Selbsttötung von Tabus befreien

11.09.2015 - Dortmund

Jörg Hartmann engagiert sich mit Krisenzentrum gegen Perspektivlosigkeit

Die Zahl der Menschen, die sich pro Jahr in Deutschland selbst töten ist höher, als die Zahl der Verkehrstoten in unserem Land. Ein Grenzwanderer ist auch Kommissar Faber, so Schauspieler Jörg Hartmann über die von ihm gespielte Tatortfigur. Zusammen mit dem Krisenzentrum Dortmund engagiert sich Hartmann gegen Perspektivlosigkeit, für Hilfe für Menschen in Krisensituationen aber auch gegen eine Tabuisierung von Suiziden.

„Sich zu töten ist eine Möglichkeit des Menschen in der Krise. Damit müssen wir wertfrei und offen umgehen“, fordert Johannes Ketteler, Leiter des Krisenzentrums Dortmund zum Tag der Suizidprävention. Nur auf Basis dieser Erkenntnis können man Menschen wirklich helfen, positive Aspekte in ihrem Leben zu sehen.  Mit einer Lesung, einer Ausstellung von Studenten der Fachhochschule Dortmund und einer Podiumsdiskussion beteiligte sich das Krisenzentrum in Trägerschaft des Klinikums Westfalen am Tag der Suizidprävention. Das Krisenzentrum lud dazu in das ehemalige Straßenbahndepot an der Immermannstraße ein.

Seine Tatortfigur sei von Verlusten geprägt, vielleicht über bisher im Tatort bekannt gewordene Ereignisse hinaus, so Hartmann über Kommissar Faber. In Dortmunder Tatortausgaben stand Faber manchmal am Abgrund - sprang aber nicht. Für Menschen in persönlichen Krisen ist das Dortmunder Krisenzentrum eine Anlaufstelle. Keinen Ausweg sah am Ende der tödlich erkrankte Autor Wolfgang Herrndorf, von dem unter anderem der Bestseller „Tschick“ stammt. Er schrieb zudem ein inzwischen veröffentlichtes digitales Tagebuch über seine Krankheit. Jörg Hartmann las daraus im Kino im Depot vor.

Eindrucksvoll trug Hartmann die Selbstschilderungen Herrndorfs vor, die der  trotz bedrückender Inhalte in brillanter Leichtigkeit formuliert hat. Im Bewusstsein des nahenden Todes und in der Sorge um schwindende Selbstbestimmung und Kraft setzte Herrndorf sich offensiv auseinander mit diesem Schicksal. Was tun wenn man nicht mehr „Herr im eigenen Haus“ ist? Den Diktator einer Bananenrepublik erschießen? Herrndorf entschied sich, noch ein Buchprojekt zu vollenden. Mal erschreckend, mal humorvoll schrieb Herrndorf Gedankenspiele nieder mit denen er registrierte, dass er sich nie mehr verlieben werde, aber auch nie mehr den Zahnarzt aufsuchen oder eine Steuererklärung abgeben müsse. Jörg Hartmann erntete im voll besetzten Depot-Kino für seine lebendige Präsentation derart schwierigen Stoffs viel Applaus.

Die Lesung bot die wohl perfekte Einstimmung auf eine Podiumsdiskussion, moderiert von Marija Bakker.  Mutig erzählte dort Dagmar Baarten ihr Schicksal. Der Selbstmord ihrer Tochter stürzte sie selbst in eine psychische Krise, in der sie das Krisenzentrum unterstützte. Dr. Thomas Finkbeiner, Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund betonte den Stellenwert eines solchen Zentrums. Es gebe aber auch schwere Depressionen und weitere psychische Erkrankungen, in denen es einer Fachklinik bedürfe.

Sorge um den Verlust von Autonomie, wie sie auch Herrndorf beschäftigte  treibe viele Menschen auch im Blick auf das Alter um, berichteten Elke Schubert-Buick, Leiterin der Landesarbeitsgruppe Suizidprävention und Elke Simon, Theologin im Dienst der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Der Rat der Experten: Betroffene im Zweifel offen ansprechen auch auf die Suizidgefahr, nicht versuchen Probleme hinweg zu trösten. Falsch machen könne man mit solchen Gesprächsversuchen nichts, das Fehlen eines Gesprächspartners aber trage oft bei zu einem Suizid.

 

Die Beratungsstelle des Krisenzentrums Dortmund ist unter der Rufnummer 0231 / 43 50 77 zu erreichen

Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:


Jörg Harmann beim Tag der Suizidprävention


Podiumsdiskussion zum Tag der Suizidprävention


Herausgeber: KLINIKUM WESTFALEN GmbH
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