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Pressemitteilung vom
18. November 2015
Landkreis betreut rund 1.900 Flüchtlinge in 25 Gemeinschaftsunterkünften – drei neue Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Karlshafen eingeweiht

Bad Karlshafen/Landkreis Kassel. „Mit der Eröffnung von drei Gemeinschaftsunterkünften in Bad Karlshafen können wir rund 180 Flüchtlinge in der Hugenottenstadt an Weser und Diemel betreuen“, informiert Vizelandrätin Susanne Selbert bei einem Besuchstermin in der neuen Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Kurparkhotel in Bad Karlshafen. Die Zahl der vom Landkreis zu betreuenden Asylbewerber werde in den nächsten Monaten auf rund 2.400 weiter steigen. Selbert: „Jede Woche kommen zurzeit rund 100 Menschen hinzu“.

 

Dies bedeute, dass über den gesamten Landkreis Kassel verteilt, ständig weitere mögliche Liegenschaften überprüft und ausgebaut werden müssen. „In der Regel sind leerstehende Immobilien, die uns angeboten werden, nicht ohne weiteres nutzbar, da häufig noch erhebliche Umbaumaßnahmen erforderlich sind und sich manchmal auch die Vertragsverhandlungen mit den Besitzern als nicht ganz einfach erweisen“, berichtet Selbert. Die drei neuen Gemeinschaftsunterkünfte in der ehemaligen Jugendherberge, im Haus Schöneck und im Kurparkhotel, seien daher „ein Glücksfall für uns, da sich der Umbauaufwand im Vergleich zu einer seit zehn Jahren leer stehenden Kaserne sehr in Grenzen hält“, so die Vizelandrätin weiter. In leerstehenden Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Klinik der Gesundheit Nordhessen AG in Bad Karlshafen-Helmarshausen sei bereits eine Familie eingezogen und eine weitere Familie werde folgen, kündigt Selbert an.

„Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Die Umbauten in der ehemaligen Klinik für ein Tagespflegeangebot eines privaten Betreibers sind so gut wie abgeschlossen und auch das Personal für diese Einrichtung ist eingestellt – hier werden wir keine Flüchtlinge unterbringen“, reagiert die Vizelandrätin auf entsprechende Gerüchte in Bad Karlshafen.

 

Ebenso klar sei, dass der Landkreis keine Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen wird. Selbert: „Deshalb prüfen wir jede andere leerstehende Immobilie auf ihre Eignung als Gemeinschaftsunterkunft und deshalb haben wir unsere Bemühungen, Flüchtlinge in privatem Wohnraum unterzubringen, nochmals verstärkt“. Rund 25 Prozent der Asylbewerberinnen und Asylbewerber lebten zum Stichtag 31. Oktober 2015 in Privatwohnungen im Landkreis. „Die Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft ist am Anfang der beste Weg, sich zumindest ansatzweise in unserer Region zu akklimatisieren“, informiert Selbert.Ziel des Landkreises bleibe es aber, möglichst viele Mietverhältnisse in Wohnungen zu realisieren, da diese Unterbringungsform die Integration und die Teilhabe am Leben in Deutschland am besten ermöglicht. Entsprechender Wohnraum werde daher weiterhin gesucht. „Wir – Kreis und Vermieter - haben sehr gute Erfahrungen mit der Unterbringung von Asylbewerbern in Privatwohnungen gemacht“, so die Vizelandrätin weiter. Aktuell fehle es besonders an Wohnungen für einzelreisende Asylbewerber und an Vermietern, die auch an eine Wohngemeinschaft von zwei, drei oder vier einzelreisenden Asylbewerbern vermieten.

 

Auch am Betreuungsschlüssel für die Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften werde der Landkreis nichts ändern. „Wir haben mit unserem Schlüssel von einem Betreuer pro 50 Flüchtlinge sehr gute Erfahrungen gemacht und werden davon auch nicht abrücken“, betont die Vizelandrätin. Mit dieser Betreuungsrelation sei der Landkreis in Hessen führend.

 

Positiv bewertet Selbert die „tolle Arbeit des Unterstützerkreises in Bad Karlshafen“. Eine der Hausleitungen habe man aus dem Kreis der engagierten Ehrenamtlichen gewinnen können. Die Betreuung durch die Mitarbeiter des Landkreises und die Arbeit der Unterstützerkreise soll so schrittweise die Voraussetzungen schaffen, dass die Flüchtlinge in die Lage versetzt werden, selbst eine Wohnung anzumieten.

