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Kreisverwaltung legt zweiten Armutsbericht vor

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03. März 2014
Kreisverwaltung legt zweiten Armutsbericht vor

(pen) Mehr als 9 von 100 Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis waren Ende 2012 auf staatliche Unterstützung angewiesen. Unter den insgesamt 30.783 Menschen sind 6.723 Kinder, 1.988 ältere Menschen und 6.281 Menschen mit einer anderen als der deutschen Staatsangehörigkeit. Mit einer Armutsquote von 9,4 Prozent liegt der Kreis unter dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt von 10,5 Prozent und über dem Bundesdurchschnitt von 8,8 Prozent.

Diese Zahlen finden sich im zweiten Armutsbericht, den die Kreisverwaltung jetzt im Ausschuss für Soziales und Gesundheit vorgelegt hat. „Arm ist, wer abhängig ist von staatlicher Unterstützung. Dazu zählen wir das Arbeitslosengeld II, Zahlungen der Grundsicherung und Hilfe zum Lebensunterhalt sowie die Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz“, nannte Fachbereichsleiter Dr. Hans-Joachim Boschek ein entscheidendes Kriterium, auf dem der Bericht fußt. Mit diesem Ansatz sei es möglich, die soziale Situation im Ennepe-Ruhr-Kreis zu beschreiben, obwohl keine Daten über die Einkommensverhältnisse zur Verfügung stehen. Manko: Menschen, deren Einkommen auch nur geringfügig über den zulässigen Werten für eine staatliche Unterstützung liegen oder deren Auskommen durch hohe Schulden belastet ist, bleiben unberücksichtigt.

„Das bedeutet“, so Dr. Boschek, „neben der mit unserem Bericht unzweifelhaft dokumentierten Armut gibt es noch viele weitere Menschen, die in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aufgrund ihres geringen Einkommens oder finanzieller Verpflichtungen deutlich beeinträchtig sind.“ Ein Beispiel: Würde man zusätzlich auch die Menschen berücksichtigen, die Anspruch auf Wohngeld, also auf einen Mietzuschuss haben, stiege die so ermittelte Armutsquote auf 10,1 Prozent.

Der größte Anteil der armen Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis lebt von der Unterstützung durch das Jobcenter EN. Laut Bericht 25.879 Betroffene. Unter ihnen sind mehr als 5.100 Aufstocker, also Arbeitnehmer, die trotz Erwerbeinkommen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben. Die zweigrößte Gruppe stellen mit gut 3.300 Menschen diejenigen, die entweder aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft erwerbsgemindert sind oder im Alter auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Ihnen folgen auf „Rang“ 3 mit 868 die Leistungsbeziehenden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Kinder sind nach den auswertbaren Zahlen von Armut besonders betroffen, 16,7 Prozent oder 6.723 von 40.167 der unter 15-jährigen leben von einer der dem Bericht zugrunde liegenden Form staatlicher Unterstützung. Zum Vergleich dieser Zahl mit Bundes- und Landeswerten heißt es im Bericht: „Bundesweite Vergleichszahlen über Kinderarmut liegen nicht vor. Die Statistik macht nur Aussagen über Kinder unter 15 Jahren, die in Bedarfgemeinschaften leben, die Arbeitslosengeld II erhalten. Hier lauten die Quoten 16,1 (Ennepe-Ruhr-Kreis, 17,9 (NRW) und 14,9 (Bund).

Weitere Erkenntnisse: Die Altersarmut nimmt zu. Zwischen 2007 und 2012 ist die Quote der betroffenen über 65-jähirgen von 2,2 auf 2,7 Prozent gestiegen. Und: Erstmals liefert der Bericht auch Informationen über Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Sie haben mit 23,3 Prozent ein dreimal höheres Armutsrisiko als Menschen mit deutschem Pass (8,1 Prozent).

„Die Zahlen unterstreichen: Wir sind gefordert, uns mit dem Thema Armut zu beschäftigen“, machte Dr. Boschek in der Sitzung deutlich. Gleichzeitig stellte er heraus: „Armut und ihre Folgen zu mindern, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Kommunen, Land und Bund. Insbesondere Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Wohnungspolitik, Jugend-, Familien- und Gesundheitshilfe müssen zusammenwirken.“ Als wichtige Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel nannte der Fachbereichsleiter das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes, eine möglichst erfolgreiche Bildungspolitik sowie Aktivitäten und Angebote des Fachbereiches Soziales und Gesundheit, des Jobcenters EN und des kommunalen Integrationszentrums. Und auch in vielen Städten gebe es Fachkonferenzen, die sich dem Thema stellen.

Stichwort Armut in den Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises
Die neun Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises sind sehr unterschiedlich von Armut betroffen. Hier die Übersicht: Breckerfeld 4,1 Prozent/378 Menschen, Sprockhövel 4,8 Prozent/1.195 Menschen, Herdecke 5,7 Prozent/1.380 Menschen, Wetter 6,5 Prozent/1.801 Menschen, Ennepetal 8,3 Prozent/2.491 Menschen, Hattingen 9,9 Prozent/5.508 Menschen, Gevelsberg 10,4 Prozent/3.269 Menschen, Schwelm 11 Prozent/3.111 Menschen, Witten 11,6 Prozent/11.302 Menschen

Als Quoten für die Kinderarmut nennt der Bericht folgende Daten: Breckerfeld 6,6 Prozent/83 Kinder unter 15 Jahren, Sprockhövel 8,1 Prozent/251 Kinder, Herdecke 10,3 Prozent/282 Kinder, Wetter 12,0 Prozent/427 Kinder, Ennepetal 15 Prozent/567 Kinder, Hattingen 17,5 Prozent/1.141 Kinder, Gevelsberg 20,0 Prozent/750 Kinder, Schwelm 20,2 Prozent/709 Kinder, Witten 21 Prozent/2.511 Kinder




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Bildquelle: Armutsbericht Ennepe-Ruhr-Kreis
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Armutsbericht EN 2014

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Ennepe-Ruhr-Kreis, Pressestelle, Pressesprecher Ingo Niemann (V.i.S.d.P.), Hauptstr. 92, 58332 Schwelm
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