Zwei jüdische Schicksale

Zwei etwa gleichaltrige Juden aus Mönchengladbach: Der eine, Hans Jonas, entfloh dem nationalsozialistischen Deutschland und wurde ein weltberühmter Philosoph. Der andere, Paul Raphaelson, kam ins Konzentrationslager Theresienstadt und wurde dort zum Handlanger und Mittäter der Vernichtung.

Die unterschiedlichen Lebenswege der beiden Männer aus Mönchengladbach sind das Thema der zentralen Kreis Viersener Veranstaltung zum Gedenken der Opfer des Holocaust. Der Gedenktag findet statt am Sonntag, 27. Januar, um 17 Uhr im Kempener Kulturforum Franziskanerkloster, Burgstraße 19. Veranstalter ist die Kreis-Volkshochschule, mitbeteiligt sind das Katholische Forum für Erwachsenenbildung Krefeld-Viersen und das Kulturamt der Stadt Kempen. Der Eintritt ist frei.

Referent des Gedenktages ist Holger Hintzen. Der Redakteur beschreibt in einer Doppel-Biografie die Lebenswege der beiden Mönchengladbacher Juden. Die Söhne zweier Textilfabrikanten begegneten sich vor und nach dem Holocaust in Mönchengladbach. Hans Jonas (1903-1993) emigrierte nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 nach London. Von 1955 bis 1976 war der Philosoph als Professor an der New School for Social Research in New York. Mit seinem Buch "Das Prinzip Verantwortung" schrieb Jonas ein bedeutendes Werk der Nachkriegs-Philosophie. 

Paul Raphaelson (1906-1947) verarmt in den Wirren der Weimarer Republik. Von der Gestapo drangsaliert, wird der Mönchengladbacher in einem Arbeitslager des Ghettos Theresienstadt als Aufseher zum Folterknecht ― und damit zum Mittäter. Nach Kriegsende wird Raphaelson in Tschechien hingerichtet.

Holger Hintzen wird in seinem Vortrag anhand der beiden Biografien moralische Grauzonen aufzeigen. Dabei stellt der Referent ethische Fragen in den Mittelpunkt: Wie kann man Entscheidungen bewerten, die unter schwierigsten Bedingungen getroffen worden sind? Was darf ein Mensch tun, um im Holocaust sein Leben zu retten? Wie verändert sich eine Moralvorstellung?

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