„Rumsitzen ist mir zu langweilig“

Die Aufgabe scheint für Grundschulkinder kaum zu schaffen: Gleich acht gestapelte, blaue Turnmatten in den Geräteraum bringen. Alleine geht das nicht. Normalerweise tragen die Schüler Matten zu zweit. Vier Schüler? Klappt nicht. Schnell ist klar, dass alle elf Schüler der Bewegungsgruppe „Spiel, Spaß, Spannung“ mit anpacken müssen. Mit großer Kraftanstrengung legen die Schüler die Matten ab und erobern unter großem Getöse den Mattenwagen. Sport in der offenen Ganztagsschule (OGS) – das bedeutet Herausforderung und Spaß. „Hier sind meine Freunde. Nur in der OGS rumzusitzen, ist mir zu langweilig“, sagt der neunjährige Tim aus dem dritten Schuljahr.

Die Bewegungsgruppe gehört zu mehreren Sportangeboten im Rahmen der Offenen Ganztagsschule der Schiefbahner Hubertusschule. Die katholische Schule arbeitet hier unter anderem mit der DJK VfL Willich zusammen. Koordiniert wird das Angebot der neun Willicher Grundschulen und acht weiterer Schulen in Nettetal (5), Grefrath (2) und Niederkrüchten-Elmpt (1) vom KreisSportBund Viersen und dem Stadtsportverband Nettetal. Die sogenannten „Koordinierungsstellen für die Sportangebote im Ganztag“ nehmen den Vereinen nicht nur viele Formalitäten ab, die sie für die Nachmittagsbetreuung zu erledigen haben. Sie sorgen auch dafür, dass es genügend Ausbildungsangebote für die Übungsleiter gibt und kümmert sich um Vertretungsregelungen, wenn sie krank oder im Urlaub sind. Die Stadt Willich beispielsweise hat dem KreisSportBund diese Aufgaben im Jahr 2014 in einem Generalvertrag übertragen.

Das Angebot ist so breit aufgestellt wie die Sportvereine im Kreis Viersen und die Interessen der Schülerinnen und Schüler. Oft gehören allgemeine Bewegungsangebote wie „Sport, Spiel, Spannung“ dazu, aber auch spezielle Sportarten wie Judo, Kampfsport-Mix, Fußball oder Handball. Prinzipiell ist alles denkbar. „Die Kinder nehmen unsere Sportangebote gut an“, stellt Schulleiterin Martina Ebert zufrieden fest. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir das Angebot ausweiten.“ Ihr Wunsch ist beim KreisSportBund schon notiert. Der KreisSportBund ist ständig mit den Sportvereinen im Kreis im Gespräch und wird bald einen Vorschlag machen. In diesem Schuljahr werden 59 Sportangebote in Offenen  Augenblick laufen 59 Sportangebote in Offenen Ganztagsschulen über seinen Schreibtisch.

Wenn die achtjährige Zuzanna aus dem dritten Schuljahr gefragt wird, dann ist ihr Vorschlag eindeutig: „Ich mag besonders Judo.“ Eigentlich sind ihr aber andere Dinge wichtig: „Beim Sport sind immer Freunde, mit denen ich mich gut verstehe. Hier wird sogar immer gefragt, wie man sich fühlt.“ KSB-Geschäftsführerin Klaudia Schleuter hört solche Sätze gerne. Sie zeigen ihr, dass das Konzept aufgeht: „Wir wollen den Grundschulkindern zeigen, dass Bewegung Spaß macht. Der Leistungsgedanke steht dabei nicht so sehr im Vordergrund. Wir wollen aber schon erreichen, dass die Kinder mit einem Sportverein in Kontakt kommen, den sie in der Schule kennengelernt haben.“ Durch den Ganztagsunterricht gehen Kinder heute seltener in einen Sportverein als früher. Es fehlt einfach die Zeit am Nachmittag.

„Aushängeschild“ des Vereinssports an der Hubertusschule ist in dieser Stunde Trainer Thomas Rips, Abteilungsleiter bei der DJK/VfL Willich. Er findet immer wieder neue Spiele und Projekte für das Bewegungsprogramm. Die Bewegungsstunden und die Kinder sind ihm ans Herz gewachsen: „Ich mache das hier gerne, weil niemand ehrlicher und dankbarer ist als die Kinder. Die Kinder können mehr als man glaubt. Sie haben sich sogar schon Hebefiguren zu Musik selbst ausgedacht.“

Inzwischen haben die Kinder gemeinsam alle Matten im Geräteraum verstaut. Thomas Rips muss nur noch das Tor schließen. In diesem Moment rennen die Kinder schon wieder wild durch die Halle. Gleich wird Rips alle elf noch einmal zusammenrufen und bis nächste Woche verabschieden. Die Kinder dürfen dann wieder am Programm „Spiel, Spaß, Spannung“ teilnehmen. Auch Rips wird dann wieder da sein. Darauf kann Schulleiterin Martina Ebert bei ihren Planungen setzen: „Ich schätze die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen, weil sie verlässlich ist und wir gut miteinander klarkommen. Es ist einfach eine gute Zusammenarbeit. Außerdem sind die Trainer gut ausgebildet.“

Willichs Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger zieht eine ähnlich positive Bilanz. Sie spricht von einer guten Entscheidung zur Zusammenarbeit, die im Jahr 2014 getroffen wurde. Für die anderen Kommunen im Kreis Viersen hat sie einen Tipp: „Ich kann das uneingeschränkt weiterempfehlen.“

Zuzanna und Tim sind inzwischen in der Umkleide und werden gleich nach Hause gehen. Und sicherlich werden sie besser gelaunt und ausgeglichener sein, als wenn sie nur herumgesessen hätten. Dann hat Thomas Rips alles richtig gemacht.

Kontakt beim KreisSportBund Viersen:

Gregor Krolewski
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gregor-krolewski@kreis-viersen.de