(pen) „Wer, wenn nicht wir, weiß, wie belastend es ist Angehörige zu pflegen und gleichzeitig noch den Anforderungen am Arbeitsplatz gerecht zu werden. Daher ist es uns ein Anliegen, unsere eigenen Beschäftigten, die sich in einer Pflegesituation befinden, zu unterstützen.“ Für den Schwelmer Seniorenstift St. Marien, einer stationären und teilstationären Pflegeeinrichtung, ist das Mitmachen bei der vom Netzwerk W(iedereinstieg) Ennepe-Ruhr initiierten Kampagne „Pflege und Beruf“ quasi eine Selbstverständlichkeit. Ähnlich ist die Erkenntnis- und Motivationslage auch bei der ebenfalls in Schwelm angesiedelten Freien Alten- und Nachbarschaftshilfe, kurz FAN.
Dritter im Bunde der Institutionen und Unternehmen aus dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis, die sich in jüngster Zeit entschieden haben, der Kampagne beizutreten, ist die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld. Von dort heißt es: „Eine gute Vereinbarkeit von privaten und beruflichen Verpflichtungen ist die Grundvorsetzung dafür, dass unsere Beschäftigten sich voll ihrer Arbeit und unseren Kunden widmen können.“
Alle drei möchten mit ihrem öffentlichkeitswirksamen Auftreten im Rahmen der Aktion das Bewusstsein für die Bedürfnisse pflegender Angehöriger steigern, sie offensiver zum Thema machen. „Fakt ist nämlich immer noch: Auch in unserer immer älter werdenden Gesellschaft ist es quasi selbstverständlich, andere an der Geburt eines Kindes Anteil haben zu lassen. Demgegenüber hängt es kaum jemand am Arbeitsplatz an die große Glocke, wenn der Alltag plötzlich Kopf steht, weil Eltern oder Angehörige nicht mehr allein zurechtkommen“, macht Christa Beermann, Demografiebeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises deutlich.
Mit flexiblen Arbeitszeiten, Arbeitszeitkonten oder verringerten Wochenarbeitszeiten, Beratungsangeboten, stets ansprechbaren und für das Thema sensibilisierten Vorgesetzten oder der Vermittlung von Hilfsangeboten zeigen der Seniorenstift, die FAN und die Sparkasse ihren Beschäftigten inzwischen sehr verschiedene Weg auf, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam gehen können.
Alle Unterstützer der Kampagne, kreisweit sind es inzwischen 15, sind sich einig: Nur diejenigen, die sich den mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen stellen, werden zukünftig Chancen haben, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. „Häusliche Pflege von Angehörigen ist hier ein ganz wichtiger Aspekt“, weiß Beermann. Sie verweist auf folgende Fakten, die eine bundesweite Studie geliefert hat: Pflegebedürftige Angehörige werden in zwei von drei Fällen in der Familie betreut, dies wird vor allem von Frauen geleistet und aktuell liegt der Anteil der Frauen, die zu Hause pflegen und auswärts arbeiten bei 42 Prozent. 73 Prozent der Frauen, die versuchen, beide Aufgaben unter einen Hut zu bringen, treffen bei ihren Arbeitgebern zwar auf Verständnis. Über die Hälfte findet es aber dennoch schwierig, die Herausforderungen an Arbeitsplatz und Pflegebett miteinander zu vereinbaren, reduziert die Arbeitszeit und muss mit der Doppelbelastung fertig werden.
Zahlen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterstreichen: Diese Erkenntnisse gelten auch vor Ort. Bereits heute werden zwischen Ennepetal und Hattingen, Herdecke und Schwelm mehr als 7.000 Menschen zuhause gepflegt, jede zehnte Beschäftigte kümmert sich um Angehörige. Tendenz steigend.
Stichwort „Kampagne Pflege und Beruf“
Auf Postkarten, Plakaten und auch im Internet unter www.arbeiten-pflegen-leben.de demonstrieren nicht nur Unternehmen ihre Unterstützung für pflegende Beschäftigte. Tenor: „Sie pflegen? Wir unterstützen sie“. Mit der Aussage „Ich pflege meine Mutter“ wollen Pflegende anderen Pflegenden Mut machen und dazu beitragen, die Öffentlichkeit für das Thema und die Belastungen der Betroffenen zu sensibilisieren. Initiiert wurde die Kampagne vom Netzwerk W(iedereinstieg) Ennepe-Ruhr. Um für das Anliegen zu werben fanden in den letzten Monaten auch zahlreiche Informationsveranstaltungen statt. Zielgruppe waren unter anderen Verwaltungen und Unternehmen.
Unternehmen, die die Kampagne unterstützen, im Überblick
AVU Gevelsberg, hwg Hattingen, HAZ Arbeit + Zukunft/Hattingen, VHS Witten/Wetter/Herdecke, IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel, SIHK zu Hagen, biw Isolierstoffe/Ennepetal, DRK Witten, Stadt Gevelsberg, AHE Entsorgungsfachbetrieb/Wetter, Sparkassen Ennepetal-Breckerfeld, Zentrum für individuelle Prävention/Wetter, FAN e.V./Ennepetal, Seniorenstift St. Marien/Schwelm, Wicke GmbH&Co.KG Sprockhövel
Stichwort Netzwerk W(iedereinstieg) Ennepe-Ruhr
Das Netzwerk ist eine Initiative regionaler Akteure. Es engagiert sich für den Wiedereinstieg von Frauen ins Erwerbsleben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, insbesondere auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege. Das Netzwerk wird koordiniert von der Demografiebeauftragten des Ennepe-Ruhr-Kreises, Christa Beermann, Tel.: 02336/93 22 23, Email: C.Beermann@en-kreis.de.