(pen) „Ihre Arbeit zeigt beispielhaft, wie sich die Landesregierung die Arbeit der Kommunalen Integrationszentren in Städten und Kreisen vorstellt, was diese Einrichtungen leisten sollen und an Projekten anstoßen können. Obwohl Sie Ihre Arbeit erst vor gut einem Jahr aufgenommen haben, konnten Sie hier vor Ort schon wichtige Beiträge für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund leisten.“ Thorsten Klute, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, zeigte sich nach einem Gespräch mit Landrat Dr. Arnim Brux und Kreisdirektorin Iris Pott sowie KI Leiterin Lale Arslanbenzer und ihren Mitarbeitern beeindruckt.
Zu Beginn des Gespräches im Schwelmer Kreishaus hatte Brux auf das Ziel des Kreises verwiesen, eine „Willkommenskultur“ zu schaffen. Hier leiste das Kommunale Integrationszentrum inzwischen einen wichtigen Beitrag. Als etwas Besonderes stellte er den Arbeitskreis Polizei und Muslime heraus. „Mit diesem deutschlandweit einmaligen Projekt, das seit 2009 läuft, ist es uns gelungen, Kontakte vertrauensvoller zu gestalten. Auf regelmäßigen Sitzungen werden Themen wie Opferschutz, Kriminalitäts- und Unfallprävention oder Fragen zu Passgesetzen besprochen. Dabei tauschen wir nicht nur wichtige Informationen aus, auch vorhandene Probleme können offensiv angesprochen, diskutiert und häufig auch gelöst werden.“ Der Landespreis für innere Sicherheit, über den die Initiatoren sich 2011 freuen konnten, sei ein Beleg dafür, wie ausgezeichnet die Zusammenarbeit zwischen Polizei der großen Bevölkerungsgruppe der Muslime funktioniere.
Neuland - auch im landesweiten Maßstab - beschreitet das KI mit dem Ansatz „Alter-Wohnen-Migration“. Arslanbenzer: „Senioren mit Migrationshintergrund sind bundesweit die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe. Wir wollen Wohnungsbaugesellschaften, Einrichtungen der Seniorenbetreuung und Unternehmen der Altenpflege zusammenbringen, um für diese Gruppe modellhaft ein System von Angeboten zu entwickeln.“
Wie die im Integrationskonzept benannten Handlungsfelder „Bildung und Sprachförderung“ „Gesellschaftliche Teilhabe, Sport und Kultur“, „Gesundheit und Pflege“ oder „Arbeit und Wirtschaft“ in der Praxis mit Leben gefüllt werden, das machten dem Gast aus Düsseldorf Annette Bußmann, Gabriele Risse und Armin Suceska deutlich.
Bußmann und Risse betreuen Projekte im Bildungsbereich, die Kinder mit Zuwanderungsgeschichte erreichen sollen, auf die Zusammenarbeit mit Eltern ausgerichtet sind und unter anderem die Sprachförderung ins Blickfeld rücken. Das Augenmerk Suceskas gilt den Beschäftigungschancen von arbeitsuchenden Migranten. Um diese zu verbessern, setzt er auf die Kooperation mit Migrantenorganisationen. Aus ihren Reihen werden aktuell Mitglieder zu interkulturellen Arbeitsmarktlotsen geschult. „Sie sollen niederschwellige Beratungen anbieten. Ihre Mehrsprachigkeit und ihre Lebensgeschichte machen es dabei möglich, auch Personen anzusprechen, die von den regulären Beratungs- und Unterstützungsangeboten nicht immer erreicht werden“, erläuterte Suceska.
Stichwort Migranten im Ennepe-Ruhr-Kreis
Von den rund 326.000 Einwohnern im Ennepe-Ruhr-Kreis haben rund 63.500 Menschen einen Migrationshintergrund. Das ist jeder Fünfte zwischen Breckerfeld und Hattingen, Wetter (Ruhr) und Schwelm. Sie sind die Zielgruppe des Kommunalen Integrationszentrums, das bei der Kreisverwaltung angesiedelt ist. In der täglichen Arbeit geht es darum, Dinge aufzunehmen, die die Städte nicht umsetzen können oder die durch eine interkommunale Zusammenarbeit einen Mehrwert erzielen.
„Wir wollen bestehende Integrationsangebote der Städte verstärken nicht ersetzen“, macht Arslanbenzer deutlich. Nur gemeinsam sei es möglich, die Chancen, die Integration biete, auch zu nutzen. „Wir alle sind gefordert, am Arbeitsplatz und in der Freizeit, im Elternbeirat des Kindergartens oder der Schule, in Sportverein oder Partei ins Gespräch zu kommen und Integrationszeichen zu setzen.“