Kreis Steinfurt. Der langjährige Oberkreisdirektor des Kreises Steinfurt, Dr. Heinrich Hoffschulte, ist am 30. Oktober im Alter von 75 Jahren verstorben. 16 Jahre – von 1980 bis 1996 - bekleidete er das Amt des Chefs der Kreisverwaltung Steinfurt. „Sein Name ist untrennbar mit dem DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, dem Flughafen Münster/Osnabrück und dem europäischen Gedanken verknüpft“, so Landrat Dr. Klaus Effing.
Geboren wurde Dr. Heinrich Hoffschulte am 15. Juni 1941 in Danzig. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Münster, Frankreich und Brasilien bestand er 1964 die 1. Juristische Staatsprüfung. Neben dem juristischen Vorbereitungsdienst studierte Dr. Hoffschulte auch christliche Sozialwissenschaften und portugiesische Sprache. Es folgten Studien in Sao Paulo sowie an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, bevor er 1968 auch das 2. Staatsexamen absolvierte. Eine besondere Auszeichnung war anschließend das Studium an der École Nationale d’Administration in Paris. 1971 promovierte er mit „magna cum laude“. 1970 bis 1975 war Heinrich Hoffschulte Beigeordneter und bis 1980 Stadtdirektor der Stadt Werne.
Am 9. Juni 1980 wählte der Steinfurter Kreistag Dr. Hoffschulte als Nachfolger von Leo Böhmer zum Oberkreisdirektor. 1988 wurde er für eine zweite achtjährige Amtsperiode bestätigt. Mit Tatkraft, Ideen und Durchsetzungsvermögen lenkte der Verwaltungsexperte bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Oktober 1996 die Geschicke der Kreisverwaltung.
Während seiner Amtszeit gehörten die Verkehrsinfrastruktur und die Wirtschaftsförderung zu den Aufgaben, denen er sich in besonderem Maße widmete. Dazu zählte der Flughafen Münster/Osnabrück, für den er sich als Aufsichtsratsvorsitzender auf allen Ebenen intensiv einsetzte.
Trotz der Krise in der Textilbranche, der Landwirtschaft und im Kohle-Bergbau konnten in dieser Zeit des Strukturwandels über 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei setzte Dr. Hoffschulte auch auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen und berufsständischen Organisationen.
Herzensangelegenheiten waren für ihn die Kulturförderung und die Denkmalpflege. Als Vorsitzender des Trägervereins Kloster Gravenhorst e.V. hat er sich um den Erhalt des Klosters Gravenhorst verdient gemacht. Zudem hat er den Denkmalpflegewerkhof in Steinfurt maßgeblich ins Leben gerufen. Ferner hat er sich für den Erhalt der Hollicher Mühle in Steinfurt und deren Restaurierung eingesetzt. Auch das Kötterhaus im Kreislehrgarten hat er für die Nachwelt gerettet. Neben zahlreichen Schriftenreihen des Kreises Steinfurt ist durch seine Initiative 1987 die Jahrbuchreihe „UNSER KREIS“ ins Leben gerufen worden, dessen 30. Band in diesem Jahr erschienen ist. Seinem Sinn für Geschichte ist es zu verdanken, dass das Kreisarchiv entstanden ist. So geht auch die Idee der Jubiläumsveranstaltungen zum 350järhigen Bestehen des Westfälischen Friedens auf ihn zurück. Ebenso hat er sich einen Namen in der Erforschung der Geschichte gemacht, angefangen mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und den ersten demokratischen Anfängen in der Nachkriegszeit.
Zu den weiteren Verdiensten gehörte seine Initiative zur Gründung der Aktion Münsterland, des heutigen Münsterland e.V. Ebenso intensiv und engagiert hat er den Aufbau der Kreisleitstelle in Rheine verfolgt.
Seine berufliche Leidenschaft gehörte dem europäischen Gedanken. Auf europäischer Ebene hat er sich für die Kommunale Selbstverwaltung stark gemacht. 1990 erhielt der Kreis Steinfurt die Ehrenfahne des Europarates. Im Juni 1995 wurde Dr. Hoffschulte einstimmig zum Präsidenten des Rates der Gemeinden und Regionen Europas – der Deutschen Sektion – gewählt. Auch die Kreispartnerschaft zum Kreis Malchin und später Demmin in Mecklenburg-Vorpommern sind unter seiner Führung initiiert worden.
Für seine langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten in zahlreichen Initiativen wurde der Verstorbene mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, das ihm am 7. April 1992 durch den damaligen Regierungspräsidenten Münster, Erwin Schleberger, mit den Worten überreicht wurde: „Das war mehr als überfällig.“
Heinrich Hoffschulte verbrachte seinen Lebensabend in der Stadt Münster.