Bocholt, 29. April 2013
Stadtarchiv präsentiert Foto des Monats Mai 2013: Der Güterschuppen am Bahnhof
Bocholt (PID).
Das im Mai 1951 entstandene Foto zeigt den Neubau des Güterbahnhofes am Ende der Hindenburgstraße. Im Hintergrund erkennt man rechts die Bahnanlagen mit Personen- und Güterwagen, davor die kärglichen Überreste des früheren Güterschuppens. Dieser war beim Bombenangriff auf die Stadt Bocholt im März 1945 völlig zerstört worden.
Im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt erholte sich das Handels- und Wirtschaftsleben rasch, was bald auch zu einer Zunahme des Frachtgüterverkehrs führte. Allerdings sah sich die Reichsbahndirektion Essen angesichts unzureichender Finanzen zunächst nicht in der Lage, auf die Wünsche der Stadtverwaltung sowie der Industrie- und Handelskammer auf Verbesserungen am Bocholter Bahnhof einzugehen. So diente vorerst eine ehemalige Wehrmachtsbaracke als Ersatz für den noch fehlenden Güterschuppen. Erst als diese am 1. Oktober 1948 durch ein Feuer vernichtet wurde und die statt ihrer als Umschlagsplatz bereitgestellten Waggons nicht mehr ausreichten, kam es im darauffolgenden Jahr zum Neubau. Man baute einen rund 125 Meter langen Lager- und Verladeraum mit mehreren Toren und überdachten Rampen an beiden Längsseiten. Die Gesamtfläche betrug rund 900 Quadratmeter. Aus verkehrstechnischen Gründen wurden im Gegensatz zum früheren Gebäude die Verwaltungsräume an das Nordende verlegt, so dass sich das Hin- und Herlaufen zwischen Bahnhof und Güterschuppen erledigte. Rund fünf Jahre nach Kriegsende konnte die wiedererrichtete Verladestation am 4. Januar 1950 ihren Betrieb aufnehmen. Von hier aus verschickte man im ersten Jahr 16.000 Tonnen Güter nach auswärts, dagegen wurden 110.000 Tonnen in Bocholt angeliefert. 1970 entstand gegenüber der Bahnhofstraße ein neuer Verwaltungstrakt, den eine Bocholter Spedition für die Bundesbahn baute.
Auf Grund zu geringer Warenmengen war die Transportabwicklung per Bahn in den neunziger Jahren nicht mehr effektiv genug. Noch 1996 wurden rund 4.500 Waggons in Bocholt be- und entladen, ein Jahr später waren es lediglich 50, so dass die Deutsche Bahn AG den Güterverkehr von und nach Bocholt zum 1. September 1998 einstellte. Seither ist die Anlage verwaist, die Hallen wurden allenfalls noch als Lagerraum für Saisonartikel benutzt. Der Abriss des ausgedienten Güterbahnhofs soll demnächst erfolgen.
© Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
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