Bilanz: Ein Jahr nach Ela

22.05.2015 | Herten

1.800 geschädigte Bäume - 1,5 Millionen Euro Schaden

Blumenkübel schleudern durch den Garten, während Regen an die Fenster klatscht und sich die Baumkronen biegen. Am Pfingstmontag vor einem Jahr fegte der Orkan Ela mit 140 Stundenkilometern über Ruhrgebiet und Rheinland. Er hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Bäume stürzen auf Autos, Häuser und Straßen, Keller laufen voll mit Wasser, der Sturm reißt ganze Waldstücke einfach nieder. Auch ein Jahr danach dauern die Aufräumarbeiten noch immer an. Lars Kuhnt vom ZBH zieht Bilanz.

„So etwas hatte ich noch nie gesehen“, erinnert sich Baumexperte Lars Kuhnt. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom ZBH koordinierte er fast ein Jahr lang die Aufräumarbeiten im Stadtgebiet. Er sperrte Zugänge zu Parkanlagen ab, gab Interviews, prüfte Bäume auf Standsicherheit und tat das, was einem Baumprüfer am schwersten fällt: Bäume zur Fällung freigeben. „In den ersten zehn Wochen nach dem Sturm waren rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dauereinsatz – auch an Sonn- und Feiertagen. Fast alle anderen Routinearbeiten mussten ruhen“, erinnert sich Kuhnt. Die Beauftragung externer Firmen war unausweichlich, da man mehr Helfer und spezielle Geräte brauchte. „Unsere Maschinen reichten für die zerstörten Waldflächen und großen Straßenbäumen nicht aus.“ Die Prioritäten lagen dabei auf den Hauptverkehrsachsen und öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten. Danach waren Grünanlagen, Spielplätze und Verbindungswege, Sportplätze und Waldflächen an der Reihe.

Fast 20 Prozent der Straßenbäume beschädigt – Bereits 100 Bäume nachgepflanzt

„Aktuell haben wir 9.700 Straßenbäume im Baum-Kataster erfasst“, berichtet Lars Kuhnt. „Jeden von diesen Bäumen mussten wir auf seine Standsicherheit prüfen.“ Insgesamt hat man so 1.800 geschädigte Bäume registriert, wobei 1.500 Ast- und Kronenausbrüche aufwiesen und rund 280 gefällt werden mussten. „Hier gibt es einen immensen Wertverlust, der sich auf 2,6 Millionen Euro beziffern lässt. Denn es zählt nicht nur der ursprüngliche Materialwert des jungen Baumes“, erklärt der Baumfachmann. „Natürlich würden wir gerne so viele Bäume wie möglich nachpflanzen“, versichert Lars Kuhnt. Doch das sei gar nicht so einfach, da besonders bei Straßenbäumen eine akribisch genaue Standortprüfung erfolgen muss. Dazu gehöre die Kontrolle von Versorgungsleitungen, Kabeln, Kanälen, der Blick in Alleenkataster und Gespräche mit der Denkmalbehörde. Ist das alles geklärt, fräst man die alte Wurzel raus und vergrößert nach Möglichkeit den Standort. Rund 100 neue Bäume haben Lars Kuhnt und sein Team so bereits neu gepflanzt.

Katzenbusch am schlimmsten betroffene Waldfläche in Herten

Von den drei größeren zusammenhängenden Waldflächen in Herten – Mühlen-, Telgen- und Katzenbusch – traf es den letzteren am schlimmsten. Rund 40 Prozent der alten Buchen sind dort zerstört worden. „Das trifft uns besonders hart, denn der Buchenbestand war hier über 150 Jahre alt“, resümiert Kuhnt. Ein Großteil der Buchen wurde einfach samt Wurzelteller aus dem Erdreich herausgerissen. Fast ein Jahr lang dauerten die Aufräumarbeiten, die in enger Abstimmung mit dem zweiten Eigentümer, dem RVR, erfolgen mussten. Auch in Grünanlagen wie dem Schlosspark zerstörte Ela kostbare und sehr alte Bäume: darunter die älteste über 250 Jahre alte Ross-Kastanie, den über 150 Jahre alten Ginkgo an der Orangerie oder die größte Rot-Buche im Park.

Ela kostet Stadt bislang 1,5 Millionen Euro – Aufräumarbeiten dauern noch lange an

Der Sturm hat die ohnehin arg finanziell gebeutelten Städten noch mal ein kleines Vermögen gekostet. Rechnet man in Herten Fremdleistungen, Personal-, Maschinenkosten, die Wiederherstellung von Baumstandorten und Ersatzpflanzungen zusammen, liegt man bei einer Gesamtsumme von bislang rund 1,5 Millionen Euro. Dem stehen Mittel vom Land und Spenden der Bevölkerung von insgesamt 240.000 Euro gegenüber. „Bis wir alle Schäden beseitigt und die Baumstandorte wieder hergestellt haben, wird es bestimmt noch ein bis zwei Jahre dauern“, macht Lars Kuhnt noch einmal deutlich.

Im Kreis Recklinghausen waren neben Herten besonders die Städte Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Gladbeck betroffen. Durch die extremen Gewitterböen stürzten in diesem Bereich tausende Bäume um. Sämtliche Autobahnen in NRW waren durch Bäume blockiert und der Pfingstrückreiseverkehr brach in NRW komplett zusammen. Die traurige Bilanz: In Nordrhein-Westfalen starben sechs Menschen, 30 verletzten sich schwer und 37 leicht.

Pressekontakt: Anne-Kathrin Lappe, Telefon: 0 23 66 / 303 180, E-Mail: a.lappe@herten.de, www.herten.de, www.facebook.com/stadtherten, www.youtube.com/pressestelleherten



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