Pressedienst des Kreises Borken vom 16. 09. 2015

Regionale Schulberatungsstelle des Kreises Borken erstellt Info-Broschüre zur Beschulung von Flüchtlingskindern
Handreichung „Schule als sicherer Ort“ zur Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern



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Kreis Borken.

Aktuell suchen viele Menschen aus Krisengebieten Schutz in Deutschland und damit auch im Kreis Borken. Die Beschulung der mit ihren Familien oder unbegleitet geflüchteten Kinder und Jugendlichen ist mit besonderen Herausforderungen verbunden: Fehlende Sprachkenntnisse, unbekannte Vorbildung und unklare Lernvoraussetzungen erschweren die didaktische Planung. Noch gravierender ist für Lehrkräfte das Wissen, dass einige der Kinder und Jugendlichen traumatisiert sind. Diese Thematik greift die aktuelle Handreichung des schulpsychologischen Dienstes des Kreises Borken unter dem Titel „Schule als sicherer Ort“ auf. Der Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle, Schulpsychologe Michael Sylla, und sein Mitarbeiter, Schulpsychologe Özkan Genc, stellten diese Informationsbroschüre im Kreishaus vor. Ziel ist es, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter  im Umgang mit Flüchtlingskindern und Jugendlichen zu unterstützen und Handlungssicherheit zu vermitteln.

„Wir erleben in unserer Beratungsarbeit, dass für Lehrerinnen und Lehrer das Wissen und die Vorstellung, dass einige der Kinder traumatisiert sind, große Unsicherheit mit sich bringt“, sagte Schulpsychologe Sylla. Viele Menschen kämen unmittelbar aus Kriegsgebieten und allein die Umstände der Flucht und Entwurzelung aus der Heimat bedeuteten seelische Erschütterung, die dem Lernen nicht förderlich sei. Es sei also damit zu rechnen, dass diese Kinder und Jugendlichen sich nicht immer voll auf den Unterricht konzentrieren könnten. „Traumatisierung bedeutet Strukturverlust“, erläutert Sylla, „deshalb ist es zunächst die wichtigste Leistung der Schule, Flüchtlingskinder und Jugendliche durch die Eingliederung in den Schulalltag zu stabilisieren.“

Die Handreichung enthält Hinweise für Lehrerinnen und Lehrer, wie dies am besten geschieht und welche Hürden es zu überwinden gilt. Sie ist an alle Schulen des Kreises verschickt worden und kann auf der Internetseite der Schulberatungsstelle heruntergelanden werden. Psychische Traumata aufzuarbeiten sei keine schulische Aufgabe, sagte Schulpsychologe Genc, dennoch leisteten die Schulen wertvolle Beiträge, um diesen Kinder und Jugendlichen neuen Halt zu geben. Deshalb ist die Aussetzung der Schulpflicht für Kinder von Asylsuchenden aus Sicht des Schulpsychologen auch keine gute Option. Die Eingliederung in den Schulalltag sei aus psychologischer Sicht ein sehr wichtiger Baustein zur Normalisierung der Lebenslage von Flüchtlingskindern und Jugendlichen. Die Broschüre hat inzwischen überregional Beachtung gefunden und ist auch auf den Seiten des Schulministeriums verlinkt.

Zum Hintergrund:
In diesem Jahr werden nach aktuellen Schätzungen des Innenministeriums bis zu 200.000 Asylbewerber in NRW erwartet. Wie viele Kinder welchen Alters darunter sind, ist nicht bekannt. In den Erstaufnahmelagern sollen sie in der Regel nur zwei bis drei Wochen verbleiben und von dort aus wiederum auf die einzelnen Kommunen verteilt werden. Wegen Überfüllung der Erstaufnahmelager bleiben die Menschen allerdings zunächst in Notunterkünften. Während dieser Zeit werden die Kinder und Jugendlichen nicht beschult. Sobald die Familien Kommunen zugewiesen sind, werden schulpflichtige Kinder und Jugendliche in Schulen vermittelt. In mehreren Orten des Kreises Borken (Bocholt, Borken, Stadtlohn, Gronau) sind schulische Beratungsstellen für ausländische und ausgesiedelte Schülerinnen und Schüler eingerichtet. Hier finden die Kinder und ihre Eltern schulische Ansprechpartner, wenn es um Fragen der sprachlichen Förderung und der Integration in das Schulsystem allgemein geht. Die dort tätigen Lehrkräfte handeln im Auftrag des Schulamts für den Kreis Borken. Sie suchen in enger Abstimmung mit den betroffenen Schulen nach den geeigneten Fördermöglichkeiten und bestimmen bei Kindern, die ohne ausreichende Sprachkenntnisse in das deutsche Schulsystem kommen, wo und wie der „Einstieg“ in unsere Schulen am besten gelingen kann.
Im Kreis Borken werden im laufenden Schuljahr 675 Kinder und Jugendliche von Asylsuchenden beziehungsweise Eltern mit Asylstatus, die keine deutschen Sprachkenntnisse besitzen, beschult.
Weitere Informationen zur Schulpsychologie gibt es unter www.rsb-borken.de.



Pressekontakt: Kreis Borken, Ellen Schlütter 02861 / 82-2109

Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Die Schulpsychologen Michael Sylla (links) und Özkan Genc stellten die neue Informationsbroschüre im Kreishaus vor



     

Herausgeber:
Kreis Borken
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