09. Oktober 2013

Hoch zu Ross durch die Ried

Letzter Klimaparcours bei der Pferdesportgemeinschaft

Herten - 2011 hat die Pferdesportgemeinschaft Herten (PSG) mit ihrem „Klimaparcours“ den Hertener Klimapreis in der Kategorie „Kommunikation und Kooperation“ gewonnen. Das von Stadt und Stadtwerken geförderte Projekt war 2012 so erfolgreich, dass der Verein es um ein Jahr verlängert hat. Stadtwerke-Mitarbeiterin Stefanie Hasler hat nun den vorerst letzten Klimaritt begleitet.

Den multifunktionalen Kapuzenpulli übergezogen, die Jeans in die karierten Gummistiefel gesteckt. So stehe ich auf dem Hof der Pferdesportgemeinschaft. Und bin nervös. Seit 20 Jahren habe ich nicht mehr im Sattel gesessen. Jetzt soll es also wieder so weit sein.

Mir wird noch etwas Schonfrist eingeräumt. PSG-Mitglied Markus Poweska, studierter Klimatologe, gibt uns ein paar Informationen mit auf dem Weg. Zum Beispiel, dass das Wetter eine kurzfristige Sache ist. Im Moment etwas kühl, aber durchaus schön. Und dass Witterung schon eine längere Periode umfasst. Diesen Sommer also warm und trocken. Und dass das Klima natürlich noch weiter gedacht ist. Kurz: auf lange Frist bedenklich. Wegen des CO2 und dem Treibhauseffekt. Ist ja klar.

Dann geht es los. Zunächst ins Autohaus Schürmann. Hier erklärt uns Marta Skaba, was es mit den EU-Labels auf sich hat. Die zeigen im Ampelsystem von grün nach rot an, wie effizient ein Auto fährt. Der Wert kann bei großen Wagen auch schonmal besser sein als bei kleinen. Weil sie zwar absolut mehr Sprit verbrauchen, aber im Verhältnis zur Größe eben weniger. Ich lerne, dass neue Autos sich an roten Ampeln auch von selbst abschalten. Das müssen Pferde zum Glück nicht.

Die müssen wir aber auf der Weide einfangen. Kein Problem. Auch Striegeln und Hufe auskratzen habe ich in 20 Jahren nicht verlernt. Das gibt mir Hoffnung für den Ausritt. Beim Satteln hole ich mir aber sicherheitshalber Hilfe. Meine größte Sorge ist, dass ich womöglich nicht auf den Rücken von Cindy komme. Das ist meine vierbeinige Partnerin auf dem Klimaparcours, hellbraun mit dichter Mähne. Cindy hat Glück: Die PSG schont die Rücken aller Tiere. In den Sattel geht’s über ein Podest.

Ich kann mich erinnern, wie ich die Zügel halten muss. Und im Kreis reiten auf dem Reitplatz klappt auch ganz gut. Auf ins Gelände. Vom Hof an der Polsumer Straße sind es nur ein paar Meter in die Ried. Cindy läuft fast von alleine in der Reihe aus neun Artgenossen, vor ihr ein kleiner Schimmel, hinter ihr ein wuchtiger Haflinger. Schon sind wir am Windrad. Hier thematisiert Markus Poweska die erneuerbaren Energien. Und erwähnt auch, dass die Hertener Stadtwerke Ökostrom anbieten. Das finde ich super.

Cindy findet rumstehen doof. Und die anderen Pferde auch. Also geht es schnell weiter durch die Ried. Vorbei an pittoresken Bauernhöfen. Vorbei an üppig bewachsenen Feldern. Vorbei an Koppeln mit anderen Pferden. Die beobachten unsere Gruppe mindestens genauso interessiert wie die Fußgänger und Radfahrer, die wir treffen. Ich fühle mich großartig. Aus der Perspektive habe ich die Ried noch nie gesehen.

Dass Pferde Fluchttiere sind, war mir nicht mehr so bewusst. Schon Kleinigkeiten bringen einzelne Glieder der Klimakette aus dem Tritt. Ein Fahrrad zum Beispiel. Eine Schubkarre. Eine Anhängerkupplung. Und ganz schlimm: eine Plastiktüte. Cindy ist da anders. Die Parcoursplaner haben sie wahrscheinlich extra für mich ausgesucht. Mit stoischer Gelassenheit umschifft die Stute jedes Hindernis. Aber auch alle anderen kommen heil und ohne Stürze im Telgenbusch an. Zur Mittagspause.

