Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 15. August 2016

Umwelt: Mit Ultraschall gegen Blaualgen in #Bocholt

Komplettpaket Analyse und Anwendung - "Blaualgen das Leben schwer machen"

Bocholt (PID).   Seit heute, 15. August 2016, werden die Blaualgen im Aasee mit Ultraschall bekämpft und zwar bevor sie sich entwickeln können. Hartmut Wassmann erläuterte beim Pressetermin am 12. August 2016 Funktionsweise und Wirkung der Ultraschallgeräte, die am Bootssteg am Aasee angebracht wurden.

Karin Klümper vom Gesundheitsamt des Kreises Borken, Werner Borgers vom Bocholter Wassersportverein, der das Boot zur Verfügung stellte, Reinhold Wilke, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün sowie sein verantwortlicher Mitarbeiter Wilhelm Kirchner, waren neben Wassmann zum Pressetermin gekommen.

Problem kommt wieder

"Wir mussten in den Jahren 2014, 2015 den Aasee aufgrund der Blaualgenblüte, die normalerweise im September, Oktober auftritt, sperren", berichtet Reinhold Wilke. Blaualgen sind für Badegäste ein Risiko, sie können Haut- und Schleimhautreizungen sowie Bindehautentzündungen und Ohrenschmerzen auslösen. "Wir mussten uns dann in den Analysen in den beiden letzten Jahren die Frage stellen, ob es sich um wiederkehrende Problematiken handelt", so Wilke weiter, "und im Ergebnis müssen wir davon ausgehen, dass die Blaualgen alljährlich wiederkehren." Mögliche Abhilfemaßnahmen seien schnell gefunden und aus Kostengründen wieder verworfen worden, ob es um Entschlammungsaktionen, (Kosten über 1 Mio Euro) oder Schilfbeete zur Filterung des Wasser ("das ist ein Riesenaufwand") oder das Absperren der Badebucht mit "Vorhängen", "alle sind sowohl nicht praktikabel als auch viel zu teuer", betonte Wilke.

Ultraschall das Stichwort

"Dann sind wir auf das Büro Wassmann mit dem Stichwort 'Ultraschall' aufmerksam geworden", erzählt Wilke, "wir haben uns intensiv mit ihm ausgetauscht, uns von seinen Forschungen und Ergebnissen berichten lassen uns aber auch natürlich in Münster, wo das Verfahren am Hiltruper See schon erfolgreich eingesetzt wird, erkundigt."Dort habe Wassmann ein Ergebnis von 80% weniger Blaualten erreicht, Umweltschäden wurden keine festgestellt, andere Organismen überhaupt nicht beeindträchtigt. 

Komplettpaket Analyse und Anwendung

"Der Ausschuss für Umwelt und Grün hat dann nach der Vorstellung des Verfahrens durch das Büro Wassmann entschieden, das Komplettpaket Analyse und sofortige Anwendungsphase zu nehmen", sagt Wilke, "das ist der große Vorteil, dass wir Analyse und Anwendung gleichzeitg starten und im Paket auch die Auswertung der Ergebnisse enthalten ist."

Erfolg nicht garantiert

Offen wird kommuniziert, dass der Erfolg nicht garantiert werden kann. "dennoch sind wir zuversichtlich, dass die Zyanobakterien zurückgedrängt werden können", so Wilke abschließend.

Hochwaserschutz und Erholungsfunktion

Hartmut Wassmann ging in seinen Erläuterungen zunächst noch einmal darauf ein, welche Funktionen der Aasee habe. "Wir haben hier nicht nur die Naherholungsfunktion, die sicherlich auch groß geschrieben wird", betont Wassmann, "wichtig und diese Funktion ist absolut gleichberechtigt, ist auch die Hochwasserschutzfunktion des Aasees." Beide Funktionen seien nur schwer in Einklang zu bringen. Ohne den Aasee sei die Innenstadt bei den beiden Hochwassern im Juni "abgesoffen". Der Aasee habe die Flutwelle gedämpft.

