20. Februar 2015
Niederrhein
Die Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen organisiert am 14. Juni erstmals eine Höfetour und lädt die Bevölkerung an diesem Sonntag zu einer Radtour von Betrieb zu Betrieb ein. Mit dieser Botschaft warteten die Landwirtschaftsvertreter beim traditionellen Bauernfrühstück im Kreishaus auf. "Es geht zu fünf Betrieben im Raum Nettetal, die gesamte Bandbreite der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wird gezeigt", sagte der Kreis Viersener Bauernvorsitzende Paul-Christian Küskens. Der Landwirtschaftsverband Rheinland organisiert eine solche Höfetour in anderen Regionen bereits erfolgreich; diesem Vorbild will die Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen nun folgen, und zwar in Kooperation mit den Landfrauen. „Das ist eine gute Aktion, die wir gerne unterstützen“, sagte Landrat Peter Ottmann.
Sorge bereiten sowohl dem Landrat als auch den Landwirten hingegen die Konflikte zwischen den Nutzern von Wirtschaftswegen. "Die Gangart wird rauher", brachte es Küskens auf den Punkt. Nicht selten, dass Landwirte, die auf den Wirtschaftswegen ihrer Arbeit nachgehen, ausgebremst, beschimpft oder sogar angegriffen werden. Frei laufende Hunde, Mountainbiker, aber auch Fußgänger und Radler machten den Landwirten nicht selten das Leben schwer, kritisierten auch Vize-Kreislandwirtin Hannelore Schleupen und Landfrauen-Vorsitzende Anna Maria Slaats.
Peter Hauptmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Kreis Viersen, berichtete von Exkursionen der Kindergärten und Grundschulen zu Gehöften, um den Nachwuchs für das Landleben zu sensibilisieren: "Das zeitigt im zweiten Schritt gute Erfolge und schafft Akzeptanz." Stichwort schnelles Internet auf dem Land: Hauptmann skizzierte den Landwirten die Möglichkeit, im Dialog mit den Kommunen und der Telekom auf herkömmliche Techniken zurückzugreifen, solange es flächendeckend Probleme in der Breitband-Versorgung gibt. "Der Richtfunk erlebt vor diesem Hintergrund eine Renaissance." "Wir Bauern brauchen schnelles Internet genau so dringend wie Gewerbetreibende", betonte Küskens.
Apropos Gewerbe: Die Bauernschaft, so Dr. Christian Hoffmann von der Landwirtschaftskammer NRW/Kreisstelle Heinsberg-Viersen, sieht dem neuen Regionalplan, der im Entwurf vorliegt , mit einiger Skepsis entgegen. Sowohl Dr. Hoffmann als auch Kreistagsmitglied und Landwirt Peter Joppen befürchten, dass Gewerbegebiete auf Kosten von Ackerland ausgewiesen werden - Stichwort Flächenfraß. Der Technische Dezernent Andreas Budde sieht in dem aktuellen Entwurf der Bezirksregierung eine eher restriktive Ausweisung von neuen Wohn- oder Gewerbegebieten. Vordringlich sollen Brachflächen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Ein Gewerbeflächen-Kataster, wie im kürzlich auf den Weg gebrachten Masterplan Kreis Viersen beschrieben, macht Sinn, so Landrat Ottmann. Für WFG-Geschäftsführer Hauptmann wäre ein Brachflächen-Kataster bereits ein guter erster Schritt, um die Gewerbeströme zu kanalisieren und den Landwirten nicht über Gebühr Land zu entziehen.
Die Problematik der Haltung von Sauen in Kastenständen vor dem Hintergrund von Verwaltungsgerichtsurteilen in Magdeburg und der darauf basierenden Forderungen einer durch das Landesministerium anerkannten Tierschutzorganisation wurde mit Dr. Helmut Theißen, Leiter des Amtes für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung, erörtert. Aktuell würden im Kreis Viersen zwei Bauanträge wegen dieser Problematik ruhen. Wenn der Stallkasten zu breit würde und die Sau sich darin drehen könnte, bekäme sowohl das Tier als auch der Züchter mit der Haltung Probleme, berichtete Küskens von betroffenen Betrieben. Auf Nachfrage informierte Dr. Theißen über den Stand des BHV 1-Sanierungsverfahrens in den Rinderbeständen des Kreises.
BFKV
Sie haben am traditionellen Bauernfrühstück im Kreishaus teilgenommen (v.l.): Peter Hauptmann, Geschäftsführer Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Viersen; Bennet Gielen, Persönlicher Referent des Landrats; Landrat Peter Ottmann; Dezernent Thomas Heil; Dr. Helmut Theißen, Leiter des Amtes für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung; Hannelore Schleupen, stellvertretende Kreislandwirtin; Anna Maria Slaats, Vorsitzende Landfrauen; Heinz Nothofer, stellvertretender Bauernvorsitzender im Kreis Viersen; Paul-Christian Küskens, Bauernvorsitzender; Sebastian Gores, Geschäftsführer Kreisbauernschaft; Peter Joppen, Kreistagsmitglied und Landwirt. Foto: Axel Küppers / Abdruck honorarfrei
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