Bocholt, 08. Juli 2013
International: Auf Spurensuche …
Jüdische Nachfahren aus den USA besuchen Bocholt
Bocholt (PID).
Eric (23) und Lauren (22) Meier-Hines wurden am Montag, 8. Juli 2013, von Bürgermeister Peter Nebelo offiziell im Bocholter Rathaus begrüßt. Sie haben sich auf die Spurensuche nach ihren jüdischen Vorfahren begeben. Ihre erste Station nach ihrer Ankunft in Amsterdam war die Europastadt Bocholt. Ihr Großvater Harry (Franz) Meier (88) wurde hier geboren und emigrierte mit seiner Familie vor dem 2. Weltkrieg in die USA.
„Wir haben von unserem Großvater viel von seinem Weg in die USA gehört – weniger, wie er in Deutschland gelebt hat.“, erzählten sie dem Bürgermeister. Harry Meiers Vater und Großvater wurden beide in Bocholt geboren. Im Jahr 1882 gründete sein Großvater auf der Osterstraße 16 ein Teppich- und Vorhanggeschäft. Nachdem die Nazis die Macht an sich gezogen hatten, so berichtet Harry Meier in einem Schreiben an den Bürgermeister, entschieden seine Eltern im Jahr 1936 nach Frankfurt zu gehen. Dort gab es eine größere jüdische Gemeinde als in Bocholt, so dass sie sich hier sicherer fühlten. Nach der „Reichskristallnacht“, so Meier weiter, entschieden sie sich, über England in die USA zu flüchten. Jedoch waren die Visa am Tag ihrer Abreise nicht im amerikanischen Konsulat auffindbar. Ein Konsulatsmitarbeiter, so Harry Meier, hatte sie an andere Juden verkauft.
Kurz danach inhaftierte die SS seinen Vater für sieben Wochen im Konzentrationslager Buchenwald. „Als mein Vater von dort zurückkehrte,“ so Meier, „war er nicht mehr der Mann, der er vorher war.“ Der Familie gelang es dann mit einem Koffer und 10 Mark nach England zu reisen. Nach weiteren 10 Monaten in dem Land schafften sie es im Dezember 1939, mit dem Schiff nach Boston (USA) zu fahren. Der zweite Weltkrieg führte Harry Meier als US-Soldat wieder zurück nach Deutschland. Nach dem Krieg arbeitete er als Computerspezialist und reiste oft nach Europa.
Seine Enkelkinder, die gebürtig aus der kleinen Stadt Applegate (Oregon/USA) stammen, nutzten nun nach ihrem Studium die Gelegenheit, die Städte ihres Großvaters Bocholt und Frankfurt kennen zu lernen. Auch Berlin als deutsche Hauptstadt steht auf ihrem Besuchsprogramm.
Einen Einblick in die größte Stadt des Kreises Borken erhielten sie bei einer Stadtrundfahrt. Einen Abstecher gab es dabei auch zum Wasserschloss Anholt, das die jungen Amerikaner besonders beeindruckte. Den Bocholterinnen und Bocholter gleich, nutzen sie die Gelegenheit, die Stadt ihres Großvaters mit dem Fahrrad zu erkunden. Auch die verschiedenen Stationen der Familie ihrer Großmutter, den Löwensteins, werden sie sich ansehen. Die Löwensteins besaßen ein großes Geschäft auf der Osterstraße 8. Für Bürgermeister Peter Nebelo ist es das erste Mal, dass er Enkelkinder von ehemaligen Bocholter Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens offiziell begrüßen konnte. Damit sie die Geschichte ihrer Familie auch in den USA noch nachlesen können, gab er ihnen „Das Buch der Erinnerung“ von Josef Niebur mit auf den Weg.
Am Mittwoch, 10. Juli 2013, geht es für die beiden amerikanischen Gäste mit dem nach Frankfurt. Den Tipp, in Köln einen Stopp einzulegen und die Bahnlinie entlang des Rheins zu nutzen, nahmen sie gerne an und bedankten sich sehr herzlich für die freundliche Aufnahme in Bocholt
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
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Empfang Lauren und Eric Meier-Hines
Empfang Lauren und Eric Meier-Hines 2
Am 8. Juli 2013 empfing Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo (Mitte) Lauren und Eric Meier-Hines, beides Enkel des Bocholters Harry Meier, im Neuen Rathaus - Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt
Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo zeigt Lauren und Eric Meier-Hines, wo ihr Großvater, Harry Meier, in Bocholt bis 1936 wohnte - Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt