Bocholt, 03. August 2015
Stadtgeschichte #Bocholt: Am "Großen Kurfürsten" im Jahre 1928
Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats
Bocholt (PID).
Am 1. März 2015 schloss die Gaststätte "Großer Kurfürst" an der Dinxperloer Straße für immer die Pforten. Bald wird das Haus abgerissen. Damit geht die 137-jährige Geschichte dieses Gasthauses zu Ende. Das Stadtarchiv Bocholt blickt zurück.
Nachdem Mitte der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Dinxperloer Straße neu gepflastert worden war, hielt der Fotograf 1928 das Erscheinungsbild des modernisierten Verkehrsweges in einer Aufnahme in Richtung Norden fest. Das Straßenschild in der Mitte und der im Ansatz lesbare Schriftzug über dem Hauserker rechts lassen den Standort des Betrachters erkennen. Er befindet sich unmittelbar an der Wirtschaft „Zum Großen Kurfürsten“, also an der Kreuzung zur Kurfürstenstraße.
An der gegenüberliegenden Straßenseite reihen sich die Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der damaligen Zeit gebauten Häuser einiger Gewerbetreibender, Techniker und Beamter aneinander.
Heinrich Gebbing gründet den "Großen Kurfürsten"
Bei dem Gebäude ganz links handelt es sich um das Wohnhaus von Heinrich Gebbing (1843-1932), dem Gründer des „Großen Kurfürsten“, der schon 1878 die Wirtschaftskonzession für diese Schankstätte erhalten hatte. Ein Haus weiter wohnte der Ingenieur Rudolf Klaas. Er verkaufte seine Besitzung Ende der zwanziger Jahre an den Kreis Borken, der an dieser Stelle 1930/31 die zweiklassige Landwirtschaftsschule erbauen ließ.
Das Nachbarhaus bewohnte seinerzeit Obergerichtsvollzieher August Bothe. Es schloss sich das einstöckige Geschäft des Fahrrad- und Nähmaschinenhändlers Heinrich Pieper an, und in der Bildmitte sieht man die weiß verputzte Hausfassade des Pferdehändlers Jakob Spier. In dem dunkleren Randstreifen vor dem Bürgersteig links befinden sich – kaum erkennbar – noch die Schienen der längst stillgelegten Kleinbahn Bocholt-Aalten. Wer jetzt in Richtung Niederlande fahren wollte, konnte am Haltestellenschild direkt beim „Großen Kurfürsten“ in den Stadtomnibus einsteigen. Die Gebbing’schen Wohnbauten rechts hinter der Gastwirtschaft sind etwas schlichter gehalten und kurz vor der Jahrhundertwende entstanden.
"Hüleweert" weinte vor Glück
Heinrich Gebbing war übrigens unter dem Namen „Hüleweert“ bekannt, weil er vor Freude weinte, nachdem er vor 137 Jahren die Erlaubnis zum Wirtschaftsbetrieb erhalten hatte. 1921 verkaufte er den „Großen Kurfürsten“, wie die reiche Geschichte der Gaststätte belegt, und verbrachte seinen Lebensabend gern mit Spaziergängen in die nähere und weitere Umgebung. Wer weiß, vielleicht ist es ja der 85-jährige Heinrich Gebbing, der vor dem „Großen Kurfürsten“ gerade seine Runde dreht.
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
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Foto des Gasthauses "Zum großen Kurfürsten" aus dem Jahre 1928. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)