Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 29. April 2014

Stadtgeschichte: Vor 100 Jahren eröffnete das Apollo-Theater

Stadtarchiv Bocholt präsentiert das historische Foto des Monats

Bocholt (PID).

Vor 100 Jahren, am 23. Mai 1914, eröffnete der Schausteller Wilhelm Nieling sen. (1870-1948) in der Neustraße 5 sein Apollo-Theater. Es handelte sich um das größte Filmtheater der Stadt und das erste, das sich über Jahrzehnte in Bocholt halten konnte.

Die städtische Baubehörde wollte aber die Errichtung dieses Kinos nicht dulden. Dass die Weseler Polizei Nieling als unzuverlässig einstufte, kam den Bocholter Beamten sehr gelegen. Somit stellten sie dem Antragsteller durch gewisse Bauauflagen und allerlei Verzögerungstaktiken mehrmals Hindernisse in den Weg. Die angeführten Beweggründe, die auf eine Verweigerung der Baugenehmigung zielten, waren aber nur vorgetäuscht. In Wahrheit wollten die Stadtväter nämlich selbst ein Lichtspieltheater errichten, und zwar ein gemeinnütziges Kino zur Förderung von Kultur und Volksbildung – was aber nicht öffentlich bekannt war. Sie sahen nun ihr Projekt durch die Initiative Nielings gefährdet, und gerade deshalb machten sie ihm das Leben schwer. Nieling kämpfte sich aber durch die gerichtlichen Instanzen und erhielt schließlich beim Königlichen Oberverwaltungsgericht in Berlin Recht.

Das Apollo-Theater wurde im ehemaligen Amtshaus Liedern unter der Bedingung eingerichtet, dass dort nur Filme zur Vorführung kamen, die in sittlicher, religiöser und politischer Beziehung einwandfrei waren. Man betrat das Kino über einen Durchgang an der Neustraße, der zu dem hinten angebauten, 345 qm großen Saal führte. Die Hausfassade war abends beleuchtet, und eine Bogenlampe sorgte vorne am Eingang für ausreichendes Licht. Das Kino konnte 550 Besucher aufnehmen, die auf 521 Klappstühlen und 29 bequemen Logensitzen Platz fanden. Seine Filme bezog Wilhelm Nieling in einem geschlossenen Programm aus Mönchengladbach und beschäftigte anfangs im Apollo-Theater mit Karl Krone einen erst 21-jährigen Filmvorführer. Ferner unterhielten ein Geigen- und ein Klavierspieler die Gäste während der Darbietungen. Letztlich konnte ihm die Stadtverwaltung dankbar für den Betrieb dieses Lichtspielhauses sein, sorgte doch die schon im April 1914 modifizierte Ordnung über die Lustbarkeitssteuer für deutliche Mehreinnahmen im städtischen Haushalt. Dem Kino kam vor allem während des Ersten Weltkrieges eine besondere Bedeutung zu, weil kaum andere Veranstaltungen in dieser Zeit stattfanden. Außerdem bot das Filmtheater dem Publikum neben Unterhaltungsfilmen wiederholt Propagandabilder von den Kriegsschauplätzen.

Das Apollo-Theater war das sechste von insgesamt 15 festen Kinos während des 20. Jahrhunderts in Bocholt. Nach der Kriegszerstörung wiederaufgebaut, konnte es sich bis Mai 1969 halten.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt


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Apollo-Theater Bocholt (Foto: Stadtarchiv Bocholt)
Am 23. Mai 1914 eröffnete auf der Bocholter Neustraße das Apollo-Theater. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)