 

Alle Vermieter, die noch Wohnungen für einzelreisende Flüchtlinge oder für eine kleine Flüchtlings-WG zur Verfügung haben, sollten sich mit Pia Fischer oder Susanne Baberuxki vom Fachbereich Soziales in Verbindung setzen (Tel.: 0561/1003-1843 bzw. 0561/1003-1534/Mail: pia-fischer@landkreiskassel.de bzw. susanne-baberuxki@landkreiskassel.de). So kann geholfen werden, den Asylbewerbern den Einstieg in ein geregeltes Leben in Deutschland zu erleichtern. Bei der Unterbringung in Privatwohnungen werden die Mietverträge in der Regel mit den Asylsuchenden geschlossen – der Landkreis übernimmt jedoch die Unterkunftskosten für die Asylbewerber.

 

Mit Stand Ende Oktober 2015 betrieb der Landkreis eigene Gemeinschaftsunterkünfte in der Bad Karlshafen (98 Plätze belegt), in Baunatal (105 Plätze belegt), in Espenau (49 Plätze belegt), in Fuldatal (223 Plätze belegt), in Helsa (64 Plätze belegt), in Hofgeismar (39 Plätze belegt), in Nieste (36 Plätze belegt), in Niestetal (110 Plätze belegt), in  Oberweser (94 Plätze belegt), in Schauenburg (61 Plätze belegt), in Trendelburg (19 Plätze belegt), in Vellmar (31 Plätze belegt) und in Wolfhagen (384 Plätze belegt). In allen Gemeinschaftsunterkünften werden die Asylbewerber durch Sozialpädagogen und Hausleiter betreut.

 

Die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die Ende Oktober im Landkreis Kassel leben, kommen aus über 40 verschiedenen Herkunftsländern. Die meisten Menschen stammen aus Syrien (348), Albanien (205), Afghanistan (196), Eritrea (155), Somalia  (133) und Pakistan (121). Die Wohnorte der Asylbewerber im Landkreis verteilten sich auf 24 Kommunen im Landkreis. Bedingt durch die Gemeinschaftsunterkünfte wohnen die meisten Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Wolfhagen (428), Fuldatal (255) und Baunatal (128). Weitere Kommunen mit über hundert Asylbewerbern sind Niestetal und Oberweser.

 

Ein besonderer Dank gelte allen Beteiligten der verschiedenen Unterstützerkreise für die vom Kreis betriebenen Gemeinschaftsunterkünfte. „Wir sind sehr froh über diese gelebte Solidarität, die zeigt, dass eine große Bereitschaft in der Bevölkerung besteht, sich um Menschen zu kümmern, die in ihren Heimatländern vielfach unvorstellbaren Repressalien und Verfolgungen ausgesetzt sind“, bekräftigt Selbert.

 

Besonders in der Kritik steht weiterhin die nicht ausreichende finanzielle Unterstützung seitens des Landes. „Aktuell erhalten wir 601,46 Euro pro Asylbewerber pro Monat – das ist deutlich zu wenig“, kritisiert Selbert.

Gestützt werde die Auffassung der zu geringen Finanzierungsausstattung der Kommunen in Hessen im Bereich Asylbewerberbetreuung und –unterbringung durch ein Gutachten des Landesrechnungshofs. Dieser hatte in seinem Kommunalbericht 2013 feststellt, dass im Jahr 2011 der Eigenanteil der betrachteten Landkreise für die Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern in Hessen bei durchschnittlich 46% lag. „Das heißt, vom Land wurden nur knapp über die Hälfte der anfallenden Kosten übernommen und daran hat sich bis heute nur wenig geändert“, stellt Selbert fest.

 

Besonders problematisch sei, dass das Land mit keinem Wort auf die bisher aufgelaufenen allein von den Kommunen getragenen Kosten eingeht. „Allein im Landkreis Kassel sind von 2009 bis 2014 rund elf Millionen Euro an Schulden des Landes bei uns aufgelaufen und dieser Betrag wird in diesem und im nächsten Jahr weiter ansteigen“, rechnet die Vizelandrätin vor.

 

Hintergrund:

Die aufgeführten Zahlen beziehen sich auf die Leistungsberechtigten nach dem  Asylbewerberleistungsgesetz. Sofern die Asylbewerberinnen und Asylbewerber einen anderen Aufenthaltstitel (wie z.B. eine Aufenthaltserlaubnis von mehr als sechs Monate erhalten) werden sie in dieser Statistik nicht mehr erfasst. Die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen, die als Asylbewerber eingereist sind, ist daher höher. Eine statistische Erfassung findet allerdings nicht statt.



Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn

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LANDKREIS KASSEL
Pressesprecher
Harald Kühlborn
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