Bocholt, 10. September 2014
Europa: Kommunen sollen aktive Wirtschaftsförderung betreiben
Generalversammlung der Europapreisträgerstädte tagt in Ankara / Bocholt vertreten
Bocholt (PID).
Vom 5. bis 8. September 2014 trafen sich jetzt alle Städte, die mit dem Europapreis ausgezeichnet wurden – darunter auch Bocholt. Ort der Generalversammlung war diesmal die türkische Hauptstadt Ankara. Diskutiert wurde u.a. darüber, welche Rolle die Kommunen bei der Wirtschaftsförderung in den Städten einnehmen. Die Stadt Bocholt wurde auf der Tagung von der ersten stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth Kroesen repräsentiert.
Aktive Rolle der Kommunen bei der Wirtschaftsförderung gefordert
„Die Wirtschaftskrise hat die ganze Welt erfasst!“ Mit diesen Worten begrüßte Melih Gökcek, Oberbürgermeister von Ankara, die Vertreterinnen und Vertreter der Teilnehmerstädte. Er ging in seiner Ansprache auf die besondere Aufgabe der Städte im Bereich der Wirtschaftsförderung ein. „Es ist wichtig, dass die Städte sich sowohl auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene entwickeln“, so Gökcek.
Beispielhaft zeigte er auf, welche aktive Rolle die Stadt Ankara bei der Wirtschaftsförderung einnimmt. So übernimmt die Stadt Ankara die kompletten Erschließungs- und Grundstückskosten bei Neuansiedlungen der Industrie. Sie betreibt außerdem Netzwerke sowie den Erfahrungsaustausch in der ganzen Welt, schafft neue Arbeitsfelder und damit Arbeitsplätze. In den letzten 20 Jahren der Amtszeit von Melih Gökcek wurden in Ankara 540.000 Arbeitsplätze geschaffen. „Wir haben de facto keine Arbeitslosigkeit“, so Gökcek. „Jedoch sind viele Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitsplatz, etwa im Hinblick auf die Bezahlung, unzufrieden. Hier müssen wir künftig handeln.“
Beispiele zur Wirtschaftsförderung aus Europa
In Ankara fördert die Stadt nicht nur die Unternehmen bei Industrieansiedlungen, sondern auch den Tourismus. So entsteht dort mit dem „Anka-Park“ der größte Freizeitpark der Welt. Mehr als 1.250 Fahrgeschäfte stehen den Besucherinnen und Besuchern ab August 2015 zur Verfügung.
Im Jahr 2016 soll ein angrenzender Zoo eröffnet werden. Die kompletten Investitionskosten von 500 Millionen Dollar trägt die Stadt Ankara. Man erhofft sich im ersten Jahr bis zu 3 Millionen, in den kommenden Jahren bis zu 10 Millionen Gäste.
Praktische Beispiele, wie Kommunen ihre Rolle bei der Wirtschaftsförderung sehen, gab es seitens der Stadt Mülheim an der Ruhr. Diese Stadt hat strikte Bearbeitungszeiten für das Verwaltungsverfahren bei Unternehmensansiedlungen etc. eingeführt, damit Unternehmen sich rasch und problemlos in Mülheim zurechtfinden.
Die Stadt Regensburg, als eine der zehn wirtschaftsstärksten deutschen Städte, setzt bei ihrer Wirtschaftsförderung zudem auf die regionale Entwicklung. Sie profitiert als Stadt auch davon, wenn ein Unternehmen sich nicht im Stadtgebiet, sondern im angrenzenden Landkreis ansiedelt.
Beispiele aus Polen, die sich dem Schwerpunkt „Gesundes Essen“ und „Kurze Wege“ widmeten, zeigten, wie Märkte ortsnah zum Wohle von Erzeugern und Verbrauchern seitens der Städte aufgebaut werden können.
Nächste Generalversammlung in Kharkiv (Ukraine)
Die anwesenden Städte aus neun verschiedenen europäischen Staaten beschlossen, dass der Schwerpunkt ihrer Aufgabe sich in den kommenden Jahren an den strategischen Zielen der Europäischen Union im Hinblick auf die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit und der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gremien, Institutionen und Verbänden konzentrieren soll.
Einstimmig wurde beschlossen, dass die nächste Generalversammlung in der ukrainischen Stadt Kharkiv im Jahr 2015 stattfinden soll. Die Versammlung des Präsidiums der Europapreisträgerstädte, dem Bocholt nicht angehört, wird im Dezember 2014 in Regensburg sein.
Hintergrund: Europapreisträgerstädte
Am 25. März 1984 wurde die Arbeitsgemeinschaft im italienischen Udine gegründet. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss aller Europapreisträgerstädte. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist eine engere Verbindung zwischen ihren Mitgliedern. Sie fördert den Austausch von Informationen und regt Diskussionen unter den Europapreisträgerstädten an.
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft treffen sich mindestens einmal im Jahr in einer Europapreisträgerstadt. Hierbei werden Erfahrungen ausgetauscht und Netzwerke gebildet. Neue Kontakte entstehen und bestehende Beziehungen vertiefen sich. Die Förderung der europäischen Solidarität und Völkerverständigung steht im Vordergrund. Den Vorsitz der Generalversammlung hat Gökcek noch bis zum Jahr 2015. Die Wahlzeit beträgt zwei Jahre. Gleichzeitig wird in Ankara das Büro der Arbeitsgemeinschaft geführt.
Wer erhält den Europapreis?
Den Europapreis erhalten Städte oder Gemeinden, die sich in besonderer Weise um die Völkerverständigung und ein friedliches Europa verdient machen. Mit der Verleihung des Europapreises verpflichten sich die Städte, aktiv in der Arbeitsgemeinschaft der Europapreisträgerstädte mitzuwirken.
Der Europapreis ist die höchste kommunale Auszeichnung des Europarates. Inzwischen haben 73 Städte in 47 Staaten, zuletzt in 2014 die polnische Stadt Skulps (früher: Stolp) den Preis erhalten. Die Vorstufen zum Europapreis sind das Europadiplom, die Ehrenfahne und die Ehrenplakette.
Bocholt hat die Fahne im Jahr 1972, die Plakette in 1991 und den Europapreis im Jahr 1993 erhalten
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
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Generalversammlung der Europapreisträgerstädte Ankara
Die erste stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Kroesen (links) nimmt ein Bild aus den Händen des Oberbürgermeisters der Stadt Ankara, Melih Gökcek (rechts), anlässlich der Generalversammlung der Europapreisträgerstädte vom 5. bis 8. September 2014 entgegen. (Foto: Stadt Bocholt, Petra Taubach)