(pen) „417 Sportvereine mit mehr als 103.000 Mitgliedern, dieser Organisationsgrad ist im Vergleich zu anderen Kreisen und Städten ein Spitzenwert. Zudem gilt: Bei uns sind neben den vielen zufriedenen Freizeitsportlern in den verschiedensten Disziplinen auch ambitionierte Leistungssportler zu hause. Eine Vielzahl von Medaillen, die bei internationalen und nationalen Titelkämpfen gewonnen werden konnten, sprechen hier eine erfreulich erfolgreiche Sprache.“ Bei der Begrüßung der Teilnehmer des diesjährigen Sportforums im Schwelmer Kreishaus ließ Landrat Dr. Arnim Brux keinen Zweifel: „Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist ein sportlicher Kreis“.
Nach den Themen Sport im Alter, Sport für Kinder und Jugendliche und Sport im Zeichen des demografischen Wandels näherte sich das nach 2009 inzwischen vierte Sportforum dieses Mal der Frage, wie gesellschaftliche und organisatorische Veränderungen den Wettkampf- und Leistungssport beeinflussen oder ob diese ihn gar unmöglich machen.
Für Gastredner Dr. Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes NRW, erschweren das heutige Freizeitverhalten sowie die mit dem offenen Ganztag oder dem Abitur nach acht Jahren verbundenen Veränderungen den Wettkampfsport. Als Problemfelder benannte er unter anderen das für Schüler gesunkene Zeitbudget für Training und Wettkampf, einen geringeren Zulauf zu den Talentsichtungen der Vereine und den Wechsel von Übungsleitern aus den Vereinen in den Ganztag.
Wenn man sich den damit verbundenen Herausforderungen aber stelle, bleibe vieles möglich. „Was wir benötigen sind beispielsweise verbindliche regionseinheitliche freie Nachmittage für Schüler, Schulaufgaben statt Hausaufgaben in Ganz- und Langtag oder auch drei Schulstunden Sport für alle als Grundversorgung sowie zwei weitere Stunden, die Schulen in Kooperation mit Vereinen anbieten.“
Eine wichtige Rolle spielen für Niessen auch die NRW-Sportschulen, die er als Partnerschulen des Leistungssports bewertete. „Hier“, so machte Matthias Kiehm vom Kreissportbund EN den Teilnehmern deutlich, „sind die Wittener Schulen Ruhr-Gymnasium und Holzkamp-Geamtschule mit ihren Bewerbungen auf dem richtigen Weg, um Spitzensport und die mit G8 gestiegenen schulische Anforderungen besser unter einen Hut zu bringen.“
Um das zum Teil schon gut funktionierende Zusammenspiel zwischen Schule und Breitensport zu unterstützen und zielgerichtet weiter auszubauen, plädierte Niessen zudem für stärkere Kooperationen zwischen Sportvereinen und Schulen. „Von allen Seiten, auf allen Ebenen.“
Wie das aussehen kann, dafür gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis ein Beispiel, das Schule machen könnte. In Wetter hatte es das „Sportkarussell“ im letzten Schuljahr 32 Grundschülern ermöglicht, die Sportarten Tennis, Leichtathletik, Badminton, Zumba, Tischtennis, Judo, Schwimmen, Basketball, Kanu und Fußball kennen zu lernen. „Mit diesem Konzept haben die beteiligten Vereine und Schulen vorbildlich und ideenreich auf den inzwischen üblichen Ganztagsunterricht des Nachwuchses reagiert und ihm den Einstieg in den Sport schmackhaft gemacht. Kinder, die sich vermutlich freiwillig nie für bestimmte Sportarten interessiert hätten, nahmen das Experiment auf Zeit ohne große Überredung an“, berichtete Brux über das Sportkarussell, das sich inzwischen auch in anderen Städten dreht.
Am Ende einer interessanten Veranstaltung und lebhafter Diskussionen waren sich die Vertreter aus Sportvereinen und -verbänden, Politik und Verwaltung einig: Wie in vielen anderen Bereichen sollte weniger über die Veränderungen geklagt, als vielmehr die damit verbundenen Möglichkeiten genutzt werden. Der organisierte Sport habe die Chance, sich mit seinem Potenzial und seinen vielfältigen Angeboten erfolgreich und nachhaltig auf Veränderungen einzustellen. „Parallel“, so versprach Brux, „werden wir mit bewährten Dingen wie den Sportförderrichtlinien des Kreises oder Investitionen in unsere Sportstätten für solide und stabile Rahmenbedingungen sorgen.“
Stichwort Sportlicher Ennepe-Ruhr-Kreis
Die Diskussionsreihe „EN-Sportforum“ wurde von Landrat Dr. Arnim Brux initiiert und wird vom Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Kreissportbund EN organisiert. Die Veranstaltungen werden genutzt, um mit Interessierten aktuelle Themen rund um den Sport diskutieren zu können. Dieser Austausch sowie die dabei gesammelten Anregungen und Ideen sollen helfen, um den veränderten Anforderungen an den Sport frühzeitig Rechnung tragen zu können.