01. Juli 2016

Vom Holzklotz zum Plastikstein

Das Niederrheinische Freilichtmuseum stellt Baukästen aus

Grefrath

Wohl so mancher Ingenieur hat seine ersten Feldversuche als Heranwachsender mit Fischertechnik, Lego oder Stabil gemacht. Doch nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, die später einen technischen Beruf ergreifen, sind Baukästen seit jeher beliebtes Spielzeug mit lebensweltlichem Bezug. Das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen widmet den Baukästen eine Studioausstellung. „Das Prinzip Baukasten. Vom Holzklotz zum Plastikstein“ ist von Sonntag, 3. Juli, bis Sonntag, 2. Oktober, Am Freilichtmuseum 1 in Grefrath zu sehen.

Die Ausstellung zeigt etwa 50 Baukästen von 20 Herstellern aus unterschiedlichen Epochen. Die Schau ist eine Ergänzung zur Dauerausstellung im Spielzeugmuseum. „So haben die Besucher die Möglichkeit, einmal die Vielzahl an Baukästen zu sehen, von denen der Großteil ansonsten im Depot eingelagert ist“, sagt Ingo Schabrich, Kreisdirektor und Kulturdezernent des Kreises Viersen. Mithilfe dieser Kästen zeichnet das Niederrheinische Freilichtmuseum eine kleine Geschichte der Baukästen nach. Die Besucher haben zudem die Möglichkeit, an vier Spieltischen einige der Systeme auszuprobieren.

„Bereits der antike Philosoph Plato berichtet von Kindern, die spielerisch kleine Häuser nachbauen“, sagt Kevin Gröwig, stellvertretender Museumsleiter. Den Baukasten als Beschäftigungsspiel entwickelte der Pädagoge Friedrich Fröbel zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Quader, Prismen und Zylinder bilden seitdem die Grundlage vieler Ausprägungen dieses Spielzeugs. In schier zahllosen Kombinationen zusammengesetzt, werden die Steine zu Häusern, Türmen oder Burgen. Gefördert wird die Ausstellung von der Stiftung Lore und Wolfgang Hoffmann für Spielzeug- und Kindheitsforschung. „Auch die gezeigten Ausstellungsstücke stammen aus dem Stiftungsbesitz“, sagt der Stiftungsvorsitzende, Herbert Kättner.

Gewichtige Steinbaukästen
Klassische Materialien der enthaltenen Bauteile sind Holz, Stein und Metall. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kommen verschiedene Kunststoffe dazu. „Neben der Auseinandersetzung mit technischen Berufen, den Gesetzen der Statik sowie mit Größenverhältnissen sollten Baukästen auch den Ordnungssinn fördern“, so Gröwig.

Stein- oder Keramikbaukästen erlebten ihre Blütezeit zwischen den 1880er- und 1930er-Jahren. Unangefochtener Marktführer war die Firma Richter aus Rudolstadt (Thüringen) mit ihren Anker-Steinbaukästen. Eines dieser Modelle ist mit einem Gewicht von mehreren Kilogramm der schwerste Baukasten der Ausstellung. Der kleinste Holzbaukasten „kleiner Schwede" der Firma S.F. Fischer Spiel- und Holzwaren-Fabrik passt hingegen in eine Streichholzschachtel.

Ende des 20. Jahrhunderts eroberten imposante Bauwerke mit einem Stahl-Skelett die Erde. Der Metallbaukasten greift diese Bauweise auf: Er ermöglicht die Errichtung stabiler Bauwerke und Maschinen mit Hilfe von Metallbauteilen, die von Schrauben und Muttern zusammengehalten werden. „Metallbaukästen richteten sich an eine technikinteressierte, männliche Zielgruppe“, so der stellvertretende Museumsleiter. „Dies machen bereits die Illustrationen auf den Kastendeckeln deutlich, die vor allem Jungen beim Spiel zeigen.“ Zu Weltruhm brachte es vor allem der britische Erfinder Frank Hornby. Seine Baukästen mit dem Namen „Meccano“ setzten auf genormte Lochstreifen aus Metall. Mit Achsen und Wellen wurden die Bauteile zu beweglichen Modellen.

