Zwei hochwertige Stelen stehen jetzt beim Feuerwehrhaus und am Schanzweg in Diele (Stadt Weener) und damit ganz in der Nähe der ehemaligen „Dieler Schanzen“. Landrat Bernhard Bramlage und Weeners Bürgermeister Ludwig Sonnenberg haben die von der niederländischen Künstlerin Frouke Roukema gefertigten Stelen am Montag dieser Woche offiziell eingeweiht. Zum Projekt gehört auch ein Rastplatz, den die Stadt Weener über ihre Hafen- und Tourismus GmbH hergerichtet hat.
Solche Stelen gibt es in anderer Form bereits an verschiedenen niederländischen Orten: Bei der Festung in Bourtange, in Oudeschans, in Winschoten und in Bad Nieuweschans. Außerdem wurden zwei Stelen für die Festung Leerort aufgestellt. Sie alle gehören zum grenzüberschreitenden Projekt „Grenzland Festungsland“, einem Teilprojekt des Interreg IV A-Projektes „Netzwerk Toekomst“.
Mit den Kunstwerken in Diele soll nun als ein Ergebnis der in den vergangenen Jahren im Bereich der früheren „Dieler Schanzen“ durchgeführten archäologischen Untersuchungen ein sichtbares Zeichen für die nicht mehr vorhandene Schanze gesetzt und ein Bezug zur Zeit der Schanzen und Festungen hergestellt werden.
Die größere der beiden Stelen trägt den Namen „Bomben-Bernd“, sie misst 2,24 Meter mal 1,91 Meter. Dieses Werk beim Feuerwehrhaus entstand in Anlehnung an die Geschichte des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen. Der münstersche Fürstbischof belagerte 1663 die Dieler Schanzen, um Schulden des ostfriesischen Grafenhauses einzutreiben. Politische Zerwürfnisse zwischen dem Fürstbischof und den Niederlanden führten bei Diele zu teilweise heftigen Gefechten. Als von Galen 1672 den Niederlanden den Krieg erklärte und militärisch gegen Groningen vorging, dienten ihm Vorfälle in der Schanze als Grund für die Kriegserklärung.
Auf dem Rückzug nach erfolgloser Belagerung der Stadt Groningen ließ er die Schanzen erneut einnehmen und schleifen. Zwei große Mörserbomben, die nun im Heimatmuseum in Weener ausgestellt sind, dienen als Beweis zur spannenden Geschichte um die Dieler Schanzen und erklären, woher der Bischof zu seinem Spitznamen „Bomben-Bernd“ kam.
Die Stele „Piekenier“ am Schanzweg verdeutlicht den Wiedererkennungswert mit den niederländischen Stelen. Auf der Texttafel dieser Stele finden sich Erklärungen zum „Jemgumer Zwinger“, der damaligen Hauptschanze.
Auf einer allgemeinen Informationstafel gibt es weitere Informationen zur Ausstellung im Heimatmuseum, allgemein über die Festungsanlage und zur neuen App zum Projekt, die gemeinsam mit den Projektpartnern von „Marketing Groningen“ gemacht wurde. Alle Infotafeln geben die Erklärungen in deutscher und in niederländischer Sprache wieder.
Hintergrundinformationen:
Informationen zum Teilprojekt „Grenzland Festungsland“
Projektbeschreibung Das Projekt war eine Fortführung des Netzwerkprojekts „Grenzland - Festungsland“ zur Homogenisierung des deutschen und niederländischen Standpunkts. Der Schwerpunkt lag auf der archäologischen Untersuchung der ehemaligen Schanzen, Festungen und Steinhäuser auf deutscher Seite. Einen wichtigen Schwerpunkt bildeten hier die Dieler Schanzen. Der weitere Schwerpunkt lag bei der Festung Leerort. Die Führung des archäologischen Projektteils lag bei der Ostfriesischen Landschaft und baute auf den sondierten Ergebnisse der niederländischen Partner sowie deren Kartierung auf. Neben den Ausgrabungen sind weitere Werbemaßnahmen in Form von innovativer Beschilderung (figurenförmige Informationstafeln), Printmedien und die Einrichtung der Internetseite www.grenzland-festungsland.de durchgeführt worden.
