(pen) „Das von uns betreute Projekt ´Rucksack´ wird von Eltern, Kindern und Einrichtungen sehr gut angenommen. Es ist im Ennepe-Ruhr-Kreis längst ein wichtiger Bestandteil der Sprachförderung von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte. Dieser Erfolg ist auch Ihnen und Ihrem Engagement zu verdanken.“ Mit diesen Worten begrüßte Annette Bußmann vom Kommunalen Integrationszentrum ehrenamtliche Elternbegleiter, Erzieher und Lehrkräfte zu einem Workshop im Schwelmer Kreishaus.
Eine Premiere, denn es war die erste professionsübergreifende Schulung, die sich an all diejenigen richtete, die sich in ihrer Bildungseinrichtung für Integration stark machen und eine Rucksackgruppe begleiten. Kreisweit gibt es momentan vier Gruppen in Kindertagesstätten und fünf Gruppen in Grundschulen. Geleitet werden sie von insgesamt zehn Elternbegleiterinnen. Auf diesem Weg werden 80 Kinder in ihren Familien gefördert. „Diese Zahlen sollen in diesem Jahr möglichst weiter steigen. Der Kreistag hat hierfür 10.000 Euro im Haushalt bereitgestellt. Das ist ein guter Anreiz, um 20 weitere Gruppen auf den Weg zu bringen“, so Bußmann.
Mit „Rucksack“ werden Kinder aus Zuwandererfamilien unter aktiver Beteiligung ihrer Eltern und der jeweiligen pädagogischen Einrichtung in ihrer Sprachentwicklung gefördert. Das Programm verfolgt mit Blick auf die Kinder drei Ziele: Förderung der Muttersprachenkompetenz, Förderung der Deutschkenntnisse und Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung.
Geleitet wurde der Workshop „Interkulturelle Kompetenz“ von Marion Scholten, Leiterin der Integrationsagentur des Deutschen Roten Kreuzes Witten. Aufgegriffen wurde unter anderem die Frage, wie es einem geht, wenn man sich in einer völlig fremden Kultur und ohne Sprachkenntnisse verständigen und beispielsweise einen einem Arztbesuch oder einen Elternsprechtag managen muss. Ebenfalls thematisiert wurden Normen, Werte und Erziehung, kulturelle Unterschiede und Gründe für interkulturelle Missverständnisse. Ein Beispiel von vielen: „Die bei einer Begrüßung nicht ausgestreckte Hand oder das bewusste Vermeiden von Blickkontakt sind nicht in allen Kulturen Anzeichen von Unhöflichkeit“, so Bußmann.
Die wichtige Rolle, die Eltern spielen, zeigt das Beispiel der Hellwegschule aus Witten. Dort wird einmal wöchentlich ein Kurs für Eltern mit türkischer Muttersprache angeboten. Begleitet werden die Teilnehmer von Gülsüm Caltili und Zenure Bal. Die beiden Frauen, gleichzeitig Mütter von Kindern, die die Hellwegschule besuchten, sprechen fließend Deutsch, ihre Muttersprache ist türkisch. Woche für Woche greifen die beiden die Schulthemen der Kinder auf und besprechen diese mit den Eltern in deren Muttersprache. Die Kinder haben somit die Chance, die im Unterricht in deutscher Sprache vermittelten Inhalte zuhause gemeinsam mit den Eltern nachzuarbeiten. Die Initiatoren sind sich sicher: Hierdurch werden nicht nur Sprachbarrieren abgebaut, Eltern werden auch in die Lage versetzt, ihre Kinder bei den Hausaufgaben tatkräftig zu unterstützen.
Neben Sprachförderung und Elternbildung finden sich im „Rucksack“ auch noch zahlreiche, erwünschte „Nebenwirkungen“. „Dies sind beispielsweise eine stärkere Vernetzung der Eltern in Kindertageseinrichtungen und Schule, ein Vertraut werden mit Bildungseinrichtungen, eine Förderung der Kommunikation zwischen Eltern und Schule, eine allgemeine interkulturelle Öffnung und ein verstärkter kultureller Austausch, die Förderung der Bilingualität von Kindern und Eltern, ein Ausbau der Rolle von Eltern als Vorbilder des Lernens und ein allgemeiner Austausch zwischen Eltern mit oft ähnlichen Fragen rund um Erziehung und Lernen“, zählt Bußmann auf.
Einrichtungen, die sich für eine Teilnahme am Projekt interessieren, wenden sich an das Kommunales Integrationszentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises, Ansprechpartnerin ist Annette Bußmann Tel.: 02336/932082, Email: a.bussmann@en-kreis.de.
Stichwort Teilnehmer am Rucksackprojekt
Aktuell beteiligt sind die Awo Kita Schultenstr./Gevelsberg, die Evangelische Kindertagesstätte Winz-Baak/Hattingen, die DRK Kita Kleiner Häwelmann/Schwelm und die Kita Grawemannahaus/Wetter sowie die Grundschulen Büttenberg/Ennepetal, Schnellmark und Vogelsang/Gevelsberg, Heggerfeld/Hattingen und Hellwg/Witten