Landwirte nah am Verbraucher

Eine verstärkte Versorgung der Menschen mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region ist wünschenswert. In dieser Botschaft waren sich alle Vertreter am runden Tisch im Kreishaus einig. Landrat Peter Ottmann hatte traditionell die Repräsentanten der Landwirtschaft aus dem Kreis Viersen ins Kreishaus zum Bauernfrühstück eingeladen. Die Landwirtschaftsvertreter berichteten von Tendenzen und Problemen im Agrarbereich und holten sich bei der Kreisverwaltung den einen oder anderen Rat.

"Im Kreis Viersen werden hochwertige Lebensmittel angebaut, sowohl aus konventionellem als auch aus biologischem Anbau. Das ist eine unserer Stärken", stellten Kreisbauernvorsitzender Paul-Christian Küskens und sein Vize Heinz Nothofer fest. "Wobei die Produkte aus dem konventionellen Anbau genau so gesund sind wie Bio-Produkte", sagte Dr. Helmut Theißen, Leiter des Amtes für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung. In diesem Zusammenhang regte der Technische Dezernent Andreas Budde an, die regionale Vermarktung über den Einzelhandel stärker in den Fokus der Verbraucher zu rücken. Dadurch ließe sich eine wesentlich bessere Transparenz für den Verbraucher erzielen, wo, durch wen und wie die Lebensmittel produziert werden. "Der Anteil, den die Menschen bereit sind zu zahlen für ihre Ernährung, ist leider immer noch erschreckend gering", sagte Landrat Ottmann und erntete Zustimmung bei den Landwirten. Die Kreistagsmitglieder Peter Joppen und Heinz Schmitz: "Heute läuft beim Verbraucher alles nur noch über den Preis - egal ob unter dem Etikett ,bio' oder ,konventionell'." Was Küskens bestätigte und einen Pferdefuß für die regionalen Anbieter ausmachte: "Wir haben bei uns den wohl härtesten Lebensmittelmarkt weltweit. Der Direktanbieter muss aber etwas teurer sein, sonst kommt er auf keine schwarze Null."

Auf die regionale Karte setzen Landwirte und Kreis auch in Sachen Schlachtung. "Dadurch dass der Kreis mit einer verbindlichen Gebührensatzung am Schlachthof für Gerechtigkeit gesorgt hat, sind die Schlachtzahlen konstant", sagte Joppen. Landrat Ottmann ist wichtig, dass die Landwirte aus der Region dieses Angebot auch nutzen und ihre Tiere nicht anderswohin bringen.

Stichwort Flächenfraß: Dem Eindruck, dass Industrie und Gewerbe den Bauern immer mehr Flächen wegnehmen, konnte Rolf Adolphs aus Sicht der Wirtschaftsförderung entgegen treten. "Wir haben in allen Städten und Gemeinden im Kreis noch Flächen in Reserve", sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft. Landrat Ottmann fand Unterstützung mit seiner Anregung, Flächen für eine bestimmte Nutzung zu bündeln: "Die Gemeindegrenze sollte dabei keine Rolle spielen." Wichtig für die Landwirtschaftsvertreter: Wenn man sich für ein großes Industriegebiet an einer Stelle A entscheidet, muss an anderer Stelle B auch Platz geschaffen werden für andere Interessen. Großes Potenzial sehen Ottmann wie Adolphs beim ehemaligen britischen Militärflughafen Elmpt, wo bis zu 155 Hektar für Industrie und Gewerbe denkbar sind.

Weiteres Thema: der Bauer als Energiewirt. Da "grüner Strom" aus Biogas-Anlagen sich zurzeit nicht rechnet, sieht Kreisbauernvorsitzender Küskens weitere Anlagen im Kreis Viersen eher skeptisch. Küskens trat aber auch dem Eindruck der "Ver-Maisung" der Landschaft entgegen. "Mais ist für mich das effektivste Futtermittel für meine Tiere. Darauf sind viele Landwirte angewiesen."
www.kreis-viersen.de

Teilnehmer Bauernfrühstück (in alphabetischer Reihenfolge)
Adolphs, Rolf (Geschäftsführer Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft)
Budde, Andreas (Technischer Dezernent)
Hoffmann, Dr. Christian (Geschäftsführer Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Heinsberg/Viersen)
Horstmann, Ulrich (Geschäftsführer Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen)
Joppen, Peter (Kreistagsmitglied)
Küskens, Paul-Christian (Vorsitzender Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen)
Nothofer, Heinz (stellv. Kreisbauernvorsitzender)
Ottmann, Peter (Landrat)
Schmitz, Heinz (Kreistagsmitglied)
Stauten, Elisabeth (stellv. Kreisvorsitzende Landfrauen Viersen)
Theißen, Dr. Helmut (Leiter Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt)