Ein Gespräch im Jugendamt wird meist vorher telefonisch vereinbart. Oft melden sich die Eltern oder die Kinder selbst, häufig werden die knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erziehungshilfe aber auch zu Gesprächen in Kindergärten oder Schulen hinzu gebeten. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, einvernehmliche und gute Lösungen mit den Eltern zu erarbeiten“, so Niehoff. Wenn sich dabei herausstellt, dass Hilfe notwendig ist, schauen die Fachkräfte der Erziehungshilfe, welche zu der jeweiligen Situation passt. Neben regelmäßigen Beratungsgesprächen kann zum Beispiel regelmäßig ein Helfer in die Familie kommen, es können auch eine Tagesgruppe oder eine stationäre Wohnform das Richtige sein. Auch die Netzwerkverbindungen des Kreisjugendamtes zu Schulen, Kindergärten und Frühförderung können behilflich sein, um genau die Hilfe zu finden, die benötigt wird. Der Kontakt des Jugendamtes zu einer Familie beginnt manchmal auch damit, dass Bürgerinnen und Bürger melden, dass sie Kinder und Jugendhilfe als gefährdet ansehen. Dann fahren zwei Fachkräfte des Jugendamtes zu der betroffenen Familie und sprechen mit ihr über diese Meldung. In fast der Hälfte der Fälle (2012: 45,5 Prozent) stellt sich vor Ort heraus, dass die Sorge unberechtigt ist. Zum Beispiel sogenannte Schreibabys verunsichern die Nachbarn, sind aber in der Regel bei ihren Eltern gut aufgehoben. Gelegentlich zeigt der Besuch aber auch, dass das Kind oder die Kinder Schutz benötigen. Manche Gefahren, zum Beispiel durch Steckdosen oder Treppengeländer, lassen sich durch spezielle Schutzmechanismen relativ einfach beseitigen. Geht es aber um körperliche oder seelische Gewalt, müssen die Fachkräfte mit den Eltern gemeinsam abwägen, wie die Familie wieder ins Gleichgewicht kommen kann. Die sogenannte Inobhutnahme, also die Herausnahme des Kindes aus der Familie, ist dabei immer das letzte Maß der Dinge, wie Niehoff betont. Im Jahr 2012 gingen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt 145 Gefährdungsmeldungen nach.
Die Reaktionen der Eltern auf den Besuch vom Jugendamt sind gemischt. Manche streiten ab, dass sie Hilfe benötigen. „Viele sind aber auch dankbar“, hat Niehoff in seinem Berufsalltag erlebt. Insgesamt sei die Sensibilität gestiegen, zum einen bei den Eltern, Hilfe anzunehmen, aber auch bei Nachbarn und Bekannten, dem Jugendamt zu melden, wenn sie eine Gefahr für Kinder und Jugendliche sehen.
Familien, die sich im Jugendamt beraten lassen möchten, können über die Sekretariate der Arbeitsgruppen in Steinfurt, Telefon 0 25 51 / 69-23 95, oder in Tecklenburg, Telefon 0 54 82 / 70-32 92, Kontakt zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Erziehungshilfe aufnehmen. Alternativ dazu sind auf der Internetseite des Kreises Steinfurt die Kontaktdaten der Fachkräfte zu finden. Ansprechpartner sind außerdem auch die Erziehungsberatungsstellen im Kreis Steinfurt.