Das goldene Zeitalter der Kunststoffbaukästen begann in den 1950er Jahre mit Marken wie Idema oder Lego. Schnell eroberten sie mit ihrer Vielseitigkeit die Kinderzimmer und verdrängten viele der bis zu diesem Zeitpunkt populären Baukästen. Josef Dehm entwickelte den Baukasten Idema, der schon 1949 in Kindergärten verwendet und ab 1954 auf dem Spielzeugmarkt gehandelt wurde. Vorbild der Idema-Steine war der klassische Ziegelstein, der im Maßstab 1:10 aus Kunststoff nachgebildet wurde.

Lego setzt auf gutes Marketing
Der heute eng mit Kunststoffbaukästen verbundene Name Lego wurde 1934 für Holzspielzeuge entwickelt. Erst seit Ende der 1950er Jahre bezeichnet er die genoppten Bausteine. Bereits 1949 veröffentlichte der Lego-Erfinder Ole Kirk Christiansen den sogenannten „Mauerstein“. Mit seinen Noppen ähnelte er bereits dem heutigen Legostein, war im Inneren jedoch vollkommen hohl. So konnten die Mauersteine zwar aufeinander gestapelt werden, gingen jedoch noch keine feste Verbindung ein. Diese wurde erst durch die Ergänzungen von Hohlzylindern im Inneren des Steines möglich, die als Gegenstück zu den Noppen auf der Steinoberseite dienten. „Gutes Marketing, der Ausbau zum erweiterbaren Systemspielzeug und eine stetige Weiterentwicklung der Produktreihe machte Lego weltweit zu einem der beliebtesten Kunststoffbaukästen“, so Kevin Gröwig.

Heute ist vor allem der Produktname „Fischertechnik“ eng mit den Konstruktionsbaukästen verknüpft. Das Unternehmen des deutschen Erfinders Artur Fischer brachte 1966 das erste Modell auf den Markt. Da die Firma bereits Erfahrung in der Verarbeitung von hochwertigen Kunststoffen hatte, waren die Bauteile passgenau und konnten sehr leicht mithilfe von Nut und Zapfen verbunden werden. Fischertechnik-Baukästen ermöglichen den Bau von komplexen Funktionsmodellen und werden auch im Technikunterricht als Lehrmittel und in der Industrie zur Planung von neuen Maschinen eingesetzt.

Auch den modernen Modellen liegt immer noch das Prinzip der ersten Baukästen zugrunde. Verändert haben sich die Baukästen vor allem hinsichtlich des Materials: von Holz zu Stein zu Metall und zu Kunststoff. Allerdings werden heute noch Baukästen aus allen Materialien produziert. Verbessert hat sich über die Jahrhunderte durch neue Verbindungsmöglichkeiten vor allem die Stabilität.

Das Museum

Das Niederrheinische Freilichtmuseum befindet sich in Grefrath, Am Freilichtmuseum 1. Geöffnet ist täglich außer montags 10-18 Uhr (Nov.-März bis 16 Uhr). Eintritt 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro (bis 5 Jahre frei); Am Wochenende haben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren freien Eintritt. Familienkarte 9 Euro; Abendkarte 2 Euro (ab 60 Minuten vor Schließung).

www.niederrheinisches-freilichtmuseum.de

www.facebook.com/NiederrheinischesFreilichtmuseum


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Baukasten

Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich, Kevin Gröwig, stellvertretender Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums, sowie Herbert Kättner (v.l.), Vorsitzender der Stiftung Lore und Wolfgang Hoffmann für Spielzeug- und Kindheitsforschung zwischen modernen Baukästen aus Plastik: Das Museum dokumentiert die Geschichte der Baukästen in einer Sonderausstellung. Foto: Kreis Viersen / Abdruck honorarfrei

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