Bocholt, 29. April 2016
Stadtgeschichte: Prinz August Wilhelm von Preußen in #Bocholt
Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats
Bocholt (PID).
Der NSPDAP-Kreis Borken-Bocholt veranstaltete am 16. und 17. Mai 1936 in Bocholt ein großes Kreistreffen mit all ihren Formationen und Gliederungen der allein herrschenden Partei, mit einer Abordnung der Wehrmacht und den militärähnlichen Verbänden. Daran erinnert jetzt das Bocholter Stadtarchiv in seiner allmonatlichen Reihe.
Rund 6.000 Uniformierte aus dem regionalen Umland zählte man an beiden Tagen in der Stadt. Es wurde als die größte Veranstaltung gepriesen, die Bocholt jemals in seiner Geschichte erlebte und diente dazu, "den nationalsozialistischen Gedanken weiter in das Volk hineinzutragen". Im Mittelpunkt stand eine Großkundgebung auf der städtischen Wiese an der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Meckenemstraße). Als Hauptredner trat dort – neben Gauleiter Dr. Alfred Meyer - der SA-Gruppenführer Prinz August Wilhelm von Preußen auf.
Prinz „Auwi“ war der vierte Sohn des früheren deutschen Kaisers Wilhelm II. und hatte sich schon vor der sog. Machtergreifung zum Nationalsozialismus bekannt. In seiner Rede warb der Adelige für Adolf Hitler und dessen Ideen. Er begann seine Ansprache mit Äußerungen über seine vermeintliche Selbstlosigkeit und Hingabe zu Führer, Volk und Staat und forderte das gleiche auch von jedem einzelnen. Die weiteren Ausführungen waren gekennzeichnet von überzogenen Lobpreisungen auf den obersten Staatsführer. Das Foto zeigt Prinz August Wilhelm (vorne, zweiter von links) im Kreis weiterer Amtsträger. Zu seiner Linken erkennt man SA-Gruppenführer Otto Schramme, rechts neben dem Prinzen geht Kreisleiter Heinrich Pfeffer, sodann wahrscheinlich Stadtrat Heinrich Uhlenkotte und rechts Oberbürgermeister Emil Irrgang. Im Hintergrund rechts ist das Haus der Gesellschaft Casino und links die Tribüne zu sehen, von wo aus Prinz August Wilhelm zu den Massen sprach.
Die Kreisleitung Borken-Bocholt hatte zu dem Treffen nicht eingeladen, sondern vielmehr zur Teilnahme aufgerufen. Fahnenschmuck, Aufmärsche, Appelle, Empfänge, Zapfenstreich und Großkundgebung – das waren die Äußerlichkeiten, von denen das Kreistreffen gekennzeichnet war. Man sollte aber annehmen, dass bei solchen Zusammenkünften auch Gespräche geführt wurden und dass diese im Mittelpunkt der eigentlichen Veranstaltung standen. Davon vernahm man kaum etwas. Stattdessen reduzierte sich die separate Zusammenkunft der Kommunalpolitiker, die zudem noch als „Sondertagung“ ausgewiesen wurde, auf nur zwei Stunden.
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt. Foto: Stadtarchiv Bocholt
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Vor 80 Jahren: Der braune Prinz "Auwi" in Bocholt. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)