(pen) Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt. Doch für die, die Arbeitslosigkeit in zweiter oder dritter Generation erleben, ändert sich meist wenig. Landrat Olaf Schade und andere Verwaltungschefs im Ruhrgebiet wollen das ändern.
„Wir machen uns für ein Förderprogramm stark, dass die in manchen Familien über Generationen hinweg verfestigte Arbeitslosigkeit knackt“, erläutert Schade. Verabredet wurde die parteiübergreifende Initiative bei einem Treffen, an dem jetzt in Herne die Landräte und Oberbürgermeister des Ruhrgebietes sowie Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr, teilnahmen.
Bis Juni soll von Verwaltungsfachleuten der Ruhrgebietskreise und -städte ein Eckpunktepapier für das Einrichten der „Modellregion Ruhrgebiet gegen Langzeitarbeitslosigkeit“ und ein passgenaues Förderprogramm erarbeitet werden. Dies soll als Grundlage für eine Diskussion mit dem Bund genutzt werden.
Schon heute ist die Botschaft klar: Die letztlich gescheiterten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen alter Prägung mit Jobverteilung nach dem Gießkannenprinzip sollen auf keinen Fall neu belebt werden. Vielmehr soll ein Programm auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten werden: „Wir wollen den Chancenlosen eine Chance geben“, so Schade.
Im Blick haben die Verwaltungschefs dabei diejenigen, die seit mehreren Jahren keine Berührung und keine Erfahrung mit der regulären Arbeitswelt haben. Für diesen Personenkreis mit mehreren so genannten Vermittlungshemmnissen sollen Teilhabe an der Arbeitswelt und neue Chancen eröffnet werden. Wichtig ist dem Landrat auch, dass durch den angedachten „öffentlich geförderten Arbeitsmarkt keine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt entsteht, aber dennoch Brücken zu einem normalen Beschäftigungsverhältnis gebaut werden“.
Kostenneutral wird so ein Förderprogramm nicht werden. „Es ist aber immer besser, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit“, betont der Landrat. Der Kreis und die Städte bezahlen Arbeitslosigkeit vor allem über die Kosten der Unterkunft für Bezieher von Arbeitslosengeld II mit.
„Wenn der Bund über ein Förderprogramm in sozialversicherungspflichtige Arbeit investiert, bekommen nicht nur oft am Rande der Gesellschaft stehende Menschen ihre möglicherweise erste Chance zu arbeiten. Auch eine immer wieder aufkommende Neiddiskussion wird eingedämmt“, ist der Chef der Kreisverwaltung überzeugt.
Stichwort Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
In ihrer Jahresbilanz für 2015 hatten das Jobcenter EN und die Agentur für Arbeit Hagen dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis die Note „gut“ gegeben. Dafür wurden folgende Gründe angeführt:
An Ennepe und Ruhr waren im letzten Jahr im Jahresdurchschnitt 11.770 Menschen arbeitslos gemeldet, 786 oder 6,3 Prozent weniger als 2014. Zudem gab im Vergleich Jahresenden 2014/2015 Zuwächse bei den Stellenangebote (7,8 Prozent) und den unbesetzten Stellen (plus 97 auf 1.542). Als bemerkenswert hervorgehoben wurde auch der Zuwachs von 2.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Insgesamt lag die Zahl dieser Stellen in den neun Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises damit Ende letzten Jahres bei 102.800. Ein Jahresplus von 2 Prozent, ein Fünf-Jahres-Zuwachs von fast 8 Prozent.
Deutlich gemacht worden war aber auch: Die mit diesen positiven Entwicklungen verbundenen Chancen sind unterschiedlich. Qualifizierte, junge und gesunde Menschen sind gefragt, Langzeitarbeitslose haben aus vielerlei Gründen - Mangel an Ausbildung und Berufserfahrung, gesundheitliche Einschränkungen, Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - größere Schwierigkeiten, ein passendes Angebot zu finden.