Fachtagung im November eröffnet und zugesagt, die Ergebnisse in die Landespolitik mitzunehmen.

Pressekontakt: Anne-Kathrin Lappe, Telefon: 0 23 66 / 303 180, E-Mail: a.lappe@herten.de



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Tag gegen Gewalt an Frauen - Fahnen hissen Rathaus (1)

Fachtagung zur Gewaltprävention - Schloss Herten (1)

Fachtagung zur Gewaltprävention - Schloss Herten (2)