Bocholt, 29. Juli 2013
Stadtarchiv: Blick über den Marktplatz im Sommer 1952
Bocholt (PID).
Das Stadtarchiv Bocholt präsentiert das Foto des Monats für August 2013. Mehr als sieben Jahre nach der Kriegszerstörung der Stadt Bocholt offenbart sich im August 1952 am Markt ein zweigeteiltes Bild: Einerseits bestimmen schon Neubauten die Straßenszene, zum anderen haben die Fassaden von Wohn- und Geschäftshäusern aus dem alten Bocholt den Krieg überdauert oder bleiben noch unvollendet. Einige Baulücken sind noch nicht geschlossen werden.
Der Betrachter schaut aus einem Fenster des Historischen Rathauses über den Marktplatz in die Osterstraße hinein. Links ist der dreigeschossige Neubau an der Ecke zur Nordstraße zu sehen, in dem Ende 1950 das Münsteraner Schuhhaus Zumnorde eine Filiale eröffnete. Die Georgius-Apotheke (rechts) ist im gleichen Jahr wiedererstanden. Beide Bauten zeichnen sich durch ihre einheitliche Linienführung aus und kennzeichnen den heutigen städtebaulichen Charakter am Markt. Am Beginn der Osterstraße jedoch lässt die historische Fassade des alten Seifferth-Hauses die Vergangenheit wieder aufleben. Diese im Stil des Historismus gehaltene Hausfront ist im westlichen Teil der Osterstraße die einzige ihrer Art, die den Krieg im Großen und Ganzen unversehrt überstand. Sie gehört mit zu den ältesten Hausansichten der Stadt und weist verschiedene Formen und Verzierungen der Neorenaissance auf, darunter figürliche Darstellungen und ornamentierte Fensterprofile. Ursprünglich besaß die Fassade einen bis zum Dach reichenden Vorsprung (sog. Mittelresalit). Heute zeugt davon lediglich ein Erker im ersten Stock. Der gegenwärtige Arkadengang war ehemals geschlossen resp. verglast, wobei sich der Hauseingang unter dem linken Bogen befand. Dieses Wohn- und Geschäftshaus wurde 1894 von dem Kaufmann Albert Ketteler nach den Plänen des Bautechnikers Gerhard Rümping erbaut. 1941 erwarb es der Kürschnermeister Georg Seifferth, der das im Krieg beschädigte Gebäude durch erhebliche Eigenleistung in Stand setzte und darin sein Geschäft zum 30. September 1949 wiedereröffnete. Direkt daneben schließen sich die Arkaden des noch unvollendeten Hauses Rütter an. Die Baulücke, die den Blick auf den Liebfrauenturm freigibt, wurde erst im Herbst 1954 geschlossen. Auf dem Eckgrundstück zur Nordstraße, wo zeitweise Gemüsehändler ihre Waren anboten, entstand schließlich ein Geschäftshaus mit Bogengang und Stufengiebel, das sich in seiner ganzen Art dem Ensemble am Markt anpasst.
© Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
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