Kreis Borken / Vreden.
Bagger, Kräne, LKW – eben eine richtige Baustelle bestimmt derzeit den Standort des ehemaligen Hamaland-Museums am Butenwall in Vreden. Und während der Baufortschritt für alle sichtbar ist, stellt sich die Frage: Was macht ein Museum, das geschlossen ist?
Wer da an Urlaub denkt, liegt falsch! Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben reichlich zu tun, der Arbeitsalltag hat sich nur etwas verändert: Mehr als 8000 Objekte aus dem Sammlungsbestand des Kreismuseums werden derzeit digital erfasst, das heißt vermessen, gewogen, fotografiert, optimal verpackt und in einem speziellen Inventarisationsprogramm digital erfasst. Das erleichtert die spätere Arbeit in den Magazinen, denn über einen Nummerncode können die Bearbeiterinnen und Bearbeiter dann sehen, wo sich der gesuchte Gegenstand befindet.
Außerdem geht es um die Sicherheit und die Überprüfung der vielen kostbaren Gegenstände: Sie sind beispielsweise aus Holz, Textilien, Keramik oder Metall – und jedes Material benötigt ganz eigene Bedingungen im Hinblick auf die Lagerung, die Verpackung oder das Raumklima. Die Objekte werden somit „untersucht“, um festzustellen, ob sie an einer Stelle vielleicht im Laufe der vielen Jahrzehnte in der Ausstellung im Hamaland-Museum Schaden genommen haben. Sie kommen dann in die Restaurierung und werden dort fachmännisch gereinigt und versiegelt.
Zum anderen wird derzeit eine neue Dauerausstellung erarbeitet – diese wird sich mit dem Thema „Grenze“ beschäftigen. Ein solches Ausstellungskonzept wird zunächst inhaltlich geplant, das heißt die Wissenschaftler überlegen, was die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern später einmal erzählen soll. Es ist ähnlich wie bei einem Film – die Ausstellung bekommt ein Drehbuch. Doch statt der Hauptdarsteller, die bei einem Casting vorsprechen müssen, sind die Akteure in einer Ausstellung die vielen Objekte, die in Vitrinen durch Licht und Montagen in Szene gesetzt werden. Zu den Highlights des zukünftigen Kulturhistorischen Zentrums gehören zum Beispiel die Sixtuskasel, ein Altarschrank oder auch goldene Reliquienobjekte. Zudem müssen natürlich auch noch Texte geschrieben, Medien wie ein Audioguide entwickelt und ein Katalog geplant werden.
Und wie beim Bau vor Ort auch, sind bei diesen Aufgaben und Arbeiten viele Beteiligte am Werk – ein Gestalterbüro aus Augsburg, eine Medienfirma aus Oldenburg, die Restauratoren aus dem Münsterland und viele mehr. Dass das Zusammenspiel gelingt, auch dafür ist die Mannschaft des Museums zuständig.
Alle diese Arbeiten finden aktuell in einer Lagerhalle in Vreden-Gaxel statt. Dort erhalten nicht nur die Ausstellungsstücke ihren Platz, auch das Museumsteam sowie das Landeskundliche Institut haben hier eine vorübergehende Heimat gefunden. Einem öffentlichen Publikum können diese Räumlichkeiten nicht täglich geöffnet werden. Dennoch soll es demnächst die Möglichkeit eines Blickes hinter die Kulissen geben: Insbesondere für Unternehmen sollen ab Herbst Führungen und Veranstaltungen ermöglicht werden. Dazu ist Corinna Endlich, Leiterin des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland zu erreichen, per E-Mail an c.endlich@kreis-borken.de oder Tel.: 02861/82-1345.
Zum Hintergrund: Kulturhistorisches Zentrum
Im Rahmen der Regionale 2016 verfolgt der Kreis Borken gemeinsam mit der Stadt Vreden das Projekt „Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland“. Unter einem Dach sollen bisher nebeneinander geführte Einrichtungen – das Hamaland-Museum, das Landeskundliche Institut Westmünsterland, die historischen Teile des Kreisarchivs und des Archivs der Stadt Vreden sowie die Kulturarbeit des Kreises Borken – zusammengeführt werden. Dadurch entsteht am Standort Vreden ein „Knotenpunkt“, der das kulturelle Gesamtprofil der Region stärkt und die Identität mit der Region fördert. Geleitet wird das Projekt von dem Gedanken, im Rahmen der kulturellen Bildung neue Lernprozesse in der Wahrnehmung von Kultur zu entwickeln. Im Zuge dessen soll der Öffentlichkeit das kulturelle Erbe der Region in besonderer Qualität und Attraktivität angeboten werden. So werden künftig Fachleute aus Wissenschaft, Kulturvermittlung und Präsentation dort Ausstellungen, Führungen, Projekte, Lernmodule für Schulen und Publikationen gemeinsam erarbeiten und sich dabei auf die verschiedenen Nutzergruppen von Jung bis Alt einstellen.
Das neue Zentrum soll überdies Kultureinrichtungen und Initiativen beiderseits der Grenze darin unterstützen, ihr Profil und ihre Angebote zu schärfen sowie gemeinsame Strategien für die Vermarktung zu entwickeln. Archive, Museen und andere Kulturinstitutionen und -initiativen sollen zudem Hilfestellung dabei erhalten, sich zu außerschulischen Lernorten zu entwickeln. Gleichzeitig kommt dem „Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland“ die Aufgabe zu, Transparenz über die vielfältigen kulturellen Bildungsangebote im deutsch-niederländischen Grenzraum und ihre inhaltlichen Bezüge untereinander zu schaffen.
Weitergehende Informationen zum Projekt gibt es unter www.kulturhistorisches-zentrum.de.
Pressekontakt: Kreis Borken, Ellen Schlütter 02861 / 82-2109
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