(pen) „Flexibel, leistungsfähig, sehr einsatzfreudig - Dzeneta Music hat uns mehr als überzeugt. Wir sind froh, sie in unserem Team zu haben.“ Björn Kasimir, Chef der Esborner Mühle in Wetter, sieht keinen Grund, seine Entscheidung, der jungen Mutter eine Ausbildung in Teilzeit zu ermöglichen, zu bereuen. Ganz im Gegenteil. Die 22-jährige wurde nach erfolgreicher Abschlussprüfung zur Bürokauffrau inzwischen übernommen, hat einen 30-Stunden Vertrag in der Tasche.
„Ihre Durchschnittsnote von 1,7 sowie die um sechs Monate verkürzte Lehrzeit unterstreichen nicht nur das hohe Engagement. Sie sind auch ein Beleg dafür, wie sinnvoll es sein kann, in bestimmten Lebenssituationen eine Alternative zur Ausbildung in Vollzeit zu suchen und so beispielsweise Kind und Ausbildung unter einen Hut zu bringen“, zeigt sich Ausbilderin Heike Kasimir mit dem nach wie vor nicht alltäglichen Modell für den Einstieg ins Berufsleben zufrieden.
Rückblende: Bis zu ihrem zweiten Ausbildungsjahr war Music als vollbeschäftigte Azubi ein Lehrling wie viele andere. Dann kamen Schwangerschaft, Geburt und Elternzeit. „Nach dieser Auszeit für meinen Sohn habe ich einen Weg gesucht, um beruflich wieder aufzuspringen“, berichtet die Sprockhövelerin. Die damals noch tätige Beratungsstelle zur Teilzeitausbildung verwies an Sandra Schäfer, Ausbildungsberaterin bei der SIHK in Hagen, die wiederum den Kontakt zur Esborner Mühle herstellte. „Björn Kasimir, selbst Vater zweier kleiner Kinder, suchte seinerzeit Unterstützung im Büro. Glücklicher Zufall: Die von ihm geplante Stelle hätte eine Vollzeitkraft nicht ausgelastet, kam mir als Mutter aber sehr entgegen. Die Idee der Ausbildung in Teilzeit lag damit quasi auf der Hand“, erinnert sich Music.
Diese Variante für den Berufseinstieg ist grundsätzlich bei allen betrieblichen Ausbildungen möglich. Während die Berufsschule hierbei wie gewohnt zu besuchen ist, lassen es die Kammern in der Regel zu, die Stunden im Betreib auf durchschnittlich sechs pro Tag zu reduzieren. „Wann die Auszubildenden dann dort anwesend sind, können die Beteiligten untereinander abstimmen“, berichtet Christ Beermann vom Bündnis Teilzeitausbildung im Ennepe-Ruhr-Kreis. Dies erhöhe insbesondere für junge Mütter die Chancen auf einen qualifizierten Ausbildungs- und in der Folge guten Arbeitsplatz.
Das Bündnis wirbt für das Modell der Teilzeitausbildung. Die Rückmeldungen der beteiligten Unternehmen im Kreis sind durchgehend positiv. „Viele Ausbilder loben die Auszubildenden als verantwortungsbewusst und stufen sie im Vergleich zu Altersgenossen, die in ihrem Leben noch keine Verantwortung für Kinder oder Angehörige zu tragen hatten, als reifer ein“, so Beermann. Mit Blick auf den demografischen Wandel und die zukünftigen Schwierigkeiten für Unternehmen, Auszubildende zu finden, ist das Teilzeitmodell für sie ein Weg, um für den Nachwuchs attraktiv zu sein und qualifizierte Beschäftigte zu gewinnen.
In Wetter teilt man diese Auffassung längst, nicht nur in der Esborner Mühle, sondern auch nebenan. Die durchweg positiven Erfahrungen mit Dzeneta Music sind für den Nachbarn von Björn Kasimir ein guter Grund, um über Ausbildung in Teilzeit nachzudenken.
Stichwort Bündnis Teilzeitausbildung Ennepe-Ruhr
Das Bündnis für Teilzeitausbildung im Ennepe-Ruhr-Kreis wirbt seit 2008 für diese Form des Berufseinstiegs. Zum Bündnis zählen SIHK, Kreishandwerkerschaft, Handwerkskammer Dortmund, AWO, HAZ Arbeit+Zukunft, VHS Ennepe-Ruhr-Süd, QuaBed, Agentur für Arbeit, Jobcenter EN, Kompetenzzentrum Frau& Beruf Märkische Region, Netzwerk W(iedereinstieg) EN, Ennepe-Ruhr-Kreis und die Stadt Gevelsberg. Fragen beantwortet Cordula Buchgeister vom HAZ Arbeit+Zukunft unter 0 23 24/59 11 95.