27. November 2015

Reise weg vom Verstand

Erste Demenz-Fachtagung stößt auf großes Interesse

Grefrath

Wie kann man Menschen mit Demenz die Teilhabe am Alltag ermöglichen? Mit dieser Frage haben sich die Teilnehmer der Fachtagung in der Albert-Mooren-Halle in Oedt beschäftigt. Unter dem Titel „Menschen mit Demenz im Quartier“ hatte das Demenz-Servicezentrum NRW eingeladen mit Unterstützung des Forums Demenz im Kreis Viersen, vertreten durch die Rheinische Gesellschaft für Innere Mission und Hilfswerk, die gerontopsychiatrische Beratungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland sowie der Volkshochschule und des Sozialamtes des Kreises Viersen. Mehr als 100 ehrenamtlich Engagierte, Schüler und Mitarbeiter aus dem Pflegebereich kamen zu Vorträgen und Diskussionsrunden nach Oedt.

„Quartier ist ein Wort, das man vor allem aus der Stadtplanung kennt“, sagte Ingo Schabrich, Dezernent für Soziales beim Kreis Viersen. Der Begriff mache deutlich, worum es gehe: Den Menschen mit Demenz ein Wohnumfeld zu ermöglichen, in dem sie sich wohl fühlen. „Dies ist auch eine Aufgabe der Pflegeplanung geworden“, so Schabrich. Der Großteil der Demenz-Betroffenen wünsche sich, zuhause leben zu können. Rund 3500 Menschen mit Demenz gibt es derzeit im Kreis Viersen. Bis zum Jahr 2030 werde die Zahl auf 5000 ansteigen.

„Demenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Hans Westpfahl vom Demenz- Servicezentrum NRW Region Niederrhein. Es gehe um Fragen wie: Was benötigen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen? Wie bekommt das Krankheitsbild mehr Akzeptanz? Wie steigert man die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben? „Antworten auf diese Fragen sind nur mit hohem gesellschaftlichen Engagement zu leisten“, so Westpfahl.

Man dürfe bei den wichtigen Fragen zum Wohnumfeld nicht die liebenswerten kleinen Gesten vergessen, die das Leben liebenswert machen, forderte Erich Schützendorf. Der ehemalige Leiter der Kreisvolkshochschule und Experte für Fragen des Älterwerdens führte durch das Programm. Demenz sei eine „Reise weg vom Vorstand“, die es so angenehm wie möglich zu gestalten gelte.

Das Zugehörigkeitsgefühl zum Wohnumfeld - oder wie Erich Schützendorf es nannte: die „Verbundenheit“ - ist wesentliches Merkmal um ein Quartier zu identifizieren. Dies ist ein wichtiges Ergebnis der Fachtagung. Diese Verbundenheit und die Bereitschaft, füreinander Verantwortung zu übernehmen, ist Voraussetzung eines wertschätzenden gesellschaftlichen Umfeldes, das Menschen mit Demenz den nötigen Sicherheit und Schutz für ein würdevolles und weitestgehend selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Eine „unterstützende Nachbarschaft“, so formulierten die Teilnehmer, richtet sich an alle Generationen: Sowohl junge, alte, behinderte und dementiell-veränderte Menschen sollen dort ein Wohnumfeld nach ihren Bedürfnissen gestalten können, in dem sie sich zugehörig und verbunden fühlen.

Zudem sammelten die Organisatoren Vorschläge und Ideen, wie vorhandene Ressourcen genutzt und in Netzwerken weiterentwickelt werden können. Die Dokumentation zur Fachtagung wird ab Februar 2016 auf den Internetseiten des Demenzservicezentrums und des Kreises Viersen als Download zur Verfügung stehen.

www.demenz-service-nrw.de
www.kreis-viersen.de


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Demenz

Die Teilhabe von Menschen mit Demenz am Alltag stand im Mittelpunkt der Fachtagung mit Kreis-Sozialdezernent Ingo Schabrich (Mitte), Hans Westpfahl vom Demenz-Servicezentrum NRW (l.) sowie Erich Schützendorf, Experte für Fragen des Älterwerdens. Foto: Benedikt Giesbers / Abdruck honorarfrei

Herausgeber:

Kreis Viersen - Der Landrat
Axel Küppers
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