Kreis Borken.
„AltBauNeu" heißt die landesweite Initiative von Kreisen und Kommunen, an der auch der Kreis Borken beteiligt ist. Insgesamt 33 Partner werben hier für die Sanierung von Altbauten. Der Kreis Borken hat dabei erstmals eine Auszeichnung für vorbildlich sanierte privat genutzte Häuser ausgelobt. Damit sollen gute Beispiele, die auch dem Klimaschutz dienen, im Wortsinne sichtbarer gemacht werden. Energieberater Thomas Venhorst von der Kreishandwerkerschaft Borken kennt immer wieder gestellte Fragen und die Skepsis gegenüber dem Thema – und viele gute Gründe, die für eine Sanierung sprechen.
Herr Venhorst, viele ältere Häuser sind energetisch nicht auf dem neuesten Stand. Im Kreis Borken wird die Quote der sanierungsbedürftigen Häuser auf 70 Prozent geschätzt. Warum schrecken so viele Menschen vor einer Sanierung zurück?
Thomas Venhorst: Ein Aspekt ist sicherlich das eigene Alter. Viele Hausbesitzer fragen sich, ob es sich für sie überhaupt noch lohnt, in eine Sanierung zu investieren. Dazu kommen sicherlich viele widersprüchliche Berichte, die die Menschen verunsichern. Sie wissen nicht: Was ist für meine Immobilie gut und was passt zu meiner Lebenssituation?
Ist die Sorge vor den hohen Kosten denn unbegründet?
In vielen Fällen ist sie unbegründet. Denn eine Sanierung, mit der sich Energiekosten einsparen lassen, muss nicht immer eine große und umfassende Aktion sein. Die große Lösung lohnt sich, wenn man langfristig die Enkel- oder Erbengeneration im Blick hat oder darüber nachdenkt, die Immobilie zu verkaufen. Aber es gibt auch kleine Maßnahmen, von denen jeder 75-Jährige noch was hat.
Welche zum Beispiel?
Eine typische Maßnahme ist die Luftschichtdämmung, bei der der Hohlraum zwischen dem Mauerwerk und der Klinkerwand verfüllt wird. Diese kostet etwa 2.500 bis 3.000 Euro bei einem klassischen Einfamilienhaus. Das gleiche gilt zum Beispiel für die oberste Geschossdecke. Das ist eine Investition, die man in drei bis vier Jahren über die Einsparung bei den Heizkosten wieder raus hat. Eine lohnende Investition ist auf jeden Fall auch die Heizungsanlage. Viele Anlagen sind 20 Jahre oder älter. Man kann darauf warten, dass sie ohnehin kaputt gehen oder schon jetzt in eine effiziente Heizungsanlage investieren.
Den Effekt sehe ich auf der Heizkostenrechnung, verändert sich auch die Wohnqualität?
Das Raumklima ist in energetisch sanierten Gebäuden ein ganz anderes. Sie haben weniger kalte Außenwände und entsprechend weniger Schimmelbildung. Es hält sich immer noch der Irrglaube, dass ein Haus atmen müsse. Das ist Unsinn, das Haus lebt ja nicht. In einem wärmegedämmten Haus geschieht der natürliche Luftaustausch nicht mehr über die Fugen und andere Undichtigkeiten - was einen enormen Energieverlust verursacht. Frische Luft können Sie intelligenter ins Haus lassen, zum Beispiel in dem Sie regelmäßig die Fenster öffnen.
Wer beantwortet die Fragen: Was ist für meine Immobilie gut und was passt zu meiner Lebenssituation?
Das machen Energieberater, die auch darüber informieren, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Denn uns hilft derzeit eine hohe Unterstützung von Seiten des Staates durch Fördermittel oder zinsgünstige Kredite, auch für kleinere Maßnahmen.
Wie finde ich einen seriösen Energieberater?
Für den Kreis Borken finden Sie gelistete Energieberater auf der AltBauNeu-Website (www.alt-bau-neu.de/kreis-borken) oder auf den Seiten der KfW. Ich empfehle immer neutrale Berater, die kein eigenes wirtschaftliches Interesse als Handwerker oder Dienstleister haben. Achten sollte man darauf, dass die Berater nach der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) zugelassen sind, sie sind absolut neutral.
Was kostet eine Energieberatung?
Das größte sogenannte BAFA-Gutachten für ein Ein- oder Zwei-Familienhaus ist eine sehr umfangreiche Untersuchung, in der viele Alternativen präsentiert werden und eine umfassende Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt wird. Das kostet in der Regel 900 Euro, wird aber mit 50 Prozent gefördert. Eine einfache Beratung mit einer Vor-Ort-Begehung ist schon für 120 Euro möglich, für 200 oder 300 Euro bekommen Sie dazu auch einen ausführlichen schriftlichen Bericht. Wer sich zu einer Sanierung entschließt und Fördermittel beantragen möchte, sollte sich dabei auf jeden Fall von einem unabhängigen Energieberater begleiten lassen.
Zum Thema:
Bürgerinnen und Bürger, die in die Energieeffizienz ihres Hauses investiert haben, können sich im Rahmen des Projektes „AltBauNeu" bis zum 30. Juni 2014 um eine Auszeichnung durch den Kreis Borken bewerben. Teilnehmen am Projekt „AltBauNeu" können alle, deren privat genutzte Immobilien vor 1995 errichtet wurden und die nach erfolgter Sanierung mindestens den Standard des KfW-Effizienzhauses 115 erreichen. Dabei sind die vorgegebenen Werte durch einen Energieausweis oder durch eine in Anspruch genommene Förderung zu belegen. Weitere Auskünfte über die Teilnahmebedingungen gibt beim Kreis Borken Antje Lask, Telefon: 02861 82-1436, Mail: A.Lask@kreis-borken.de. Im Internet gibt es zudem Infos unter www.alt-bau-neu.de/kreis-borken.
Im Rahmen der „Klimawochen im Kreis Borken" vom 15. bis zum 28. September 2014 werden die ersten Auszeichnungen „AltBauNeu" verliehen. Verbunden ist die Auszeichnung mit einer Urkunde und einer Plakette, die am sanierten Haus angebracht werden kann. Damit sind die Sanierung und das Engagement der Hausbesitzer auch von außen zu erkennen. Zudem vergibt die Sparkasse Westmünsterland Sachpreise, die unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost werden.
Pressekontakt: Kreis Borken, Karlheinz Gördes, Tel.: 0 28 61 / 82 - 21 07
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