(pen) Ein Thema, zwei Schauplätze, eine Meinung. Während sich NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider im Integrationsausschuss des Düsseldorfer Landtages dafür ausspricht, künftig mehr im Ausland erworbene Abschlüsse und Diplome anzuerkennen, findet im Bürgerhaus Alte Johanneskirche in Gevelsberg eine Informationsveranstaltung mit eben diesem Inhalt statt. Der Einladung des Kommunalen Integrationszentrums, des Jugendmigrationsdienstes der AWO und der agentur mark waren rund 40 Interessierte gefolgt.
„Gut ausgebildete Migranten werden in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, für die Unternehmen vor Ort die Fachkräfte zu finden, die sie benötigen werden“, schloss sich Armin Suceska vom Kommunalen Integrationszentrum bei der Begrüßung der Ministermeinung an.
Die Zahlen, die Schneider in Düsseldorf nannte, zeigen das Potential. Aktuell gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 80.000 Einwanderer, die zwar über einen Berufsabschluss, nicht aber über eine Anerkennung verfügen. Dabei sei das dafür notwendige Verfahren durchaus erfolgsversprechend. 2013 wurden auf Antrag neun von zehn im Ausland erworbene Abschlüsse - 4.452 Anträge/3.924 positive Bescheide - anerkannt. Zwei von drei Anerkennungen wurden für Berufe aus den Bereichen Medizin und Pflege ausgesprochen. Darüber hinaus nannte Schneider folgende Berufsgruppen: Erzieher- und Hauswirtschaftsberufe (297), Organisationsberufe in Betrieben (156), technische Qualifikationen (147) und Forschungsberufe (144).
Wie im Ennepe-Ruhr-Kreis lebende Migranten die in ihren Herkunftsländern erworbenen beruflichen Fähigkeiten zum qualifizierten Berufseinstieg zwischen Breckerfeld und Hattingen, Schwelm und Herdecke nutzen können, darüber informierten in Gevelsberg Annette Eschment, Beraterin IQ Netzwerk NRW, Ines Thranberend und Irmgard Hanowski-Kraetzer von vhs Ennepe-Ruhr-Süd sowie Peter Frese von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer. „Alle Teilnehmer hatten dank der anschaulichen und gut dargestellten Referate sowie der persönlichen Gespräche mit den Referenten am Ende einen guten Überblick über Ablauf sowie Ansprechpartner, wenn es darum geht, im Ausland erworbene Berufsabschlüsse anerkannt zu bekommen“, zog Suceska ein positives Fazit der Veranstaltung.
Debora Napolitano, Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Gevelsberg, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Sie bewertete die Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse als drängendes überregionales Schlüsselthema unserer Gesellschaft. Gleichzeitig betonte sie: „In Zeiten des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels wird nichts entscheidender sein, als die Frage, ob es uns gelingt, unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten sowie durch Austausch und Begegnung voneinander zu lernen und kulturelle Vielfalt als etwas Positives und Bereicherndes zu erleben. Frauen und Männer mit Zuwanderungsgeschichte sind eine Bereicherung für unsere Region. Gesellschaft und Wirtschaft profitieren gleichermaßen von vielfältigen Erfahrungen, Kontakten und Kompetenzen einer internationalen Bürgerschaft.“