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Presseinformation

21. September 2015
Wie die Flaschenposten vom DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in die Nordsee gelangen
Die Künstlerin Anne Berlit und die Kuratorin Gerd Andersen über ein außergewöhnliches Kunstprojekt
Kreis Steinfurt. Die Künstlerin Anne Berlit sammelt geheime und persönliche Nachrichten und schickt diese als Flaschenposten auf eine Reise um die Welt. Mit dieser Idee wählte eine Jury sie für das Projektstipendium KunstKommunikation 2015 des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel aus. Der Höhepunkt des Projektes naht nun: Am Donnerstag, 24. September, wird die Flaschenpostskulptur mit dem legendären Feuerschiff „Elbe 1“ vor Cuxhaven in die Nordsee entlassen.

Frau Berlit, ein Jahr lang hatten Sie im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst als Projektstipendiatin 2015 ein Atelier. Wissen Sie, wie viele Menschen dort in dieser Zeit eine geheime Nachricht aufgeschrieben und in eine der Flaschenposten eingekorkt haben?

Anne Berlit: Die Skulptur besteht aus etwa 140 Flaschen. Es geht mir aber nicht um die Quantität der Nachrichten. Es geht um die Frage: „Was ist mir so wichtig, dass ich gerade die Flaschenpost als Medium wähle, Nachrichten analog auf dem Wasserweg an unbekannte Empfänger zu senden?“ Zudem gab es um das Kunstprojekt Flaschenpost zahlreiche Gespräche und Aktionen, die das Thema erläuterten.

Am 23. September gibt es nun die letzte Möglichkeit, eine Flaschenpost zu befüllen – allerdings dann im Museum „Windstärke 10“ in Cuxhaven. Heute prägen aber eher E-Mails, Skype und Instant Messenger den Alltag vieler Menschen. Wie passt da die Flaschenpost hinein?

Anne Berlit: Es ist ein Gegenentwurf dazu, dass wir mit digitalen Medien überflutet werden und Nachrichten oftmals gar nicht mehr so bewusst und individuell wahrnehmen können. Wird man aber eine Flaschenpost finden, hat dies eine besondere Relevanz, sowohl für den Absender als auch für den Empfänger.

Die Flaschen werden am 24. September mittels einer Skulptur in die Nordsee entlassen. Wie hat man sich diese Skulptur vorzustellen und wie lange haben Sie an ihr gearbeitet?

Anne Berlit: Es sollte eine Skulptur sein, die von der Form her meinem bildhauerischen Anspruch gerecht wird. Zudem muss sie folgende Funktionen erfüllen: Sie muss die Flaschen halten, sehr leicht an Gewicht sein und sich nach der Aussetzung in die Nordsee so auflösen, dass unmittelbar nach der Aussetzung nichts anderes als die mit Nachrichten gefüllten Glasflaschen auf die Reise gehen. Ich habe einen mit Luft gefüllten, durchsichtigen Schlauch entwickelt, der sich wie eine Lakritzrolle um die Flaschen windet. Dieser wird auf eine Aluminium- Unterkonstruktion gesetzt, an der Tampen festgemacht werden und mit Hilfe des Ladebaums wird die Skulptur vom Schiff ins Wasser gelassen. Nach der Aussetzung rollt sich der Schlauch auf und entlässt die Flaschen nach und nach ins Wasser. Der 55 Meter lange Schlauch wird, nachdem er sich gänzlich aufgerollt hat, wieder an Bord geholt.

Der 24. September, morgens 8 Uhr. Das legendäre Feuerschiff „Elbe 1“ fährt los, mit Ihnen, der Skulptur und vielen Menschen, die gerne dabei sein wollen, an Bord. Ziel ist, die Skulptur in die Nordsee zu entlassen. Was vermuten Sie, werden Sie in diesem Moment denken? Sind Sie mit der Resonanz zufrieden?

Anne Berlit: Von der großen, positiven Resonanz bin ich wirklich beeindruckt. Das Projekt hat sich im Laufe des Jahres intensiv entwickelt. Im April habe ich zusammen mit 55 Schülerinnen und Schülern der St. Bonifatius-Grundschule in Riesenbeck-Birgte überlegt, was eine Flaschenpost ist, welche Funktion sie haben kann, was man bei der Skulptur beachten muss, wohin sie gelangen kann und so weiter. Das war Fächer übergreifender Unterricht, der allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat. Im Mai beim Marktzauber und bei vielen Terminen vor Ort im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst ist es mir gelungen, Menschen für die Flaschenpost zu begeistern. Einige hatten tatsächlich so wichtige Nachrichten an die Welt, dass sie diese auf dem Nachrichtenblatt formuliert haben und so Teil des Flaschenpost-Projekts wurden. Fast 40 Menschen werden die Flaschenpost-Skulptur auf dem Weg in die Nordsee begleiten, wenn sie am 24. mit dem Feuerschiff Elbe 1 in die Nordsee entlassen wird. Das ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Leute individuell anreisen, das Projekt zwei Tage in Anspruch nimmt und mit Kosten verbunden ist. Ich würde mir wünschen, dass das Projekt „Flaschenpost- Nachrichten aus Hörstel dem Tor zur Welt“ vom DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst ausgehend, den Beginn eines „Kommunikationsnetzwerkes“ markiert, das über Regionen und Ländergrenzen hinaus nachhaltig wirkt und persönliche, individuelle Kommunikation in der einen oder anderen Weise ermöglicht.

Frau Andersen, was bleibt für Sie?

Gerd Andersen: Das Kunstprojekt von Anne Berlit ist ein sehr gutes Beispiel für die Kunst, die der Kreis Steinfurt im DA, Kunsthaus fördert und präsentiert. Kunst zum Mitmachen und Mitdenken. Es geht um ein ganz alltägliches, lebensnahes Thema, das aber in der Kunst eine besondere poetische und in diesem Fall mit der Nordseefahrt auch eine spektakuläre Umsetzung findet. Das Projekt hat im Laufe des Jahres eine große Entwicklung erfahren und immer größere Kreise gezogen. Ich freue mich über die breite Unterstützung und das Sponsoring und besonders auch über die Vernetzung mit Cuxhaven. Und jetzt besonders auf die Fahrt mit dem alten Feuerschiff „Elbe 1“: Eine Kunstaktion auf hoher See, wann hat man dazu schon die Gelegenheit? Das wird ein einmaliges Abenteuer. Für alle, die nicht mitfahren können: Das Ganze wird von der professionellen Filmemacherin Dana Savic festgehalten, und ab dem 18. Oktober ist der Film im DA zu sehen.


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Flaschenpost



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de