"Gedeckter Tisch"

Durch das Hochwasser seien aber auch weitere Nährstoffe in den Aasee gelangt, die sich als Sediment am Boden ablegen. "Dadurch könnten die Algen jetzt besonders gut wachsen, die finden einen gedeckten Tisch vor", ist sich Wassmann sicher, "wenn es eine trockene, warme Phase ohne viel Winde gäbe; die Algen finden jetzt die beste Näherstoffsituation vor und bevor die jetzt zur Entwicklung ansetzen, wollen wir schon in der Anfangsphase mit der Ultraschall bekämpfung starten."Eine Prognose sei aber nicht möglich. 

Begleitendes Monitoring

Die Maßnahme soll nicht nur 2016 laufen, "wir müssen das weiter begleiten und in einem Monitoring die Ergebnisse zusammenfassen, um die Situation im Aasee besser verstehen zu können", betont Wilke, "die Ursachen sind klar, Nährstoffeinträge durch die Luft, absterbende Pflanzenteile, Sedimentation. Wichtig ist aber auch, wieviel freier Wasserkörper ist da, wie sind die Witterungsverhältnisse."

Vollrausch mit Phosphor

Am Tegeler See habe man durch eine 1/4 Mrd teure Anlage erreicht, den kompletten Phosphor aus dem See zu halten. "Vergleichen wir den Aasee mit einem Alkoholkranken", bleibt Wassmann bildhaft, "so haben es nach den zwei Hochwasser mit einem Vollrausch mit Phosphor zu tun, so groß ist jetzt das Nährstoffangebot." Mit Ultrschall habe er sich schon länger beschäftigt, im Rahmen eines Forschungsprojektes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegen Grünalgen. "Die sind zu klein für Filter, reagieren aber, genau wie Blaualgen, auf Ultraschall", berichtet Wassmann. Mit einem geringen Schalldruck erzielt er mit seinen Geräten auf einer großen Fläche die beste Wirkung. Und es trifft nur die kleinen und ungeschützten Algen, "die reagieren auf Ultraschall; Kieselalgen reagieren nicht, entwickeln sich dann besser und das ist gut fürs gesamte System", weiß Wassmann. 

Und wie geht das genau?

Blaualgen haben Schwimmblasen, um damit an die Oberfläche treiben zu können. Mit den speziellen Ultraschallwellen, die im Wasser bestens verbreitet werden, werden diese Schwimmblasen zerstört, den Blaualgen fehlt der Auftrieb, sie sinken zu Boden, dort gibt es kein Licht und keinen Sauerstoffund sie sterben ab.

Ein Gerät ist in Richtung Jonas ausgerichtet, eines in Richtung Badebucht, "damit können wir den gesamten Aasee abdecken", ist sich Wassmann sicher.

Blaualgen das Leben schwer machen

"In Bocholt fangen wir jetzt bei Null an", sagt Wassmann, "die Blaualgen sind findig,; versprechen können wir nichts, aber wir wollen den Blaualgen das Leben schwer machen." Für Mensch und Tier stellen die Ultraschallwellen keine Bedrohung dar, "wir brauchen für die Blaualgen spezielle Schallmuster, die für andere Lebewesen völlig unbedenklich sind."

Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Presse- und Informationsdienst, Bruno Wansing, Telefon +49 2871 953-571, E-Mail: bruno.wansing@mail.bocholt.de


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Umwelt - Blaualgen - Bild 1
Hartmut Wassmann vom Büro Wassmann ist beauftragt, im Bocholter Aasee die Blaualgen mittels Ultraschall so zu bekämpfen, dass sie sich gar nicht erst ausbreiten können - Foto: Bruno Wansing, bocholt.de

Umwelt - Blaualgen - Bild 2
Hartmut Wassmann (links) erläutert Reinhold Wilke die Messergebnisse - Foto: Bruno Wansing, bocholt.de

Umwelt - Blaualgen - Bild 3
Wilhelm Kirchner vom Fachbereich Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün zeigt, wie das Ultraschallgerät zur Blaualgenbekämpfung befestigt ist und eingesetzt wird - Foto: Bruno Wansing, bocholt.de

Umwelt - Blaualgen - Bild 4
Nicht größer als ein Kaffeepott ist das Ultraschallgerät, das seit dem 15. August 2016 am Aasee eingesetzt wird, um die Blaualgen zu bekämpfen - Foto: Bruno Wansing, bocholt.de