Kreis Steinfurt. Die Prognosen zum demographischen Wandel und zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit im Kreis Steinfurt machen auf den ersten Blick deutlich, dass das Thema Pflege künftig eine große Herausforderung für alle Akteure sein wird. Bis zum Jahr 2030 wird der Anteil der über 67-jährigen bei uns auf 24 Prozent und der Anteile der über 80-jährigen auf 8 Prozent steigen. 2008 waren es noch 16,6 bzw. 4,5 Prozent. Aufgrund des steigenden Lebensalters rechnen die Experten mit einem deutlichen Zuwachs von pflege- und unterstützungsbedürftigen Menschen. Prognosen zum Fachkräftemangel besagen, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 1.000 bis 1.500 Vollzeitstellen in der ambulanten und stationären Pflege im Kreis Steinfurt fehlen werden.
Die Pflegesituation im Kreis Steinfurt war kürzlich Thema in einem Arbeitsgespräch zwischen Staatssekretär Karl-Josef Laumann und Kreis-Sozialdezernent Dr. Peter Lüttmann im Steinfurter Kreishaus. Aufgrund dieser demographischen Entwicklung, geht es heute und künftig nicht ohne die pflegenden Angehörigen unterstrich Laumann in dem Gespräch: „Die häusliche Pflege durch Angehörige ist ein wichtiger Grundpfeiler für ein funktionierendes Pflegesystem.“ Es gebe nicht genügend Fachkräfte, die diesen Job übernehmen könnten, deshalb sei der Einsatz pflegender Angehöriger sehr lobenswert, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigter für Pflege. In diesem Zusammenhang war auch das neue Gesetz zur Pflegereform Thema, das die Bundesregierung auf den Weg bringen will. Es sieht unter anderem vor, die Leistungen für die häusliche und die stationäre Pflege zu erhöhen. Außerdem ist eine Regelung vorgesehen, in der festgelegt wird, ab wann ein Mensch pflegebedürftig ist und finanzielle Leistungen erhält. Damit sollen vor allem Menschen mit Demenz mehr unterstützt werden können als bisher.
Seit langem beklagen viele Pflegefachkräfte den zeitintensiven bürokratischen Aufwand. „Auch an dieser Stelle sehe ich noch Verbesserungspotential“, sagte Kreis-Sozialdezernent Lüttmann. Er begrüßte die Reformpläne des Staatssekretärs zur Entbürokratisierung der Pflege. Lüttmann machte in dem Gespräch aber auch deutlich, dass darüber hinaus weitere politische Maßnahmen und Anstrengungen notwendig seien, um langfristig eine gute Infrastruktur in der Pflege und eine angemessene Finanzierung sicherstellen zu können.