25. April 2014

Armut auf dem Lande

Freilichtmuseum: Grundsteinlegung bei der Miertz-Kate

Grefrath

Im Niederrheinischen Freilichtmuseum mit Sitz in Grefrath entsteht das so genannte Miertz-Häuschen. Jetzt hat die Grundsteinlegung angestanden. "Das ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung dieses Volkskundemuseums in Trägerschaft des Kreises Viersen", sagt Landrat Peter Ottmann. "Das Museum wird mit Fertigstellung des Miertz-Häuschens um einen wesentlichen Baustein erweitert und deutlich aufgewertet."

Bei dem Häuschen handelt es sich um eine Kate, ein einfaches Wohnhaus, das etwas abseits der Ortschaft Vinkrath an der Wankumer Landstraße gestanden hat, sechs Kilometer entfernt vom Museum. Die Kate kam als Schenkung seiner vormaligen Besitzer um die Jahreswende 2010/ 2011 ins Niederrheinische Freilichtmuseum. Hochgezogen wird es dort im nordöstlichen Teil des weitläufigen Museumsgeländes, neben der historischen Kornbrennerei.

Die Miertz-Kate wurde zur Zeit  des 18. Jahrhunderts errichtet, hat sich aber im Laufe der Jahre immer wieder baulich verändert. Benannt ist das Haus nach seinen letzten Bewohnern, den Geschwistern der Familie Miertz, die bis in die 1980er-Jahre in ihrem Elternhaus lebten. "Ein solches Arme-Leute-Häuschen passt hervorragend ins Ensemble unseres Museums und schließt eine Lücke", sagt Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen. Das Volkskundemuseum wolle schließlich nicht nur zeigen, wie die Menschen am Niederrhein - auch die weniger betuchten - früher gearbeitet, sondern auch gelebt haben. "Das zeigt das Häuschen sehr anschaulich."

Der Aufbau der Kate ist ein gemeinsames Projekt des Kreises Viersen, des Vereins Elterninitiative Kindertraum und des Heilpädagogischen Zentrums Krefeld-Kreis Viersen (HPZ). Die gemeinnützige Elterninitiative Kindertraum fördert die Teilhabe behinderter und nicht behinderter Menschen in Schule, Ausbildung und Beruf; das HPZ bietet für Menschen mit Behinderung Betreuungs- und Arbeitsplätze innerhalb und außerhalb eigener Werkstätten an. Im Niederrheinischen Freilichtmuseum haben einige Mitarbeiter unter Betreuung des Vereins Kindertraum einen solchen Außenarbeitsplatz des HPZ gefunden. "Für uns ist wichtig, dass der Begriff Inklusion nicht nur auf Schulen bezogen ist, sondern auch auf das Berufs- und Arbeitsleben ausgedehnt wird", sagt Kindertraum-Vorsitzender Ludger Peters. Am Beispiel der Miertz-Kate sei erkennbar, dass Menschen mit Behinderung durchaus in der Lage sind, Leistung zu bringen. "Die behinderten HPZ-Mitarbeiter sind auf jeden Fall die Gewinner des Projektes. Sie konnten durch das Wissen, gute und wichtige Arbeit zu leisten, ihr Selbstbewusstsein deutlich verbessern", sagt HPZ-Integrationskoordinatorin Christiane Pollerberg.

Der Wiederaufbau der Miertz-Kate wird von der Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland Versicherungen finanziell unterstützt. Der Stiftungsvorstand hatte seinerzeit beschlossen, die Maßnahme über zwei Jahre mit insgesamt 18.400 Euro zu fördern. "Wir unterstützen als private Stiftung interessante Projekte der Kultur- und Sozialarbeit. Bei dem Projekt geht es zum einen darum, Geschichte erlebbar zu gestalten, darüber hinaus aber auch um die  Inklusion - beides Ziele, denen sich unsere Stiftung verpflichtet fühlt", sagt Rudolf E. Gaul, Geschäftsführer der Stiftung. Gerne habe die Stiftung das Vorhaben des Niederrheinischen Freilichtmuseums gefördert. "Die Ausstellung bringt in einer anschaulichen Form das Verständnis von Geschichte einer breiten Öffentlichkeit näher und eignet sich auch hervorragend für die Bildungsarbeit an Schulen", ergänzt Martina Hankammer, die stellvertretende Pressesprecherin der Provinzial Rheinland Versicherung.

Hintergrund: Die von der Provinzial im Jahr 2002 gegründete Stiftung hat das Ziel, das gesellschaftliche Engagement der Versicherung zu konzentrieren. Die Erträge  des Stiftungsvolumens in Höhe von sechs Millionen Euro dienen zur Förderung gemeinnütziger Zwecke. Allein im vergangenen Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 145.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Das Miertz-Häuschen wird unter Verwendung historischer Messwerkzeuge und Arbeitsgeräte wie Senklot, Knotenschnur, Maurerzirkel oder Gerüstbock errichtet. "Der Aufbau dieser historischen Kate ist mehr als bloßes Aufbauen eines Museumsstücks. Der Aufbau ist selbst schon ein immaterielles Museumsstück", sagt Restaurator Antonius Kiwall, der auch im Vorstand der Elterninitiative Kindertraum aktiv ist. Die historische Denk- und Arbeitsweise wird mit Hilfe des historischen Werkzeugs sowohl den Mitarbeitern von Kindertraum als auch den Museumsbesuchern vermittelt.

"Nach dem Abschluss der Arbeiten wird hier eine Ausstellung zum Thema Armut auf dem Lande im 19. Jahrhundert zu sehen sein", berichtet Museumsleiterin Anke Wielebski. Die Besucher des Freilichtmuseums dürfen sich schon jetzt freuen. Die Kate bietet einen einzigartigen Anblick und dokumentiert den originalgetreuen Zustand mit Fachwerk, alten Dachziegeln, ja sogar ein Plumpsklo.

www.niederrheinisches-freilichtmuseum.de
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Miertz

Landrat Peter Ottmann greift im Zuge der Grundsteinlegung der Miertz-Kate selbst zur Maurerkelle, um die Röhre mit aktuellen Zeitungen einzumauern. Fachmännisch begutachtet wird seine Arbeit von den Handwerkern Michael Freydal, Zimmermannsmeister Georg Kiwall, Christoph Scheler sowie Maurermeister und Restaurator Antonius Kiwall. Ebenfalls an die Kelle müssen Martina Hankammer von den Provinzial Rheinland Versicherungen (3.v.r.) und Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen (2.v.r.). Rechts Museumsleiterin Anke Wielebski. Foto: Axel Küppers / Abdruck honorarfrei

Herausgeber:

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