Grenzüberschreitender Charakter • die (Wissens-)Lücke im deutsch-niederländischen Grenzgebiet sollte mit der umfangreichen Untersuchung von Schanzen und Festungen auf deutscher Seite geschlossen werden • die gewonnen Erkenntnisse sind wertvoll für die Geschichte des deutsch-niederländischen Grenzgebietes
Ziel des Projektes • Schaffung eines grenzüberschreitenden kultur-historischen Tourismusangebotes durch Inwertsetzung des deutsch-niederländischen Festungsgürtels • Homogenisierung des deutschen und niederländischen Standpunktes • Steigerung des grenzübergreifenden touristischen Angebots/Mehrwerts • der deutsch-niederländische Festungsgürtel ist ein Alleinstellungsmerkmal der gesamten Region, welches es in dieser Form nirgends gibt
Projektverlauf für die Dieler Schanzen • April 2010: Geophysikalische Prospektion in der Dieler Schanze mit bemerkenswerten Ergebnissen • Anfang Mai 2010: Beginn der archäologischen Betreuung des Projektes durch Dr. Andreas Hüser • Juni 2010: erste Öffentlichkeitsveranstaltung in Diele • Sommer und Herbst 2010: weitere geophysikalischen Prospektionen • Juli 2010: Beginn der Ausgrabungen in Diele, Dauer bis Anfang Dezember. Schnitte durch die Wassergräben und Dokumentation der Innenbebauung, Fund einer Mörserbombe mit einem Durchmesse von 33 cm. • April –Juni 2011: Fortsetzung der Grabungsarbeiten: Bergung einer weiteren Mörserbombe, Freilegung des im Vorjahr entdeckten Brunnens. • August 2012: kleine Ausgrabung auf einer der Bastionen: Aufdeckung eines Munitionsdepots oder Gefechtsstand. • 2011 und 2012: geomagnetische und geoelektrische Prospektionen im Hakelwerk als zweite größere Schanze in der Gesamtanlage in Diele. Geländebegehung und Fundauflesung • März 2012: Durchführung eines Airborne-Laserscans: Von einem Flugzeug aus wird das Areal der Dieler Schanzen hochauflösend mit einem Laserstrahl abgetastet und vermessen. Mit Hilfe der Messdaten lassen sich 3D-Modelle der Anlage erstellen. • Bei den Grabungen wurden insgesamt gut 28.000 Funde geborgen, gereinigt, inventarisiert und teilweise restauriert. Das Fundmaterial umfasst Keramik, Pfeifen, verschiedene Waffengattungen, Reste der Nahrungsmittel, Bekleidung usw. Es werden Einblicke in das tägliche Leben der Soldaten fassbar. Aber auch die militärische Hierarchie mit Offizieren usw. wird anhand der Funde greifbar. • Die Waffen, insbesondere die Bomben, verdeutlichen die Brutalität der Kämpfe, in die die Schanze besonders zwischen 1663 und 1672 verwickelt war, als sie auf neutralem Boden in die Interessenskonflikte zwischen den Niederlanden und dem Bistum Münster unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen gelangte. Letzterer ist durch seine Bombardements von den Niederländern auch als Bommen Berend (Bomben Bernd) genannt worden. Die Schanze spielt somit insbesondere in dieser Zeit als Spielball in der europäischen Geschichte eine wesentliche Rolle. Insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Europa (Grenzen überwinden, Zusammenwachsen) ist dies von großem Interesse in der Nachbarschaftsbeziehung zwischen Deutschland und den Niederlanden. • 2012: Erste Planungen der Fundpräsentation gemeinsam mit dem Heimatmuseum und der Stadt Weener • Anfang 2013: Planung und Gestaltung der Ausstellung archäologischer Funde im Museum Weener, Aufwertung des Heimatmuseums durch Renovierungsarbeiten der Stadt Weener • Juni 2013: Eröffnung der Ausstellung zu den Dieler Schanzen in einem neu gestalteten Teil des Heimatmuseums „Rheiderland“ in Weener • 2013: Gespräche mit dem Kooperationspartner Marketing Groningen, gemeinsame Entwicklung einer App zum Thema „Grenzland Festungsland“. Als weitere Partner wurden die Rüstkammer Emden sowie das Heimatmuseum Leer mit ins Boot genommen. Die App ist im Apple-AppStore sowie Google-Play-Store erhältlich.
Finanzierung Das Projekt „Grenzland Festungsland (Netzwerk Toekomst)“ wurde im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt sowie vom Land Niedersachsen und den niederländischen Provinzen Drenthe, Fryslân und Groningen kofinanziert. Es wurde begleitet durch das Programmmanagement INTERREG bei der Ems Dollart Region (EDR). Die Co-Finanzierung des Projektes übernahm die Touristik GmbH „Südliches Ostfriesland“ für die Dieler Schanzen und wurde von der Stadt Weener mit benötigten Hilfsmitteln (Hand- und Spanndienste), wie z.B. der Unterstützung des Bauhofes durch Stellen von Arbeitsgerät, Bauwagen, Hebebühnen etc. unterstützt. Die Stadt Weener hat abschließend über ihre Hafen- und Tourismus GmbH den Rastplatz beim Feuerwehrhaus in Diele entsprechend eingerichtet und mit entsprechender Möblierung versorgt. Für die Festung Leerort hat die Co-Finanzierung die Stadt Leer übernommen, die ebenfalls noch mit einem kleinen Budget für die Grabungsarbeiten bei der Festung Leerort zusätzlich an dem Projekt beteiligt war.
