(pen) Verletzungen lassen körperliche Gewalt für jeden sichtbar werden. Doch Gewalt hat viele Gesichter, begegnet den Betroffenen längst nicht immer schlagkräftig. Drohen, beleidigen, einschüchtern, kontrollieren - diese und andere Formen psychischer Gewalt sind für Außenstehende zwar deutlich schlechter erkennbar, für die Opfer aber ebenso folgenreich.
„Es geht an niemanden spurlos vorbei, wenn der Partner beispielsweise permanent private Kontakte unterbindet, Telefonate kontrolliert oder Geld vorenthält“, nennt Petra Bedow, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung und Geschäftsführerin des „Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“, einige Beispiele. Zusätzliches Problem: Häufig fällt es den Opfern selbst schwer, psychische Gewalt zu erkennen und sich Hilfe zu suchen.
Im Rahmen seiner diesjährigen Fachveranstaltung suchen die Macherinnen des Runden Tisches daher in Kooperation mit der Frauenberatung.EN und dem GESINE-Netzwerk Gesundheit nach Antworten auf folgende Fragen: Was ist psychische Gewalt und wie kann man sie erkennen? Welche Folgen kann psychische Gewalt für die Gesundheit der Betroffenen haben? Welche Belastungen erleben Frauen zusätzlich während Schwangerschaft und Geburt? Was ist in der medizinischen Versorgung der Gewaltopfer zu beachten?
Im Forum des Helios-Klinikums in Schwelm (Dr.-Moeller-Str. 15) werden dazu am Mittwoch, 24. Juni, folgende Referenten erwartet: Marion Steffens (gesine.netzwerk.gesundheit.EN), Prof. Dr. Claudia Hornberg (Fakultät für Gesundheitswissenschaften Universität Bielefeld/Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit NRW) und Dr. Andreas Leven (Chefarzt Frauenklinik Helios Schwelm).
Während sich die Veranstaltung an die Mitglieder des Rundes Tisches sowie Fachkräfte wendet und diese nur mit Anmeldung zu besuchen ist, ist die begleitende Ausstellung „Warnsignale“ für alle Interessierten zugänglich. Sie ist ab Mittwoch bis zum 2. Juli ebenfalls im Forum des Helios-Klinikums zu sehen. Die unmissverständliche Botschaft lautet „Frauen haben das Recht auf ein Leben in Freiheit und Würde und auf körperliche und seelische Unversehrtheit.“ Erstellt wurde „Wanrsignale vom Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW und in Zusammenarbeit mit Rosalind B. Penfold, Autorin des Buches „Und das soll Liebe sein?“
Zu sehen sind fünfzehn Roll-ups. In Deutsch, Russisch, Französisch, Spanisch, Englisch und Türkisch machen sie deutlich: Gewalt in der Partnerschaft entsteht nicht von heute auf morgen. Meist ist es ein schleichender Prozess, der fast unmerklich mit Kleinigkeiten beginnt. Gerade deswegen werden erste Signale viel zu oft übersehen. „´Warnsignale´ möchte Betroffene motivieren, möglichst frühzeitig über mögliche Gefährdungen in der eigenen Partnerschaft nachzudenken und über Anstöße zur Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen von Partnerschaft geben“, wirbt Bedow für einen Besuch.
Ohne jeden Zweifel könne und müsse die Ausstellung etwas bewegen. „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch im Ennepe-Ruhr-Kreis zu hause. Sie ereignet sich fast immer hinter verschlossenen Türen, quer durch alle Bildungsschichten, alle sozialen Schichten und unabhängig vom kulturellen Hintergrund“, weiß Bedow. Zahlen sprechen hier eine ebenso deutliche wie erschreckende Sprache: Jede vierte Frau erlebt in ihrem Leben häusliche Gewalt. Umgerechnet auf den Ennepe-Ruhr-Kreis würde das heißen: 42.700 Frauen sind betroffen.
Stichwort „Runder Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“
Der „Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“, der die Aktionen geplant und vorbereitet hat, besteht seit 1999. Er vernetzt viele Institutionen und Fachleute aus Justiz, Polizei, dem Opferschutz, den Beratungsstellen, dem Frauenhaus, der Frauenberatung, dem Gesundheitswesen und die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und der Kreisverwaltung miteinander, um den gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern im Ennepe-Ruhr-Kreis ein sichereres Leben zu ermöglichen. Schirmherr ist Landrat Dr. Arnim Brux.