(pen) Ulrich Schilling, so heißt der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderungsagentur Ennepe-Ruhr, der sich ab sofort um schnelles Internet im Ennepe-Ruhr-Kreis kümmert. „Um dieses wichtige Thema vorantreiben zu können, hatte sich der Kreistag Ende März dafür ausgesprochen, befristet für zwei Jahre die Stelle eines Breitbandbeauftragten einzurichten. Mit der sehr zeitnahen Vergabe an Ulrich Schilling haben wir dem Beschluss umgehend Taten folgen lassen“, machte Landrat Dr. Arnim Brux bei der offiziellen Vorstellung des Ennepetalers deutlich.
Zusammen mit Thomas Heenen von der EN-Agentur wird Schilling genereller Ansprechpartner in Sachen Breitbandversorgung. Vor allem folgende Leistungen sollen für die Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis angeboten werden: Unterstützung bei der Suche nach Fördermöglichkeiten und dem Stellen der notwendigen Anträge, Vorbereiten und Begleiten der Entscheidungsprozesse, Beratung bei allen Fragen rund um den Ausbau der vorhandenen Infrastruktur für schnelles Internet. „Außerdem aktualisieren wir fortlaufend die Daten und stellen diese entsprechend aufbereitet zur Verfügung, koordinieren die Aktivitäten der verschiedenen Akteure und haben mögliche Synergieeffekte zwischen den Anbietern im Blick“, so Schilling beim Antrittsbesuch im Kreishaus.
Bei diesen Aufgaben kann der 46-jährige auf Erfahrungen zurückgreifen, die er seit 2006 als Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Ennepetal gesammelt hat. Dort war er ebenfalls für den Bereich Breitband zuständig und brachte die Anbindung der ländlichen Ortsteile Rüggeberg und Oberbauer sowie der Unternehmen im Gewerbegebiet Oelkinghausen auf den Weg. Sein größter Erfolg: Die Stadt und die Deutsche Telekom vereinbarten Ende letzten Jahres den flächendeckenden VDSL-Ausbau. 16.000 Haushalte und gut 1.000 Unternehmen werden bereits im Laufe dieses Jahres von Übertragungsraten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) profitieren.
Schilling kann bei seiner Arbeit folglich hinter Ennepetal bereits einen Haken machen, Aber auch in den übrigen acht kreisangehörigen Städten fängt er nicht bei null an. „In den letzten Monaten haben wir bereits eine Vielzahl von Informationen zusammengetragen“, macht Jürgen Köder, Geschäftsführer der EN-Agentur deutlich. So können laut Breitbandatlas NRW im Ennepe-Ruhr-Kreis aktuell knapp 63 Prozent auf einen Anschluss zurückgreifen, der eine Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit/Sekunde aufweist. 7 von 10 Anschlüssen erlauben es immerhin, mit Übertragungsraten von mehr als 16 Mbit/s zu surfen. Gerade einmal 3.900 Haushalte gelten - fördertechnisch formuliert - mit einer Übertragungsrate von unter 2 Mbit/s als unterversorgt. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,1 Personen gelten demnach rund 8.000 Bewohner des Kreises als unterversorgt.
Trotz dieser auf den ersten Blick durchaus befriedigenden Lage, gibt es noch viel zu verbessern. „Online-Buchungen, Bestellungen oder auch das Streamen von Filmen - diese und viele weitere Angebote im Internet macht für Privatleute doch nur Spaß und Sinn, wenn die Leitung mindestens 16 Mbit/s aufweist. Legt man die Messlatte für Unterversorgung auf diese Höhe, dann sind 45.000 Haushalte mit rund 95.000 Menschen betroffen. Viele von ihnen leben dabei durchaus in Kern- und Randgebieten der Städte. Hier kann und muss etwas geschehen“, so Schilling.
Weitere Herausforderungen: Zum einen haben Unternehmen fast immer Bedarfe jenseits der 50 Mbit/s–Grenze. Hier weisen viele der untersuchten Gewerbegebiete noch große Lücken auf. Zum anderen gilt es Lösungen zu finden, wie die Inhaber von bereits vorhandner Infrastruktur wie Glasfaserleitungen oder auch Schutz- und Leerrohren mit den Anbietern von Internetverbindungen zu gemeinsamen Geschäftsmodellen kommen, von denen am Ende Bevölkerung und Unternehmen profitieren. „Generell gefordert ist ein abgestimmtes kreisweites Vorgehen in den als unterversorgt geltenden Gebieten“, skizziert Schilling.
Die Kosten für den Breitband-Ausbau, so war es in der Beschlussvorlage für den Kreistag zu lesen, schätzt die EN-Agentur für die Gewerbegebiete im Ennepe-Ruhr-Kreis (ausgenommen Ennepetal) auf insgesamt 4 Millionen Euro. Die Verbesserung in allen unterversorgten größeren Wohngebieten im Kreis würde voraussichtlich mit weiteren 12 Millionen Euro zu Buche schlagen.