07. April 2014

Besuch bei Tante Emma

Niederrheinisches Freilichtmuseum zeigt bis 17. August historische Werbung und Verpackung im Spiegel der Zeit

Grefrath

Tante Emmas Warenwelt - historische Werbung und Verpackung im Spiegel der Zeitgeschichte: Unter diesem Motto steht die aktuelle Sonderausstellung im Niederrheinischen Freilichtmuseum des Kreises Viersen. In der Dorenburg in Grefrath, Am Freilichtmuseum 1, sind bis 17. August 2014  rund 800 Objekte aus dem Besitz der Sammler Petra und Harald Pauw aus Lobberich zu sehen. Zur Eröffnung am Sonntag, 6. April, konnte Landrat Peter Ottmann bereits zahlreiche Besucher aus Nah und Fern begrüßen - Tante Emma erfreut sich wieder größter Beliebtheit. "Am besten waren immer die Gespräche bei Tante Emma, die ich heute in Zeiten von Supermarkt und Discounter zunehmend vermisse", sagte der Landrat zur Einstimmung.

"Die Ausstellung zeigt die Entwicklung der Waren und deren Verkauf von 1900 bis in die 50er- und 60er-Jahre und dem Aufkommen der ersten Supermärkte", berichtet Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen. Eine Fülle an Dosen, Kistchen und Werbeschildern lässt die Besucher in eine vergangene Konsumwelt eintauchen. Früher war es üblich, die täglichen Einkäufe in kleinen Gemischtwarenläden zu erledigen. Die Verkäufer stellten die Waren persönlich zusammen, wogen ab und rechneten alles von Hand auf einem Block zusammen. Dr. Coenen: "Die Dorenburg-Ausstellung geht dem frühen Konsumverhalten auf den Grund."

"Die Spur führt bis in die Zeit der Industrialisierung und des Beginns der industriellen Nahrungsmittelproduktion", berichtet Museumsleiterin Anke Wielebski. Beide Entwicklungen setzten in Deutschland ab ca. 1850 ein. Stichworte sind beispielsweise preußische Wirtschaftspolitik ab 1800, Gewerbefreiheit, Vergünstigung der Waren, Veränderung der Ernährungsgewohnheiten.

"Die Entwicklung der technisierten Nahrungsmittelproduktion ist zudem eng mit der Verpackungsindustrie und der Warenwerbung verbunden", sagt Anke Wielebski. Bis weit in das 19. Jahrhundert gab es nicht die Werbung, wie man sie heute kennt. Gewerbezeichen am Haus oder der Werkstatt, Handzettel oder lautes Ausrufen an den Marktständen war die einzige Vermarktung der eigenen Waren. Entscheidend war die Mund-Propaganda.  Im frühen 19. Jahrhundert finden sich die ersten Werbeanzeigen in den Zeitungen. Durch neue Drucktechniken wurde die Werbung bunter. Anstelle einfacher Symbole traten im Laufe der Zeit Anzeigen mit symbolträchtigen Bildern und animierenden Werbetexten auf. Im Zuge der Elektrifizierung entstanden in den Städten die typischen Leuchtschriften.

"Ein Kind dieser Zeit ist auch der Markenartikel", so Anke Wielebski. Er zielte darauf ab, Vertrauen beim Kunden zu schaffen. Der optische Wiedererkennungwert versprach gleichbleibende Qualität. Die Verpackung wurde nach und nach zur Marke. "Von ihnen stammen auch einige Marken vom Niederrhein: ob der Magenbitter von Underberg, das Waschpulver Persil von Henkel oder der Teekanne-Tee", sagt die Museumsleiterin.

Die Sammlung von Pauw legt davon Zeugnis ab. Begonnen hat die Sammelleidenschaft des Ehepaares 1982 während eines beruflichen Aufenthaltes von Harald Pauw (55) in England. Den Grundstock legten Stücke der Brauerei Guinness. Zurück in Deutschland, wurde das Gebiet erweitert um hiesige Markenartikel aus der Zeit von 1888 bis ca. 1970. Darunter befinden sich bekannte Marken wie Bahlsen, Eduscho oder Nivea. Die Sammlung Pauw ist zum ersten Mal im Niederrheinischen Freilichtmuseum zu sehen. Die Besucher können sich nun ein Bild davon machen, wie die Konsumwelt im Zeitalter von Tante Emma ausgesehen hat. Landrat Ottmann: "Die gelebte Realität und das Einkaufsverhalten früherer Generationen spiegelt sich in dieser Ausstellung."

www.niederrheinisches-freilichtmuseum.de
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Pauw

Im Regal stapeln sich die historischen Dosen aus der Zeit von Tante Emma (v.l.): das Sammler-Ehepaar Petra Pauw und Harald Pauw, Museumsleiterin Anke Wielebski, Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen. Foto: Axel Küppers / Abdruck honorarfrei

Herausgeber:

Kreis Viersen - Der Landrat
Axel Küppers
Pressesprecher
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