(pen) „Inklusion bedeutet, Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen zu ermöglichen. Daran will sich natürlich auch die Kreisverwaltung beteiligen. Als Schwerpunkte setzen wir dabei in nächster Zeit auf die Bereiche verständliche Kommunikation, Abbau baulicher Barrieren und bedarfsgerechter Ausbau der Orientierungshilfen, Sensibilisierung der Mitarbeiter und möglichst barrierefreie Mobilitätsangebote im Ennepe-Ruhr-Kreis.“ Kreisdirektorin Iris Pott nutzte die Begrüßung der Teilnehmer der zweiten Fachkonferenz Inklusion um aufzuzeigen, welche Ziele sich der Kreis aktuell gesetzt hat.
Angestoßen worden war der Prozess Mitte letzten Jahres. Seinerzeit hatten 50 Teilnehmer aus Politik und Verwaltung sowie Vertreter von Verbänden für Menschen mit und ohne Behinderung erstmals über eine „inklusive Kreisverwaltung“ diskutiert. Das Treffen lieferte Hinweise auf eine Vielzahl von Verbesserungsmöglichkeiten, die jetzt im Haus Ennepetal zusammenfassend präsentiert und vorgestellt wurden.
„Für den öffentlichen Personennahverkehr wird beispielsweise vorgeschlagen, die Behindertenbeiräte in den Städten in die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes einzubinden. Und beim Fahrdienst für Menschen mit Behinderungen wären neben mehr Mitsprache auch mehr Flexibilität für die Nutzer und eine größere Zahl von Anbietern wünschenswert“, sagt Patricia Riesner, Inklusionsbeauftragte der Kreisverwaltung.
Bauen und Gebäude, anderer Bereich, andere Vorschläge. Sie lauten unter anderem: Farbliche Markierung der Behindertenparkplätze, barrierefreier Hautpeingang für das Kreishaus und besseres Leitsystem. „Dazu eine Anlage, die es Schwerhörigen ermöglicht, die Sitzungen der politischen Gremien ohne Probleme zu verfolgen“, so Riesner
Dem bereits in leichter Sprache erstellten Informationsblatt über den Schwerbehindertenausweis sollen im Bereich Kommunikation weitere Dinge folgen. Genannt wurden eine barrierefrei Internetseite, der Einsatz von Schriftdolmetschern sowie Gebärdenfilmen. Außerdem hat der Kreis zusammen mit dem Forschungsinstitut Technologie und Behinderung aus Wetter einen Antrag für ein Projekt gestellt, das helfen soll, Bescheide in leichter Sprache auf den Weg zu bringen. „Wenn der Antrag genehmigt wird, haben wir drei Jahre die Möglichkeit, einige unserer Bescheide zu ´übersetzen´ und Mitarbeiter zu schulen“, hofft Riesner auf eine Zusage. „Teilnehmer aus der Fachkonferenz haben sich bereit erklärt, die Bescheide mit uns gemeinsam auszuwählen.“
Um die Mitarbeiter der Kreisverwaltung für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren, hatte Riesner vor einigen Wochen die Arbeitsgemeinschaft Inklusion der Hattinger Lebenshilfe nach Schwelm eingeladen. „Sechs Menschen mit sehr unterschiedlichen Behinderungen haben dabei auch erprobt, wie gut sie ins Gebäude kommen, wie sie sich im Gebäude mit Ausschilderung, Aufzügen und Auskünften zurechtfinden und ob sie am Ende das bekommen, was sie möchten“, erläuterte die Inklusionsbeauftragte.
Weitere Chancen, um Menschen ohne Behinderung auf unbefangene Begegnungen mit Menschen mit Behinderung vorzubereiten, sahen die Teilnehmer der Fachkonferenz in Hospitationen in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in Angeboten, die den Teilnehmern durch eigene Erfahrung zeigen, wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen oder ohne Augenlicht den Alltag zu bewältigen.
Auf der Grundlage der Erkenntnisse der zwei Fachkonferenzen sollen die Arbeitsgruppen jetzt mit Interessierten aus der Fachkonferenz Inklusion weiter an den Umsetzungsmöglichkeiten arbeiten. Gleichzeitig werden die genannten Ziele und Handlungsmaßnahmen zu einem ersten Kapitel eines Inklusionskonzeptes zusammengefasst. Dieses soll im Entwurf bei der nächsten Fachkonferenz Inklusion am 12. November vorgestellt werden.
Stichwort Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Diesen Tag, der europaweit auf den 5. Mai datiert ist, nimmt der Ennepe-Ruhr-Kreis in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen, dem Frauenheim Wengern und der AWO Ennepe-Ruhr zum Anlass für ein Projekt in Schwelm. Geplant sind unter anderen die mehrwöchige Ausstellung „Lebensgefühle“ in Kreishaus und Geschäften der Fußgängerzone sowie ein Aktionstag am 8. Mai.