Kreis Steinfurt. Dem Kreis Steinfurt steht in den nächsten Jahren ein deutlicher Strukturwandel bevor: Im Jahr 2018 wird die Steinkohleförderung im Ibbenbürener Bergbau endgültig beendet. Rund 2.300 Beschäftigte arbeiten derzeit noch unter oder über Tage im Bergbau, wesentlich mehr Menschen arbeiten bei Zulieferern in der Region. In Ibbenbüren wird aktuell eine von drei in Deutschland verbliebenen Steinkohle-Zechen betrieben.
Die Bundeswehr wird den Heeresflieger-Standort Rheine in den nächsten Jahren aufgeben. Durch den Strukturwandel in der Bundeswehr werden – die Stilllegungen der letzten Jahre mit eingerechnet – dann 4.400 Dienstposten entfallen sein.
Aufgrund der besonderen Betroffenheit des Kreises Steinfurt beim Strukturwandel – sowohl im Bereich der Kohle als auch der Bundeswehr – hatte der Landtag NRW die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt (WESt) zu einer öffentlichen Anhörung im Landtag geladen.
Vor dem Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk lieferten Wolfgang Bischoff, Geschäftsführer der WESt, und Prokurist Guido Brebaum Argumente dafür, dass die Region Fördermittel benötigt, um dem Strukturwandel zu begegnen. So erfordert die Aufbereitung ehemaliger Bundeswehr- sowie Kohleflächen erhebliche Investitionen, die eine wirtschaftliche Nachnutzung oft schwierig macht. Daher bedeuten Altstandorte eine große städtebauliche Herausforderung. Dies war auch bereits Gegenstand einer schriftlichen Stellungnahme, die in Abstimmung mit den Städten Rheine und Ibbenbüren an das Land gegangen war.
„In den nächsten Jahren fallen im Bereich Kohle und Bundeswehr Tausende von Jobs weg“, so Wolfgang Bischoff. Hier gelte es, den Mittelstand, Handwerk und Industrie zu stärken, damit neue Arbeitsplätze entstehen könnten.
Dass gezielte Förderung etwas bringen kann, betont der Geschäftsführer: So habe die Kohleregion Ibbenbüren in den 90er Jahren erheblich von der seinerzeitigen RECHAR-Förderung (einer EU-/Landesförderung für Kohlestandorte) profitieren können. Tausende neue Arbeitsplätze seien hierdurch entstanden.
„Die Kohleregion Ibbenbüren ist die einzige im Land, die sich nicht im Fördergebiet des Landes befindet“, ergänzt Prokurist Guido Brebaum. Aufgrund der guten Strukturdaten falle die Region bisher durch das Förderraster. Dennoch sei es wichtig, dass die wirtschaftlich starke Region Münsterland nicht durch den Strukturwandel geschwächt werde. So verstärke der Strukturwandel durch Kaufkraftverlust und wegfallende Arbeitsplätze den demographischen Wandel. Nachdem bereits in der Textilindustrie 10.000 Arbeitsplätze verlorengegangen seien, treffe der „Doppelschlag“ von Kohle und Bundeswehr die Region wiederum hart. Daher – so die Vertreter der WESt – müsse man hier mit vereinten Kräften frühzeitig negativen Entwicklungen entgegen treten.