Finanzieller Rahmen Die Projekthöhe des Projektes „Grenzland Festungsland“ betrug 359.000,- € für das Feriengebiet „Südliches Ostfriesland“. Mit diesem Budget wurden die archäologischen Untersuchungen bei den Dieler Schanzen sowie bei der Festung Leerort finanziert.
Informationen zum Projekt „Netzwerk Toekomst“
Was war Netzwerk Toekomst? „Netzwerk Toekomst“ war ein deutsch-niederländisches Kooperationsprojekt, in dem mehrere Partner aus dem touristischen Sektor, Landkreise, Provinzen und Gemeinden sowie Bildungsorganisationen zusammen gearbeitet haben, um dazu beizutragen, die Ems Dollart Region zu einem dynamischen touristischen Gebiet zu entwickeln. „Toekomst“ steht für Touristische Entwicklung und Kompetenzen stärken. Das Projekt wurde im Rahmen des INTERREG IV AProgramms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Es wird begleitet durch das Programmmanagement bei der Ems Dollart Region (EDR). Von Mai 2009 bis einschließlich Dezember 2013 wurden insgesamt rund 7,6 Millionen Euro zugunsten der touristischen Entwicklung in der Region investiert.
Warum Netzwerk Toekomst? Der Tourismus ist ein zentrales Thema in der sozialökonomischen Entwicklung im Gebiet der Ems Dollart Region. Aufgrund der Konkurrenz durch andere Regionen steht der Tourismus unter großem Druck und muss sich neuen Herausforderungen stellen. Unter dem Einfluss neuer Medien verändert sich auch das Verhalten der Kunden. Das Internet eröffnet für touristische Anbieter in der Kommunikation mit ihren Zielgruppen völlig neue Möglichkeiten. Diese müssen die Anbieter nutzen. Die Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglicht neue Strategien, um touristische Produkte und Projekte zu vermarkten. Indem grenzübergreifend zusammen gearbeitet wird und ein großes Netzwerk touristischer Organisationen geknüpft wurde, konnten neue Aktionen und Marketingaktivitäten entwickelt werden.
Zielsetzung Netzwerk Toekomst Ziel des Projektes „Netzwerk Toekomst“ war der Aufbau eines Informations- und Kommunikationstechnologie unterstützten, grenzübergreifenden und zukunftsorientierten Netzwerks von Experten, die gemeinsam die touristischen Qualitäten der EDR weiterentwickeln und vermarkten. Das Augenmerk richtete sich hierbei auf die Themen Watt, Wasser und die diversen Radwander- und Busrouten. Dadurch ist der Bekanntheitsgrad des EDR-Gebietes weit über seine Grenzen hinaus deutlich wachsen. Dadurch, dass wichtige touristische Dachorganisationen vernetzt wurden, profitierten alle Organisationen des Sektors von der Erfahrung und den Ergebnissen der Entwicklungen und Werbestrategien. Der Fokus innerhalb des Projektes „Netzwerk Toekomst“ lag auf sieben verschiedenen Themen. Innerhalb dieser Themen wurden Aktivitäten gebündelt, die zu einer Verbesserung und Erweiterung des touristischen Angebots im EDR-Gebiet führten. Das besondere Augenmerk im Rahmen des Projektes lag im Bereich Kommunikation und Vermarktung.
Hinweis zur Förderung des Projektes
Gruppenfoto mit "Bomben Bernd"...
Gruppenfoto mit "Bomben Bernd": Von links: Armin Gallinat (Ems-Dollard-Region), Heidi Knoop (Ortsvorsteherin Diele), Ludwig Sonnenberg (Bürgermeister Weener), Landrat Bernhard Bramlage, Frouke Roukema, Künstlerin der Stelen und Dr. Andreas Hüser (Ostfriesische Landschaft).
Informationen zum Medium
Die Stele „Piekenier“ am Schanzweg
Landkreis Leer ist Mitglied bei www.presse-service.de. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und per E-Mail abonnieren.
Borkumer Zeitung
General-Anzeiger
Ostfriesen-Zeitung
Rheiderland-Zeitung
Wochenzeitungen
Monatszeitschrift
Der Leeraner
leer aktuell
Leeraner Bürgerzeitung