Bei Brötchen und Saft – die Becher haben wir in einem Beutel am Sattel dabei – erklärt uns Markus Poweska, warum der Wald so wichtig fürs Klima ist. Bäume können ja mittels Photosynthese CO2 zurück in Sauerstoff verwandeln. Und sie sorgen für kühle Luft zwischen heißen Häuserschluchten. Außerdem bieten sie wilden Tieren Schutz. Und den zahmen im Moment auch. Wir reiten weiter mitten durch den Wald. Auf Pfaden, die ich ohne Pferd nie benutzt hätte. Keine Etappe gefällt mir so gut wie diese. Cindy isst einfach alle Zweige auf, die ihr in den Weg kommen. Ich versuche lieber auszuweichen.

Der Stopp auf dem Hof Stoffers muss leider ausfallen. Wir sind einfach zu viele und deshalb ein bisschen in Zeitrückstand. Bei der PSG wartet schon Dr. Monika Steinrücke mit dem Klimamobil der Uni Bochum. Sie will den Teilnehmern noch einige Experimente zum Stadtklima zeigen. Vom Fahrradsattel aus zeigt Markus Poweska uns trotzdem die Solarpaneele auf dem Hofdach.

Dann geht’s an der Straße weiter. Auf dem Asphalt klappern die Hufe ziemlich laut. Ich merke langsam meine Knie. Und freue mich, trotz ungewöhnlicher Perspektive, als hinter der Mühlensiedlung das PSG-Areal ins Blickfeld kommt. Ein paar Meter noch, dann steige ich nach drei Stunden im Sattel ab. Und muss mich erstmal wieder ans Selberlaufen gewöhnen.

Am Klimamobil gibt’s noch ein Brötchen. Und eine Klimakarte von Herten mit roten, heißen Bereichen mit dichter Bebauung und grünen, kühleren Flecken wo Parks und Wälder sind. So wie hier. Cindy interessiert das wenig. Sie will wieder auf die Weide. Ich begleite sie. Mit Möhren in der Tasche. Leider bin ich nicht schnell genug. Mein Pferd hat den großen Sack Äpfel schon entdeckt. Und lässt sich durch nichts davon abhalten, ihn zu plündern. Ich gönne es ihr. Schließlich hat sie bei der Mittagspause kein Brötchen bekommen.

Der Klimapreis ist ein Projekt im Hertener Klimakonzept 2020+:

Bis zum Jahr 2020 soll der CO2-Ausstoß in Herten um 91.000 Tonnen sinken (Basisjahr 2006). Mit der Umsetzung des Hertener Klimakonzepts 2020 wollen die Stadt Herten und die Hertener Stadtwerke dazu ihren Beitrag leisten. Dazu gehört auch, die Bürgerschaft zum Mitmachen zu motivieren. Denn Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

Im Jahr 2012 wurde Herten vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative als eine von 19 Städten in Deutschland für die Umsetzung eines "Masterplan 100% Klimaschutz" ausgewählt. Der Masterplan 100% Klimaschutz vertieft das Hertener Klimakonzept 2020 und entwickelt Perspektiven für die klimaneutrale Stadt 2050.

Zur Bildergalerie: http://www.gemeinsam-fuers-klima.de/neuigkeiten/bildergalerien/klimaparcours-2013.html

Pressekontakt: Hertener Stadtwerke GmbH, Stefanie Hasler, Telefon: 02366/307-237, E-Mail: s.hasler@herten.de


Wir können Ihnen zu dieser Meldung folgende Medien anbieten:

Vor dem Ausflug ins Gelände geht es auf den Reitplatz.

Info: 2013_09_28_hertener_klimakonzept_foto_psg_reitplatz [Download]


In der Ried reitet die Gruppe vorbei an Pferdekoppeln.

Info: 2013_09_28_hertener_klimakonzept_foto_psg_koppel [Download]


Markus Poweska erklärt, wie Strom aus Windkraft gewonnen wird.

Info: 2013_09_28_hertener_klimakonzept_foto_psg_poweska [Download]


Eine ganze Traube Reiter kommt den Fußgängern entgegen.

Info: 2013_09_28_hertener_klimakonzept_foto_psg_traube [Download]


Dr. Monika Steinrücke (l.) mit den Teilnehmerinnen am Klimamobil.

Info: 2013_09_28_hertener_klimakonzept_foto_psg_mobil [Download]