(pen) Die einheitliche Erfassung von Fällen, Standards für die Behandlung von MRSA-Patienten, die Schulung des Personals, eine Vernetzung verschiedener Versorgungsbereiche und damit letztendlich eine sinkende Zahl von Neuinfektionen - das sind einige der Ziele, die der Fachbereich Soziales und Gesundheit des Ennepe-Ruhr-Kreises mit dem MRSA/MRE-Netzwerk verbindet.
Im Mittelpunkt des letzten Treffens in Ennepetal stand unter anderen die Verleihung des MRSA-Qualitätssiegels an die Klinik Blankenstein (Hattingen), das Marienhospital Witten und die Orthopädische Klinik Volmarstein (Wetter/Ruhr). „Das Siegel ist Lohn für die konsequente Umsetzung von Standards im Kampf gegen multiresistente Keime, auf die wir uns im Ennepe-Ruhr-Kreis verständigt haben“, machten Andrea Heeren und Dr. Sabine Klinke-Rehbein, Netzwerkkoordinatorinnen der Kreisverwaltung deutlich. Zu diesen insgesamt zehn Standards zählen beispielsweise die lückelose Kontrolle auf MRSA-Keime bei der stationäre Aufnahme von Patienten und die genaue Dokumentation der Fälle, die Isolation von Betroffenen und besondere Verhaltensregeln für das Pflegepersonal. „Krankenhäuser und Einrichtungen, die diese und weitere Vorgaben einhalten, dürfen dies für einen Zeitraum von zwei Jahren mit dem Siegel dokumentieren“, so Heeren.
Die Vertreter der drei Kliniken, die sich im letzten Jahr um das Siegel beworben hatten, sehen darin zum einen ihren eingeschlagenen Weg bestätigt. Zum anderen verbinden sie damit die Herausforderung, auch in Zukunft weitere Schritte zu unternehmen, um Patienten gegen den MRSA Keim schützen zu können. „Wir hoffen, dass in nächster Zeit weitere Kliniken, aber auch Alten- und Pflegeheime, dem Beispiel folgen und sich ebenfalls um die Auszeichnung bemühen“, hofft Dr. Klinke-Rehbein.
Der Einladung zum Netzwerktreffen in Ennepetal waren 90 Interessierte aus Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Arztpraxen, Rettungs- und Transportdienst sowie der ambulanten Versorgung gefolgt. Hintergrund der breit gestreuten Einladung an verschiedenste Akteure aus dem Gesundheitswesen: MRSA ist längst nicht nur für Krankenhäuser relevant. Immer dann, wenn nicht über die Infektion informiert wird und notwendige Hygienemaßnahmen ausbleiben, können auch andere Personen nach der Entlassung mit dem Bakterium in Kontakt kommen. Dies gilt beispielsweise für Mitarbeiter, die im Krankentransport oder in der ambulanten Betreuung eingesetzt werden.
In Vorträgen ließen sich die Teilnehmer über die regionale Resistenzlage, die Notwendigkeit eines umsichtigen Umgangs mit Antibiotika sowie die Fortschritte in der Zusammenarbeit von Seniorenheimen, Kliniken und niedergelassenen Ärzten informieren. Beispielhaft vorgestellt wurde zudem, wie das evangelische Krankenhaus Witten mit Patienten umgeht, die von multiresistenten Erregern betroffen sind.
„In allen Beiträgen wurde deutlich: Wirkungsvolle Strategien gegen die Keime können nur greifen, wenn alle am Versorgungssystem Beteiligten Hand in Hand arbeiten. Gelingt uns das, können mehr und mehr Infektionen vermieden werden“, zogen Klinke-Rehbein und Heeren eine Bilanz der Veranstaltung.
Stichwort MRSA
Das Methicillin-resistente Bakterium Staphylococcus aureus (MRSA) und andere multiresistente Erreger (MRE) können bei Menschen schwere Infektionen verursachen. Da sie widerstandsfähig und auch mit Antibiotika nur schwer zu behandeln sind, stellen sie Einrichtungen des Gesundheitswesens vor erhebliche Herausforderungen. Auch wenn die statistische Erfassung für MRSA nicht vollständig ist, sind sich Experten einig: Im Vergleich zu Ländern wie den Niederlanden oder Dänemark, wo Kontroll- und Präventionsstrategien konsequenter umgesetzt werden, kommen Infektionen in Deutschland wesentlich häufiger vor.
Allein in Krankenhäusern sind es jährlich zwischen 400.000 bis 600.000 Infektionen. Problematisch ist aber auch die Zahl der zunehmenden Fälle in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Für den Ennepe-Ruhr-Kreis geht der Fachbereich Soziales und Gesundheit von mindestens 200 Fällen pro Jahr aus.