Sommerferien: das bedeutet sechs Wochen keine Schule. Doch vielleicht ist diese Zeit auch eine gute Gelegenheit, sich einmal über die Angebote der Schulen zu informieren. Die Schulen des Kreises Steinfurt bieten vielfältige und individuelle Ausbildungsmöglichkeiten. In loser Reihenfolge stellen wir die Schulen in den kommenden Wochen vor.
Heute: Die Janusz-Korczak-Schule des Kreises Steinfurt mit dem Primarstufenstandort in Ibbenbüren Bockraden und dem Sekundarstufenstandort in Ibbenbüren Uffeln.
Die Janusz-Korczak-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Angebunden an die Primarstufe ist in Kooperation mit der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland das Projekt „nebenan“ und an die Sekundarstufe I die Werkstatt-Klasse in Rheine auf dem Gelände der Caritas Ausbildungswerkstätten.
„Grundsatz hier an der Schule ist, dass wir unsere Schüler respektieren, wir nehmen sie als Persönlichkeiten ernst“, erklärt Schulleiter Jürgen Bernroth. Bei den Schülern, die die Janusz-Korczak-Schule besuchen, wurde im Vorfeld anhand eines pädagogischen Gutachtens ein Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung festgestellt. „Unser Ziel ist, die Schüler hier so zu fördern, dass sie möglichst schnell auf eine Regelschule zurückkehren können“, sagt Schulleiter Bernroth. Möglich ist es aber auch, dass die Schüler im zehnjährigen Bildungsgang der Schule Abschlüsse der allgemeinen Schulen oder im Bildungsgang Lernen erwerben.
Eng verknüpft mit der Unterrichtsarbeit an der Schule ist die Erziehungsarbeit. Grundlage ist hier ein für jedes Kind individueller Förderplan, in dem die Förderziele und die Fördermaßnahmen mit allen an der Erziehung beteiligten Personen festgelegt werden.
Daneben ist das soziale Lernen ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts der Janusz-Korczak-Schule. Dafür ist die Schule in diesem Schuljahr von der Landesministerin Sylvia Löhrmann mit dem höchsten Schulpreis in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.
Ein Baustein zur der Förderung der sozialen Kompetenzen ist das „Coolness-Training“. Der 16-jährige Schüler Kevin erzählt, wie er dies empfindet. „Das war spannend. Uns wurden bei dem Training zum Beispiel einmal die Augen verbunden. Wir sollten dann die Arme verschränken und uns nach hinten fallen lassen. Hinter uns stand ein Mitschüler, der uns auffangen sollte“, berichtet er. Jedes Mal, egal bei welchem Schüler, sei er aufgefangen worden. Obwohl er sich zunächst gar nicht so sicher gewesen sei, ob derjenige ihn tatsächlich halten werde. „So lernen die Schüler Vertrauen zu fassen“, erklärt Schulsozialarbeiter Holger Hegekötter den Hintergrund der Übung.
Auch der Klassenrat in der Primarstufe ist ein festes Element des Schulprogramms. „Der Klassenrat ist eine regelmäßige Versammlung aller Kinder der Klassen gemeinsam mit der Sozialpädagogin und der Klassenlehrerin. Er hat eine gewaltpräventive Funktion “, erklärt der stellvertretende Schulleiter Georg Johannes. Er findet einmal wöchentlich in allen Klassen statt. „Die Schüler lernen hier, sich gegenseitig zuzuhören, andere zu verstehen, höflich miteinander zu sein sowie Konflikte verbal zu bewältigen“, erklärt Schulsozialarbeiter Hegekötter.
Weitere Bausteine im Rahmen des „roten Fadens“ soziales Lernen sind das Projekt „Fit und stark“ für die Klassen eins bis vier und das Projekt „Fit for life“ für die Klassen fünf bis zehn. Sie dienen unter anderem der Prävention von Aggression, Stress und Sucht. Zudem gibt es an der Schule die Kinder- und Jugendkonferenz. Hier haben die Schüler Gelegenheit, Arbeitsergebnisse vorzustellen oder Erlerntes vorzuführen. Positive oder negative Kritiken und Vorschläge werden gesammelt und an die Lehrerkonferenz weitergegeben.
Neu im Schulprogramm ist das Kindergericht. „Konflikte, die immer wieder auftauchen, werden in unserem Kindergericht verhandelt“, erklärt Schulleiter Bernroth. Die Schüler selbst übernehmen die Rolle des Richters, des Staats- und Rechtsanwalts sowie die des Schriftführers. Der „Angeklagte“ ist der Schüler, der wiederholt die Grundregeln der Schule nicht einhalten konnte. Eine „Strafe“ bekommt er jedoch nie. „ Uns ist wichtig, dass der betreffende Schüler nie sein Gesicht verliert“, erklärt Jürgen Bernroth. Statt einer Strafe überlegen sich alle am Verfahren beteiligten Schüler und Lehrer gemeinsam einen Auftrag, mit der der angeklagte Schüler sein Vergehen wieder gut macht. Der Lerneffekt: Verantwortung und Wiedergutmachung.
Hierfür ist die Janusz-Korczak-Schule im Schuljahr 2012/13 mit dem Kinderrechtepreis des WDR ausgezeichnet worden.
Den Lehrern an der Schule ist wichtig: „Unsere Schüler sollen wachsen und als große und starke Menschen die Schule verlassen“, sagt Schulleiter Jürgen Bernroth.
Georg Johannes betont: „Im Rahmen der Qualitätsanalyse von Schulen durch die Bezirksregierung Münster wurde die Janusz-Korczak-Schule auch wegen ihres herausragenden Schwerpunktcurriculums soziales Lernen als eine der besten Schulen Nordrhein-Westfalens beurteilt.“